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Markenartikel sollen nach Görlitz locken

Tagesgesprächmit Michael Schulz

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Herr Schulz, Sie wollen die Görlitzer Innenstadt wieder so attraktiv machen, dass selbst Bautzener hierher einkaufen fahren. Wie soll das geschehen?

Die Qualität der Berliner Straße ist zurzeit unglaublich schlecht. Ziel muss es sein, die Görlitzer Fußgängerzone wieder zu einer ersten Einkaufsadresse zu machen. Es bedarf dazu sanierter Häuser in deren Erdgeschossen hochwertige Produkte angeboten werden, Cafés, Bänke und eine moderne Beleuchtung.

Was muss als erstes passieren?

Die Grundsanierung der Straße durch die Stadt. Die Pläne dazu sind vorhanden. Sie wurden bisher bloß nicht umgesetzt. Deswegen bin ich sehr froh, dass der Oberbürgermeister auf der nächsten Ratssitzung seine Ideen zur Wiederbelebung der Berliner und der Jakobstraße vorstellen wird. Ich hoffe, dass der Stadtrat die dafür benötigten Gelder bewilligt.

Wegen ein paar Bänken kommt aber noch kein Bautzener nach Görlitz.

Sie kommen, wenn Einkaufen in Görlitz Spaß macht. Unser Angebot muss ihnen einfach spannender als das erscheinen, was ihnen das Kornmarkt-Center in Bautzen oder die Prager Straße in Dresden bietet. Denn zusätzlich können wir mit dem einzigartigen Flair unserer Stadt punkten. Bänke und Bepflanzung sind dazu ein kleiner, aber wichtiger Schritt. Und wenn die Stadt richtig in die Infrastruktur der Berliner Straße investiert, ist das ein Signal an Investoren: Görlitz ist es ernst mit der Fußgängerzone. Zurzeit ist da kein Vertrauen da.

Und was passiert dann?

Die vielen zum Verkauf stehenden Häuser – einige gibt es schon für 15000 bis 20000 Euro – werden gekauft, hochwertig saniert und vermietet. In den Geschäften müssen Markenartikel angeboten werden. Die Kaufkraft dafür ist vorhanden. Es gibt genügend Menschen, denen Einkaufen Spaß macht und die bereit sind, dabei richtig Geld auszugeben, wenn Angebot und Atmosphäre stimmen.

Vor allem wenn Görlitz dann Sitz des neuen Kreises ist.

Richtig. Wenn die Kreisverwaltung künftig ihren Sitz an der oberen Berliner Straße hat, wird diese automatisch aufgewertet. Jeder Bewohner des Landkreises wird einmal im Jahr etwas in Görlitz zu erledigen haben. Und er wird diese Gelegenheit nutzen, um hier zu bummeln und einzukaufen. Dazu kommt kaufkräftige Kundschaft aus Zgorzelec und Umgebung. Die Polen gönnen sich noch viel eher als wir Deutschen einen Einkauf, empfinden dabei Lebensfreude und sind vor allem sehr markenbewusst. Ich bin bereit zu wetten: Investiert die Stadt in die Berliner Straße, sind binnen zweier Jahre sechs bis acht der zurzeit zum Verkauf stehenden Häuser saniert.

Gespräch: Peter Chemnitz