Softwaretüftler nutzen 3-D-Drucker für Corona-Hilfe

Den 3-D-Drucker haben Julian und Jonas Ullrich selbst gebaut. Die 20-Jährigen drucken damit Halterungen aus Kunststoff für Gesichtsvisiere und Mund-Nasenschutz-Masken. Die ersten so produzierten Visiere bekommen jetzt Mitarbeiter vom Nieskyer Emmaus, von der Diakonie in Reichenbach und in Görlitz. Etwa 50, 60 Teile werden aktuell fertig gestellt. Luft ist noch nach oben – der Drucker kann weiter rattern.
Die beiden jungen Männer nutzen auf dem Familiengrundstück in Melaune für die Produktion ganz simple Materialien: Durchsichtige, stabile Heftdeckblätter, an denen die für jede Kopfform passende Kunststoffhalterung befestigt wird, sind das Visier. Die Halterung ist aus Kunstsstoffschnüren, die im Drucker die richtige Form bekommen. Dadurch sind die „Gesichtsscheiben“ flexibel in der Größe. Die Befestigung für die Stoffmasken aus dem 3-D-Drucker ermöglicht eine gute Passform und drücke hinter den Ohren nicht so sehr, wie die Gummibänder, sagt Julian Ullrich.
Herstellung dauert im Schnitt zwei Stunden
Schon eine Weile haben sich die Tüftler mit dem Thema angesichts der Corona-Lage beschäftigt. „Wir haben mitbekommen, dass es einen Engpass in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen hinsichtlich der Masken gibt“, sagt Julian Ullrich. Über eine 3-D-Druck-Comunity haben sich die Cousins informiert, wie Halterungen selbst gebaut werden können. Kurze Zeit später startete die Produktion.
Zwei 3-D-Drucker stehen in dem kleinen Raum. Am laufenden Band sind die nun in Betrieb. Die Herstellung für ein Visier dauert im Durchschnitt etwa zwei Stunden – in Handarbeit werden außerdem die Halterungen an das durchsichtige Material befestigt. Geld verdienen die jungen Männer damit kaum. Eine Pauschale zwischen sechs und elf Euro - je nach Arbeits- und Materialaufwand – wird pro Stück berechnet.
Dass Julian und Jonas sich nebenbei mit der Produktion solcher Hilfsmittel beschäftigen, war ursprünglich gar nicht so geplant, hat aber durch die momentane Situation zwei Gründe. Einerseits wollten sie in der Corona-Krise etwas Sinnvolles tun. Und da sie nun einmal einen selbst gebauten 3-D-Drucker sowie ein weiteres Gerät dahaben, habe sich die Herstellung der Halterungen angeboten. Andererseits tüfteln die beiden seit langer Zeit zusammen und wollen noch in diesem Jahr eine eigene Firma im Softwareentwicklungsbereich gründen.
Auch eine Quiz-App für die Sorben entwickelt
Zwei Produkte haben sie schon entwickelt: Für die Mittelschule in Weißenberg und die Gunnebo GmbH in Markersdorf eine Art digitale Informationstafel . Ein weiteres Projekt wurde für einen Verein im Erzgebirge durchgeführt. Da geht es um eine Benutzeroberfläche für den Computer, vom Prinzip her eine Datenbank für die dort eingeloggten Nutzer. Jonas Ullrich hat außerdem eine Quiz-App für das sorbische Institut Bautzen entwickelt. Für einen Landwirt aus Vierkirchen war die Automatisierung eines Gewächshauses geplant, um Bewässerung und Temperatur zu regeln.
Das sei aber im Moment wegen fehlender Fördermöglichkeiten noch nicht umsetzbar. Diese und andere Produkte wollen die beiden Ullrichs künftig vermarkten, außerdem Webseiten programmieren und Apps für Firmen und Privatleute herstellen. Deshalb auch die geplante Firmengründung, die als Partner mit der Großröhrsdorfer Blackfire Medien GmbH zusammenarbeiten soll. Weil die 3-D-Drucker sowieso vorhanden sind, wurde jetzt erst einmal kurzfristig umdisponiert und die moderne Technik für das Visier- und Maskenprojekt startklar gemacht. Gern möchten sie weiter produzieren und fragen in Pflegeeinrichtungen den Bedarf ab.
Die Masken der jungen Leute können Sie hier bestellen.