Von Annett Preuß
Zweihundert Jugendliche auf einen Schlag – das ist schon eine große Nummer, findet Maren Müller. „Ein bisschen Muffensausen haben wir“, sagt die 23-Jährige. Doch der Optimismus sei stärker: „Das klappt! Notfalls machen wir Kopfstände.“
Maren gehört seit vier Jahren zum Jugendhaus Kommärzbank Hammerstadt e.V. Zur 2. Sternradfahrt am 10. Mai im Landkreis organisieren die 30 Mitglieder ein Deutsch-polnisches Jugendcamp (SZ berichtete). 200 Menschen wollen Beschäftigung, essen, trinken, und auch schlafen. Vieles sei noch in der Schwebe, sagt Maren. Die Zelte reichen vorerst nur für etwa 130 Leute. Der Verein fragt beim DRK nach, sonst will jeder die Verwandtschaft mobilisieren, um Zelte aufzutreiben. Auch am Tagesablauf wird noch gebastelt: Sportliche Wettkämpfe sind geplant, Fußball, Tischtennis, Volleyball, eine Radtour, abends Lagerfeuer und Konzert. Eine Schlechtwetter-Variante wollen die Hammerstädter in petto haben. Da gibt es Gespräche mit der Gemeinde Rietschen.
Sprachliche Barrieren fürchten die jungen Leute nicht. „Wir haben oft ausländische Bands hier. Bis jetzt hat das immer geklappt, mit Händen und Füßen oder auf Englisch.“ Das begrenzte Budget sei kein Problem: „Wir arbeiten alle ehrenamtlich und sind es gewohnt, mit wenig Geld auszukommen“, sagt sie, verweist auf den Saal im Jugendhaus, der gerade neu dekoriert wird. Die Vorbereitungen für das Camp laufen parallel zum Tagesgeschäft.
Susann Noatsch bemalt eine Wand für die heutige Oldieparty. Sie gehört zu den jüngeren Nicht-Vereinsmitgliedern, die sich in Hammerstadt treffen. „Es ist gemütlich hier, und es macht Spaß, mit den Leuten zu quatschen, auch wenn viele älter sind“, begründet die 16-Jährige. Gerade das reizt auch Jan Breu, 13 Jahre jung. Er ist der Schlagzeuger der Band „Urobiln“, die im Mai das Konzert beim Deutsch-polnischen Camp mitgestaltet und seit einem Jahr im Jugendhaus probt. „Wir texten und komponieren selbst“, erzählt Jan. So wie er sind auch Christian, der Sänger, und Gitarrist Christoph Musikschüler.
„Mittlerweile proben drei Bands bei uns“, erzählt Maren. „Wir sind um Nachwuchs bemüht und deshalb froh, dass wir Anlaufpunkt für viele Jüngere sind“, sagt die angehende Heil- und Rehabilitationspädagogin. Die seien von der Straße weg,könnten sich hier beschäftigen.
Beim Camp packen alle mit zu, Hilfe kommt von befreundeten Vereinen aus Niesky, Ebersbach und Zittau. Eine Mammutaufgabe bleibt es trotzdem. So ein Camp zu organisieren, habe etwas mit Kraft, Wissen und Organisationstalent zu tun, begründet Maren: „Wir wollen keine Randgruppe sein, sondern zur Gemeinde dazu gehören.“ Ihr Eindruck: Seit dem fünfjährigen Bestehen und dem Kinderfest im vorigen Jahr wächst die Akzeptanz. „Weil es bei unseren Konzerten laut ist, heißt das ja nicht, dass wir nur krakeelen. Wir sind jung, ja. Manche von uns sehen anders aus. Aber wir haben auch etwas auf der Kirsche. Das wollen wir auch zeigen.“