Von Helene Krause
Ein Märchenzelt und zwei Tische mit Spielen sind auf dem Burghof aufgebaut. Vor dem Zelt stehen mehrere Schaukeltiere aus Plüsch für die Allerkleinsten. Die Kinder können basteln. Verkaufsstände bieten leckeren Kuchen und allerhand Dinge aus Schafwolle an. Mehrere Schafe weiden in einem kleinen Gatter. Die Tiere lassen sich von den Kindern streicheln. Nur wenige Meter entfernt sitzt der Besitzer der Tiere vor einem Spinnrad. Lustig schnurrt das Rad bei jedem seiner Tritte. Die Burg Mildenstein in Leisnig lädt Familien zum Osterwochenende ein.
Die Firma „Luginsland“ ist mit ihrem Märchenzelt nach Leisnig gekommen. Geboten werden den kleinen Gästen und ihren Eltern aber nicht nur Märchen. Sie können Zaubertricks erleben oder Brettspiele ausprobieren. Ein Spiel, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander kämpfen, ist für die ganze Familie gedacht.
Mit Grips und Geschick
Mühle, Dame, Schach, Mensch-ärgere-dich-nicht und Hnefatafel können Kinder und Erwachsene an den Tischen spielen. Bei Hnefatafel handelt es sich um ein mittelalterliches Brettspiel. Das Wort Hnefa steht für Faust und Tafel bedeutet Tisch. Bei dem Spiel muss mit flachen roten und gelben Glassteinen ein großer roter Glasstein, der in der Mitte des Spieles liegt und den König symbolisiert, zu einem Eckfeld gebracht werden. Während die roten Steine den König schützen, greifen die gelben ihn an. Gezogen wird wie beim Schachspiel. Gewonnen hat, wer den König zuerst in eines der Eckfelder gebracht hat. Doch auch Geschicklichkeitsspiele ziehen die Besucher in ihren Bann. So können Interessierte versuchen ineinander verschlungene Ketten oder Ringe auseinanderzufädeln.
Für historisch Interessierte führt Michael Kreskowski als Pater Johannes durch Burgkapellen, windige Stuben und Gefängniszellen. Mit Sachverstand erläutert er die Altarfiguren in der Kapelle, zeigt die Gefängniszellen, führt auf den Kornboden und in die mittelalterlichen Burgküchen und bringt den Besuchern historische Ereignisse nahe. Bis in die 1850er Jahre wurden Teile der Burg Mildenstein noch als Gefängnis genutzt. Die Gefangenen waren an den Füßen mit Eisenketten gefesselt und wurden von Wärtern beaufsichtigt, die wegen irgendwelcher Gebrechen aus dem Militärdienst ausgeschieden waren.
Die deutsche Kultur erleben
Damit die Zelleninsassen nicht zündeln konnten, wurden die Öfen vom Gang aus geheizt. Der Dachboden der Burg wurde im Mittelalter als Kornspeicher genutzt. Um die Mäuse von dem gelagerten Getreide fernzuhalten, wurden Falkner angestellt. Lebensmittel, die im Sommer oder Herbst geerntet wurden, mussten bis zur nächsten Ernte reichen. Teilweise wurden sie in Tontöpfen eingelagert.
Sogar ein mittelalterliches Skelett, dass 1957 bei Ausgrabungsarbeiten in der Burg gefunden wurde, können die Besucher besichtigen. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Frau, denn es wurden die Überreste eines Säuglings neben den Knochen gefunden.
Katrin Lange und ihr Mann Perez Martin sind mit ihren Kindern Klaus, Francisco und Silvia Perez--Lange aus Wurzen gekommen. Ihre Verwandten aus Gran Canaria, Silvia Perez-Martin und Rafael Tobias Peña Barios, haben sie mitgebracht. „Den Ausflug zur Burg haben wir gemacht, um unseren Verwandten deutsche Kultur zu zeigen“, sagt Katrin Lange. Aus Graz sind Thomas und Sabine Fries mit ihren Kindern Gregor, Jakob und Simon angereist. „Wir besuchen die Eltern meiner Frau in Leipzig“, so Thomas Fries. „Wir haben geschaut, was in der Umgebung so los ist und sind hergekommen.“ Das Angebot für die Kinder findet die Familie toll. „Es ist alles sehr kindergerecht gemacht“, sagt Fries. Tabea und Karina Werner aus Wilkau Haßlau wollten sich zu Ostern eine Burg ansehen. Weil sie die Leisniger noch nicht kannten, entschieden sie sich für diese.