Von Manuela Reuß
Annett Grütze hat Hoffnung geschöpft. Viele Klinken hat die Mitinhaberin des traditionsreichen Landhauses Marsdorf geputzt, fast schon gebetsmühlenartig auf ihr Problem aufmerksam gemacht. Sogar den Dresdner Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert sprach die junge Gastronomin an: Denn ganz Marsdorf – damit auch der Gasthof – liegt kommunikationstechnisch gesehen quasi hinterm Mond. Genauso wie beispielsweise Schönborn oder das Gewerbegebiet Promigberg. DSL ist ein Fremdwort.
Die Hausaufgaben gemacht
Das soll sich jetzt ändern. Für 320000Euro will die Stadt im Rahmen des Konjunkturpakets schnelles Internet im ländlichen Raum Dresdens installieren lassen. Vorausgesetzt der Stadtrat stimmt am 12.März diesem Vorhaben zu.
Das betreffe natürlich Marsdorf und Weixdorf, bestätigte Dirk Hilbert gestern auf SZ-Anfrage. „Auch wenn sie zu Dresden gehören, sind sie doch ländlicher Raum. Förderfähig sei das Vorhaben im Bereich Infrastruktur auf jeden Fall. Dennoch müsse man abwarten ob es auch genehmigt wird. Das hänge nun nicht mehr von der Stadt ab. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, Gelder eingestellt“, so Hilbert. Schließlich sei ihm klar, dass die Firmen, „die dort nicht wenige sind“ eine vernünftige Informationstechnik benötigen.
Das kann Annett Grütze nur bestätigen. Für den über 100Jahre in Familienbesitz befindlichen Marsdorf Gasthof ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil. Theoretisch könnte Familie Grütze ihre Räumlichkeiten für Tagungen vermieten, praktisch scheitert dies immer wieder mal am fehlenden DSL. „Es gab jetzt erst wieder zwei Anfragen. Da hätten wir alle Räume für drei Wochen vermieten können“, erklärt Annett Grütze. Doch für die Veranstalter war die schnelle Datenverbindung Voraussetzung. Deshalb freut sie der nun in Aussicht gestellte Anschluss, auch wenn der sicher nicht sofort realisiert werden kann.
Zur Frage, wann es losgehen könnte , hält sich Wirtschaftsbürgermeister Hilbert ein wenig bedeckt. Das hänge von der Zuteilung der Mittel aber auch von Ausschreibungsterminen ab. „Wenn alles gut geht, könnten wir in der zweiten Jahreshälfte anfangen.“
Auch Ortschaftsrat Lothar Klein (CDU) freut sich über diese Entwicklung. „So richtig zufrieden bin ich aber erst, wenn’s wirklich läuft“, erklärte er gestern. Der Weixdorfer, der auch im Dresdner Stadtrat sitzt, hatte sich für die DSL-Anschlüsse stark gemacht, nachdem ihm verschiedene Leute ihre Problemen geschildert hatten. „Es ist ja manchmal auch wirklich nicht zu begreifen. Die Grundschule hat beispielsweise DSL, gleich nebenan die Mittelschule nicht.“
Auch Jürgen Böttger, Geschäftsführer von Hansa Flex Weixdorf hatte sich seinerzeit wegen des fehlenden DSL-Anschlusses an Lothar Klein gewandt. Das die Leitung nun kommen soll, freut ihn. Noch wichtiger sei ihm allerdings eine Anbindung an die Autobahn, die er seit Jahren anstrebt. Im vergangenen Jahr habe Dirk Hilbert beim Spatenstich für das neue Gebäude in seiner Rede versprochen: Die Autobahnanbindung kommt. Doch bis jetzt sei davon noch keine Rede.