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Max Rumpelt – Radebergs vergessener Bürgermeister

Radeberg. Am heutigen Sonnabend jährt sich der Todestag des einstigen Stadtoberhaupts zum einhundertsten Mal.

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Von Hans-Werner Gebauer

Vor 100 Jahren, in den sonntäglichen Nachmittagsstunden des 27. Oktober, verstarb kurz vor seinem 80. Geburtstag Radebergs ehemaliger Bürgermeister August Max Rumpelt. Er hatte der Stadt vom 18. November 1873 bis zum 2. Oktober 1895 als Bürgermeister vorgestanden. Heute allerdings ist er fast vergessen, nichtmal ein Bild existiert von ihm in den Archiven der Stadt.

Geboren als Sohn des Seidenbandfabrikanten August Rumpelt, am 14. November 1827, besuchte er von 1832 bis 1841 die Seidmachersche Privatschule in Radeberg und legte 1846 das Abitur am traditionsreichen St. Afra Gymnasium in Meißen ab. An der Universität Leipzig studierte er Jura und wurde zu seinem ersten Praktikum 1850 ins Gerichtsamt seiner Geburtsstadt Radeberg versetzt. Als sogenannter Akzessist erwarb er mit diesem Praktikum Anwartschaft auf eine Festanstellung, die ihn 1852 als Gerichtsassessor nach Wurzen führte. Da der Stadtrat Lippold in Radeberg kurz nach seiner Anstellung starb, bewarb sich Rumpelt um diese Position. Sie wurde ihm mit einem Jahresgehalt von 250 Talern am 6. März 1860 zugesprochen.

Seine Amtseinweisung, die gleichzeitig mit der Übernahme der Verwaltung der örtlichen Polizei einherging, erfolgte am 2. Mai 1860. Hier konnte er bis 1872 Erfahrungen in der Kommunalpolitik auf praktisch allen Gebieten sammeln, war Radeberg ja seit 1858 im Begriff, eine bedeutende Industriestadt zu werden. Nach der Pensionierung des bis dahin amtierenden Bürgermeisters Dr. med. Kuntzsch, schlugen die Stadtverordneten Max Rumpelt zum neuen Bürgermeister vor. Infolge laufender Verfahren in seiner Anwaltspraxis konnte Max Rumpelt das Amt erst am 18. November 1873 antreten.

Rumpelt wurde zum ersten Bürgermeister Radebergs, der eine große Aufbauarbeit leisten musste, vergrößerte sich doch die Stadt durch die sich entwickelnde Industrie. Zugleich hatte sich mit der Gründung des Deutschen Reiches die Gesetzeslage vor allem in ihrem Umfang verändert. So musste Rumpelt einen leistungsfähigen Verwaltungsapparat schaffen. In der Kommunalpolitik entstand in seiner Ära die heutige Grundschule Mitte (1877). Die Modernisierung und der Ausbau der Straßenbeleuchtung, der Rathausumbau, die permanente Erweiterung des Friedhofs, die Verbesserung der Straßen sowie das Baugeschehen insgesamt, gehören in seine Ära. Berichtet wurde, dass Max Rumpelt praktisch alle Objekte selbst in Augenschein nahm und sich um deren Entwicklung kümmerte.

Auch im Kreis war sein Rat gefragt. 30 Jahre, zuletzt als Vorsitzender des Bezirksausschusses, war er hier tätig, wofür er 1905 die Krone zum Albrechtsorden 1. Klasse erhielt, die damals höchste sächsische Auszeichnung für Zivilpersonen. Der Albrechtsorden war ihm bereits 1890 verliehen worden, bei seinem Ausscheiden als Bürgermeister am 2. Oktober 1895 wurde er Ehrenbürger Radebergs. Auch eine kleine, unbedeutende Straße an der Bahnhofstraße trägt seinen Namen.

Rumpelt wohnte zunächst bei seinem Vater am Markt, als Stadtrat auf der Dresdner Straße, von 1886 bis 1889 auf dem Freudenberg2 und bis zu seinem Tod im Grundstück der ehemaligen Scherzschen Färberei, damals Fabrikstraße 40. Eine Erinnerungsstätte an Rumpelt haben die nachfolgenden Generationen nicht zustande gebracht. Als 1909 sein Elternhaus versteigert wurde, „hatte die Stadt kein Bedürfnis“. Sein Grab wurde mit dem Bau der Pulsnitzer Straße beseitigt.