Wo zwischen Putzkauer und Belmsdorfer Straße einst Baracken standen, ist jetzt Brachland. Für das Gebiet gibt es Pläne für Eigenheime. Das Areal war in den 30er Jahren Arbeitsdienst- und später Kriegsgefangenenlager. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Vertriebene vorübergehend untergebracht – so lange, bis für sie eine dauerhafte Bleibe gefunden worden ist. Für die meisten war Bischofswerda eine Zwischenstation, oft für nur wenige Tage. Dann ging ihre Odyssee weiter – für viele nach Westdeutschland, aber auch nach Mecklenburg-Vorpommern. Lagerführer Kuchinke schreibt in einem Bericht vom 1. März 1946, dass seit dem 1. Juni 1945 im Lager an der Putzkauer Straße 5 sowie im Schützenhaus und Jugendheim 51318 Menschen betreut und angesiedelt wurden. Ab 1946 wurden an der Putzkauer Straße5 Waisenkinder aufgenommen.
Wohnraum war nach dem Zweiten Weltkrieg in Bischofswerda äußerst knapp, schreibt Stadtchronistin Heidrun Schäfer. Unmittelbar nach Kriegsende, noch ehe die Alliierten in Potsdam am 31. Juli 1945 die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei, Ungarn und den bereits unter polnischer und russischer Verwaltung stehenden Gebieten östlich der Oder beschlossen, hatte Bischofswerda viele Flüchtlinge, vor allem aus Böhmen und Schlesien aufgenommen. Da schon viele Bürger ihre Angehörigen aus dem ausgebombten Dresden aufgenommen hatten und 146 Wohnungen in der Stadt durch den Krieg zerstört worden waren, war es sehr schwer, die Flüchtlinge in der Stadt unterzubringen.
1945 bis Sommer 1946 starben auf der Flucht oder an deren Folgen in Bischofswerda 161 Menschen, davon 20 Kinder. Meist wird Altersschwäche, häufig auch Unterernährung, Ruhr und Typhus als Todesursache genannt.
Quelle: Heidrun Schäfer: Flüchtlingslager wird zum Waisenhaus, SZ vom 11. November 2000