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Männertag unter erschwerten Bedingungen

Auch in Diesbar-Seußlitz bereiten sich Wirte und Winzer auf den Besucherandrang zu Christi Himmelfahrt vor. Nicht nur wegen Corona ist diesmal manches anders.

Von Jörg Richter
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Das junge Winzerpaar Sebastian und Maria Lehmann hofft auf viele Gäste zum Herrentag.
Das junge Winzerpaar Sebastian und Maria Lehmann hofft auf viele Gäste zum Herrentag. © Jörg Richter

Diesbar-Seußlitz. Schon zu DDR-Zeiten galt Diesbar-Seußlitz als heimliches Mekka der Herrentags-Gesellschaften. Scharen von Männern nahmen sich extra Urlaub, um sich schnieke angezogen aufs Fahrrad zu schwingen und ins idyllisch gelegene Elbweindorf zu pilgern. 

Als nach der Wende Christi Himmelfahrt zum Feiertag erklärt wurde, nahm der Besucherstrom deutlich zu. Der Seußlitzer Heiratsmarkt zog in den 1990er Jahren bis zu 10.000 Gäste an. Das ist heute nicht mehr so. Seit es die Großveranstaltung mit Jahrmarkt, Bierzelt und Trauschein für einen Tag nicht mehr gibt, hat sich der Männertag in Diesbar-Seußlitz zum Familientag gewandelt. Trotzdem zieht er jedes Jahr noch mehrere Tausend Besucher an. Sicherlich auch an diesem Donnerstag.

Allerdings sind die hiesigen Gastwirte diesmal mit ihren Angeboten zurückhaltender. Denn Corona ist auch zu Christi Himmelfahrt das beherrschende Thema.

Auf dem Parkplatz vor Ulrichs Weindomizil könnte es in diesem Jahr ruhiger zugehen als in den Jahren zuvor. Wegen der Abstandsregelung verzichtet Winzer Jan Ulrich auf einen Bierausschank und Livemusik. "Das ist mir zu riskant", sagt er. Die Gaststätte ist geöffnet, und auch ein Weinstand gibt es. Die Relax-Wiese vorm Weingut wird sicherlich mit Liegestühlen und den entsprechenden Abständen gut gefüllt sein. "Diesmal feiern wir nicht im großen Stil wie sonst", so Jan Ulrich. "Nächstes Jahr wird es hoffentlich wieder anders."

Die Bauleute sind zurzeit an der Eisdiele Pocher mit dem Straßenbau beschäftigt. Vom Elbradweg ist das beliebte Eiscafé aber zu erreichen.
Die Bauleute sind zurzeit an der Eisdiele Pocher mit dem Straßenbau beschäftigt. Vom Elbradweg ist das beliebte Eiscafé aber zu erreichen. © Jörg Richter

Auch dem Gastwirt der Seußlitzer Weinstuben, Ulrich Lehmann, ist bei dem Gedanken an zu viel Besucher nicht ganz wohl zumute. Am vergangenen Wochenende, als die Gaststätten nach Wochen der Zwangsruhe wieder aufmachen durften, habe Diesbar-Seußlitz einen Vorgeschmack auf das bekommen, was die hiesigen Wirte zum Männertag erwarten. 

"Klar wollen alle raus", sagt Ulrich Lehmann. Rein kaufmännisch sei es für die gebeutelten Gaststätten ein gutes Geschäft gewesen. Aber das Einhalten der Abstandsregeln war schwierig, "so als hätte es Corona nie gegeben", erzählt der Wirt. Deshalb habe er entschieden, zu Christi Himmelfahrt das Essen und Trinken nur draußen zu servieren und nicht in der Gaststube. Sie sei zu eng für die vorgegebenen  Abstandsregeln. 

Damit das Warten auf einen freien Platz nicht zu lang wird, empfiehlt Ulrich Lehmann einen Abstecher zu seinem Neffen Sebastian Lehmann, der im vergangenen Jahr das väterliche Weingut übernommen hat. Zusammen mit seiner Frau Maria schenkt Sebastian Lehmann Wein und hausgemachte Limonade aus. Wer will, erhält neben einer Weinflasche auch Gläser und einen Kühler, um damit im Weinberg oder auf den Elbwiesen zu picknicken. Natürlich gegen Pfand. So will das Winzerpaar möglich machen, die Abstandsregeln einzuhalten. "Damit können wir dem Publikumsverkehr gerecht werden",  sagt Maria Lehmann, die von 2017 bis 2018 sächsische Weinkönigin war. "Die Leute sind doch froh, endlich wieder ein Stück Normalität zurück zu haben."

Seit Wochen Ortsdurchfahrt zu

Zu den Corona-Bestimmungen kommt noch eine andere Einschränkung. Seit Wochen ist die Ortsdurchfahrt von Diesbar-Seußlitz eine Baustelle. Sie wird grundhaft ausgebaut und erhält eine Asphaltfahrbahn. War bei den Heiratsmärkten wegen der zahlreichen Besucher kein Durchkommen, ist es an diesem Himmelfahrtstag wegen der Baustelle so. 

Momentan ist sie vom Schlossparkplatz bis zu Lehmanns Weinstuben fast fertig. Es fehlt nur noch die obere Deckschicht. Deshalb ist die Straße auch noch nicht freigegeben. Zurzeit haben die Bauleute die Fahrbahn zwischen Lehmanns und dem Abzweig zum Brummochsenloch abgefräst und zum Teil schon mit dem Bagger aufgerissen. Hier ist noch nicht mal spazieren möglich. Dafür aber auf dem Elberadweg. 

Der Schlosspark in Seußlitz ist für den Feiertag herausgeputzt.
Der Schlosspark in Seußlitz ist für den Feiertag herausgeputzt. © Jörg Richter

Wer dort unterwegs ist, kommt auch an der Vinothek "Weinreich" vorbei. Sie gehört einer weiteren ehemaligen sächsischen Weinkönigin. Katharina Lai hofft  ebenfalls auf viele Gäste bei Steaks, Würstchen und Bier. "Zu Himmelfahrt machen wir auch mal eine Ausnahme. Da gibt es auch Bier statt Wein", sagt sie. Auch hier sollen die Gäste wegen der Corona-Bestimmungen an der frischen Luft bleiben. Die Sommerbar und die Wiese am Weinbrunnen bieten das richtige Ambiente zum Verweilen. 

Katharina Lai freut sich auf ihre Männertaggäste auf der Wiese am Weinbrunnen.
Katharina Lai freut sich auf ihre Männertaggäste auf der Wiese am Weinbrunnen. © Jörg Richter

"Was uns fehlt, ist die Fähre nach Niederlommatzsch", bedauert Katharina Lai und weis, dass der Niederlommatzscher Elbklausen-Wirt Erik Wagner ebenso denkt. In dieser Woche hat sie beim Betreiber, der Verkehrsgesellschaft Meißen, erfahren, dass die Fähre voraussichtlich erst Mitte Juni wieder einsatzbereit ist. Zurzeit wird sie in Meißen auf Vordermann gebracht. 

Das haben die "Parkengel" bereits mit dem Seußlitzer Schlosspark erledigt. Pünktlich zu Christi Himmelfahrt haben die ehrenamtlichen Helfer die Wege gekehrt und die beschädigte Freitreppe repariert. Auch die Wiese im Schlosspark ist gemäht. Zudem sind das Haus des Gastes und das benachbarte Weincafé geöffnet.

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