Von Thomas Morgenroth
„Ich geb Gas, ich will Spaß“, sang Markus vor 21 Jahren und hatte mit seinem unkomplizierten Pop-Schlager nicht nur einen Hit, sondern gab gleich das Credo für die neue Musikrichtung aus: Die Neue Deutsche Welle, kurz NDW genannt, steht für einfache Melodien mit heiter-ironischen Texten, bestens zum Mitsingen und Tanzen geeignet. Zwar nutzte sich das Schema rasch ab, Komponisten und Textern gingen bald die Ideen aus. Aber die Musik überdauerte die Zeiten, und heute gilt mehr denn je: Keine richtige Party ohne NDW.
Drei der Kult-Stars von damals wollen das am 31. Mai live in der Windberg-Arena in Freital beweisen, allen voran Markus selbst. Mit im „Tretboot in Seenot“ ist Frl. Menke und „Major Tom“ Peter Schilling. Auf der Bühne werden sie von Deutschlands derzeit erfolgreichster Partyband begleitet: Knutschfleck. Knutschfleck wird in Freital die NDW-Stars bei ihren Auftritten begleiten und selbst einen Set spielen.
Insgesamt vier Stunden Livekonzert verspricht der Herzogswalder Robby Heimrich von der Agentur Ybbor-direkt, der die NDW-Tour nach Freital holte. „Aber nach dem Auftritt von Knutschfleck ist noch lange nicht Schluss“, sagt der Veranstalter, der mit seinen 41 Jahren nahezu gleichaltrig ist mit Frl. Menke, Markus und Peter Schilling. Ab Mitternacht übernehmen die Radiomoderatoren Robert Drechsler und Christian Gieße, die neben flotten Sprüchen 80er-Jahre-Hits aus der Konserve präsentieren. Die Party in der Windberg-Arena, verspricht Heimrich, soll bis in die frühen Morgenstunden andauern.
Ob seine Stimmung genauso gut sein wird wie die des Publikums, hängt vor allem davon ab, wie zahlreich dieses in Freitals größten Konzertsaal strömt.
Der Abend zum Windbergfest im vergangenen September war dennoch ein Erfolg und zugleich die gelungene Premiere für die einstige Plaste-Produktionshalle als Veranstaltungsort für Rock- und Popkonzerte. Davon, meint Heimrich, könnte es bald noch mehr geben: „Wenn die Freitaler die NDW-Party annehmen, hole ich im September die Spider Murphy Gang in die Windberg-Arena.“ Ihr „Skandal im Sperrbezirk“ war 1981 ein Hit, den die bayerische Band allerdings nicht in der ZDF-Hitparade singen durfte – um das Sittlichkeitsgefühl der Zuschauer nicht zu verletzen.
Mit den Texten von Markus Mörl hatten die Programmverantwortlichen dagegen kein Problem. 1982 startete er mit „Ich will Spaß“ seine Karriere. Mit einer Zither und dem musikalischen Erbe seines Großvaters hatte sich Markus aus dem Städtchen Bad Camberg aufgemacht, um in Berlin Künstler zu werden. Mit dem Produzenten Axel Klopprogge an seiner Seite klappte es schließlich. Songs wie „Schön, schön, schön sind wir sowieso“ und das Duett mit Nena „Kleine Taschenlampe brenn“ sind Popklassiker geworden. Markus machte weiter Musik, veröffentlichte 2000 sein bislang letztes Album „Kopfüber“.
Franziska Menke dagegen war zuletzt 1992 im Studio, um eine CD einzuspielen. Aber auf der Bühne ist das „Fräuleinwunder“ der NDW nach wie vor nicht zu bremsen. Und optisch ist die 42-Jährige mit ihrem oft skurrilem Outfit noch immer eine Sensation. So wie bei ihrem ersten Fernsehauftritt 1982, als sie mit einem viel zu kurzen Dirndl „Hohe Berge“ sang. Mit „Tretboot in Seenot“ hatte Frl. Menke 1983 noch einmal einen Hit, es war einer der letzten der Neuen Deutschen Welle. Sie hat es geahnt: „Dieser ewige Humor kam einen ja selbst schon zu den Ohren raus.“
Das Revival dauert nun schon länger als die eigentliche Ära der Neuen Deutschen Welle. Das Partyvolk kann nicht genug davon bekommen, es wird auch in Freital mit Peter Schilling und seinem „Major Tom“ auf Weltraumreise gehen. Schon seit 20 Jahren ist er unterwegs, und das Raumschiff namens NDW fliegt und fliegt.
NDW-Party mit Markus, Frl. Menke, Peter Schilling und Knutschfleck am31. Mai in der Windbergarena Freital, Beginn 20 Uhr. Karten zum Preis von 19,40 Euro in allen SZ-Treffpunkten, in Pirna in der Schössergasse 3, Telefon 03501/56 33 56 20; Abendkasse 24 Euro.