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Medizin von Löbtaus Wiesen

Die Robert-Koch-Apotheke gehört zu den ältesten im Westen. Hier wird noch das alte Arzneihandwerk geschätzt.

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Von Laura Catoni

In den Hinterräumen der Robert-Koch-Apotheke gibt es Museumsreifes zu entdecken. Apothekerflaschen mit Aufschriften in Latein reihen sich im alten Arzneischrank auf. Daneben eine Sammlung getrockneter Heilpflanzen, die zum Teil fast 80 Jahre alt sind. Seit 1991 versorgt die Apotheke auf der Kesselsdorfer Straße die Löbtauer. „Damals wurden noch alle Medikamentenbehälter wiederverwendet. Für die Reinigung der Fläschchen und Döschen gab es extra Personal“, erzählt Geschäftsleiterin Marion Aderhold.

Zu DDR-Zeiten waren die Dresdner Apotheken einem bestimmten Wohngebiet zugeteilt. Die Robert-Koch-Apotheke war eine der wenigen im Dresdner Westen. „Damals gab es hier mehr als 40 Mitarbeiter“, sagt Aderhold. Im Gegensatz dazu gibt es heute – in einer Zeit, in der die Apotheken wie Pilze aus dem Boden schießen – sechs Angestellte. Aderhold merkt, dass die Konkurrenz auf der Kesselsdorfer mehr und mehr wird, vor allem die der Ketten. Deshalb versucht die Robert-Koch-Apotheke, sich klar von diesen abzugrenzen. Aderhold und ihre Mitarbeiter wollen nicht nur Medikamente verkaufen. Die Beziehung zu den Löbtauern ist ihnen wichtig. „Unsere älteste Kundin kommt seit 70 Jahren zu uns. Obwohl wir in einer Stadt leben, ist es manchmal wie auf dem Dorf. Man kennt sich eben“, erzählt die Apothekerin.

Sie und ihre Mitarbeiter schätzen noch das alte Arzneihandwerk. Die Verbundenheit zur Natur ist ihr Credo. In der Rezeptur stellen sie Salben und Tropfen aus Naturheilpflanzen her. Apothekerin Aderhold schickt ihre Praktikanten oft auf Löbtaus Wiesen, um sie nach heilenden Kräutern zu erkunden. „In dem Stückchen Wildnis hier gibt es einiges zu entdecken“, sagt sie.

Auch wenn Aderhold und ihre Kollegen mit Leidenschaft arbeiten, sind sie sich über die schwierige Situation auf der Kesselsdorfer Straße im Klaren. „Viele Läden hier stehen leer“, sagt sie. Die Stadt macht es den Geschäften auf der Straße jedoch auch schwer. Nachdem die Kurzzeitparkplätze vor der Apotheke verschwunden sind, bemerkt Aderhold den Kundenrückgang. Außerdem brauchte die Straße weitere Bahnhaltestellen und mehr Ampeln für kürzere Wege. „Nur dann kann man hier auch gemütlich bummeln“, sagt Aderhold.