SZ +
Merken

Mehr 1-Euro-Jobs gesucht

Wie kommt man an einen 1-Euro-Job? Das Interesse wächst bei Arbeitslosen und Trägern. Das Dienstleistungszentrum wünscht sich noch mehr Angebote.

Teilen
Folgen

Von Anja Beutler

Langsam kommt Bewegung in die Sache mit den so genannten 1-Euro Jobs: „Das Interesse steigt nun vor allem auch bei den Trägern“, bestätigt Eberhard Nagel, der Chef des Dienstleistungszentrums für Arbeit Görlitz. 251 Plätze für solche Arbeitsgelegenheiten sind in diesem Jahr schon bewilligt worden, 110 von ihnen werden im März beginnen. Außerdem haben weitere 244 Görlitzer bereits seit dem vergangenen Jahr 1-Euro-Jobs angenommen, die in diesem Jahr weiterlaufen.

„Wir können im Moment alles machen, was reinkommt“, sagt Nagel. Er will Vereine und andere Träger ermuntern, weiter nach Möglichkeiten zu suchen, um den Arbeitslosengeld-II-Empfängern wieder eine Chance zu geben, um aktiv etwas für ihre berufliche Zukunft zu tun. Denn momentan ist die Liste der Görlitzer, die gern einen 1-Euro-Job hätten, länger als die Liste der Angebote. Eine konkrete Zahl, wie viele auf eine solche Arbeitsgelegenheit warten, hatte Nagel allerdings nicht.

Waren vor den Hartz-Reformen die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) das wichtigste Werkzeug, um Arbeitslosen wieder eine Chance zu geben, sind es jetzt die 1-Euro-Jobs. „ABM gibt es auch weiterhin, aber seltener“, betont Nagel. Das liege im Wesentlichen an Finanzierungsmodellen: Wenn eine Maßnahme mit EU-Fördermitteln finanziert werden solle, dürften 1-Euro-Jobs nicht eingesetzt werden, erklärt er. ABM seien hingegen möglich. Sie sind insgesamt aber eben teurer – auch für das Dienstleistungszentrum und damit für den Steuerzahler, sagt Nagel. Deshalb werde im Einzelfall geprüft, ob eine ABM Sinn mache, betont Nagel: „Wenn der Arbeitslose im Endeffekt weniger Geld in der Tasche hat, weil er andere Leistungen nicht mehr erhält, werden wir das nicht empfehlen.“

Dass sich bei den 1-Euro-Jobs noch nicht allzu viel getan hat, beobachtet auch Kreishandwerksmeister Knut Scheibe: Denn die Kreishandwerkerschaft und die Industrie- und Handelskammer sollen kontrollieren, ob ein 1-Euro-Job einen regulären Arbeitsplatz gefährdet. „Wir hatten aber erst zwei bis drei solcher Fälle für eine Unbedenklichkeits-Prüfung vorliegen“, sagt er. Das sei nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, betont Eberhard Nagel. Schließlich würden nur in Zweifelsfällen solche Unbedenklichkeitserklärungen eingeholt.

Auch wenn sich Dienstleistungszentrum und der dazugehörige Beirat bemühen, eine Konkurrenz zwischen den Arbeitsgelegenheiten und echten Jobs zu verhindern – ganz unumstritten sind die 1-Euro-Jobs nicht: „Wir wollen nicht alle verteufeln, beobachten das aber sehr genau“, sagt Heiderose Förster, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Verdi in Ostsachsen. Gerade bei Wohlfahrtsverbänden oder Entsorgungsbetrieben gebe es den Verdacht, dass Missbrauch betrieben werde. Vor allem die Angestellten dort hätten große Angst.

„In Görlitz haben wir bis jetzt keinen konkreten Fall“, sagt Förster. Die Gewerkschaft beobachte aber unter anderem den Arbeiter Samariter Bund (ASB), weil es da einen Verdacht gebe. Von solchen Vorwürfen weiß Jochen Tempel, Leiter des Seniorenzentrums beim ASB, bisher nichts. Bei den rund 15 1-Euro-Jobs, die der ASB-Kreisverband derzeit habe, sieht er auch keinen Grund für Beschuldigungen. So sei kein Festangestellter entlassen worden, erklärt er.

Eberhard Nagel weiß natürlich um diese Befindlichkeiten und setzt deshalb auf Kontrollen. „Gefahr sehe ich aber vor allem für das Ehrenamt“, sagt er. Schließlich seien das typische Tätigkeiten, die für solche Arbeitsgelegenheiten in Frage kommen.