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Mehr Elektro-Märkte machen es nicht billiger

Uwe Schlosser, der ein Optiker-Geschäft in der Dresdner Straße betreibt, nimmt die Debatte um die Ansiedlung eines Expert-Elektronik-Marktes in Meißen (u.a SZ vom 28. Februar) zum Anlass für seinen Brief an die SZ-Lokalredaktion.

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Uwe Schlosser, der ein Optiker-Geschäft in der Dresdner Straße betreibt, nimmt die Debatte um die Ansiedlung eines Expert-Elektronik-Marktes in Meißen (u. a SZ vom 28. Februar) zum Anlass für seinen Brief an die SZ-Lokalredaktion.

Jeder der hier kommt, möchte neue Arbeitsplätze schaffen. Aus meiner Sicht ist das schon in Ordnung. Aber jeder angestellte Mitarbeiter müsste im Monat mindestens 1 500 Euro netto und bar auf die Hand für acht Stunden Arbeit pro Tag bekommen – und nicht nur mit Kuchenkrümeln abgespeist werden. Wie es in der Realität ausschaut, zeigen uns die vielen Beispiele in den Reportagen des Fernsehens.

Was die Schaffung neuer Arbeitsplätze nach der Wende auf dem Bereich des besseren Sehens gebracht haben, konnte man hautnah in den letzten 20 Jahren erleben: Verunsicherung der Sehhilfebedürftigen durch massenverblödende Werbung, Unmut zwischen den Menschen, nach und nach arbeitslose gut ausgebildete Optiker usw. Jeder Bürger der Stadt hat ein begrenztes Budget, welches ihm neben seinen ständig aufzubringenden Kosten des täglichen Lebens zur Verfügung steht. Der Rest, der oftmals sehr gering sein wird, steht dann noch für dieses und jenes frei. Keiner kauft eine Ware, nur damit die Geschäfte nicht Bankrott gehen. Es ist ein Irrsinn zu glauben, dass immer mehr Geschäfte der gleichen Branche dazu führen, dass deren Produkte für den Endverbraucher dann günstiger werden, denn die hohen Kosten für Miete, Löhne etc. bleiben. Die Bevölkerung in Meißen wird aber auch nicht explosionsartig anwachsen. Das heißt: Jedes Geschäft wird in Zukunft weniger Kunden haben, die nicht nur fragen nach dem, was es kostet, sondern auch kaufen!

Und wenn man bedenkt, wie viel elektronische Geräte nicht mehr hier in Deutschland oder in Europa zusammengebaut werden, sondern in Fernost, wo die Menschen für sehr, sehr wenig Geld wirklich schuften müssen, dann fragt man sich, wo hier die Menschenwürde bleibt. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis sich die Asiaten und Südosteuropäer dieses Leben in Armut und Unterdrückung nicht mehr gefallen lassen. Und wer soll dann für uns noch billig produzieren?