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Mehr als nur ein Schilderwechsel

Lauensteins Allgemeinarzt Christian Prater geht in den Ruhestand. Trotzdem ist in der Praxis nicht Schluss.

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Von Maik Brückner

Heiter und gut gelaunt steht Christian Prater vor seiner Praxis in Lauenstein. 35 Jahre war er in der Stadt als Allgemeinarzt tätig. Nun geht er in den Ruhestand. Und das mit ruhigem Gewissen. Denn dem 66-Jährigen ist es gelungen, rechtzeitig eine Nachfolgerin zu gewinnen, die seine Praxis ohne Unterbrechung weiterführt. Ein Glücksfall. Denn vielen Landärzten gelingt so etwas nicht. Auch bei Christian Prater sah es anfangs nicht gut aus.

„Vor eineinhalb Jahren habe ich mich an die Kassenärztliche Vereinigung gewandt und angekündigt, dass ich aufhören möchte“, erinnert er sich. Aber dort habe man sich nicht so richtig engagiert, meint er. Denn ein Nachfolger wurde ihm nicht präsentiert. Christian Prater ließ nicht locker und nahm Kontakt zu einer privaten Vermittlungsagentur auf. „Das war vor einem Dreivierteljahr.“ Diesmal hatte er mehr Erfolg. Die Agentur brachte ihn mit der 32-jährigen Anne Hentschel zusammen, die sich als Landärztin niederlassen wollte. „Ich habe in den letzten Jahren in einer Klinik und drei Praxen gearbeitet“, sagt sie. Und das immer als angestellte Ärztin. Nun wollte sie endlich eine eigene Praxis haben. „Ich habe mir fünf Praxen angeschaut“, erinnert sie sich. Aber die Richtige war bis dahin noch nicht dabei. Die einen hatten zu viele Patienten, andere waren Gemeinschaftspraxen oder zu weit weg von ihrer Heimatstadt Berggießhübel.

Liebe auf den zweiten Blick

In Lauenstein hat sie sich auch nicht gleich verliebt, gesteht sie. Nach dem sie sich die Praxis angeschaut hatte, kam sie erst einmal ins Grübeln. „So eine Entscheidung trifft man nur ein Mal im Leben“, sagt sie. Ein Satz, den man in Lauenstein gern hören wird. Denn letztlich entschied sie sich doch dafür, den gut 19 Kilometer langen Weg zwischen Arbeit und Heim täglich anzutreten. Die Praxis sagte ihr zu. 2 000 Osterzgebirgler sind hier registriert. Die meisten wohnen in Lauenstein, Liebenau und Fürstenwalde. Vor zehn Jahren sind viele Bärensteiner dazugekommen. „Dort gibt es keine Praxis mehr“, sagt Christian Prater. Als sein dort tätiger Kollege Ulrich Eberth ankündigte, in den Ruhestand zu gehen, konnte dieser keinen Nachfolger finden. Dieses Schicksal ist Prater erspart geblieben. Darüber dürften sich auch die bisherigen Patienten freuen. Gut 40 waren schon am ersten Arbeitstag von Anne Hentschel in der Praxis. „Es gab ein paar kleinere Probleme beim Eintippen im Computer“, sagt die junge Frau. Zum Glück habe ihr Schwester Manuela Grundig beigestanden. Seit 14 Jahren arbeitet sie schon hier. Anne Hentschel wollte auf ihre Hilfe nicht verzichten und hat sie übernommen. Doch nicht nur beim Personal setzt die neue Ärztin auf Kontinuität. Auch die Öffnungszeiten behält sie im Großen und Ganzen bei. Es wird nur wenig Änderungen geben.

Christian Prater ist mit der Lösung voll und ganz zufrieden. Er kann sich nun beruhigt zurücknehmen und seinen Ruhestand genießen. Den möchte er in Lauenstein verleben. „Ich hätte zwar in meine Heimatstadt Radebeul ziehen können“, sagt er. Doch er hat sich entschieden, in Lauenstein zu bleiben. Und das zum zweiten Mal. Bereits nach der Auflösung der Kreispolyklinik Dippoldiswalde, in deren Außenstelle er von 1979 bis 1991 arbeitete, überlegte er, nach Radebeul zu gehen und dort eine eigene Praxis zu eröffnen. Er blieb, gründete in Lauenstein eine Arztpraxis. Die Menschen hier sind ihm ans Herz gewachsen. „Wissen Sie, wenn man so lange hier als Arzt tätig war, dann kennt man die Menschen, ihre Lebens- und Familiengeschichte.“ Denn als Hausarzt behandelte er nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche. Zweimal half er auch Babys auf die Welt – seine ungewöhnlichsten Einsätze. Das war Mitte der 1990er-Jahre.

Nun wird sich der Lauensteiner anderen Dingen zuwenden, seinen Hobbys, für die in den letzten Jahren wenig Zeit blieb. Christian Prater möchte nun die Bücher lesen, die warten mussten. Er möchte viel wandern und seiner Leidenschaft, der Musik, mehr Zeit schenken. Er ist Mitglied in zwei Kirchenchören. Er singt in Dippoldiswalde und in Frauenstein mit.