Von Franz Herz
Gießer sind warme Temperaturen gewohnt. So hatte sich die Schmiedeberger Gießerei einen heißen Sommertag ausgesucht, um am Dienstag einen doppelten Anlass zu feiern: die Errichtung eines neuen Schmelzofens und zehn Jahre erfolgreiche Arbeit nach der Privatisierung. Viele Gäste kamen aus Schwesterbetrieben, die wie die Schmiedeberger Gießerei ebenfalls zur „Deutsche Gießereien und Industrie-Holding AG“ (Dihag) in Essen gehören; andere aus Betrieben, mit denen die Gießerei zusammenarbeitet, und aus der Politik. Bürgermeister Karl-Günter Schneider (CDU) sagte: „Ich ging schon öfters durch die Gießerei. Aber ich bin immer wieder gern hier und froh, dass wir so einen Betrieb im Ort haben.“
Der Vorwärtsgang ist drin
Ehrengast war Helmut Dünnebeil, der Betriebsleiter des damaligen VEB Ferdinand Kunert in Schmiedeberg von 1959 bis 1983. Der 85-Jährige sagte: „Mein Sohn, meine Schwiegertochter und zwei Enkel arbeiten im Betrieb. Ich sehe mit Anerkennung, was hier geleistet wird. Man spürt, es ist der Vorwärtsgang drin.“
Mehr Gas geben kann das Unternehmen mit dem neuen Ofen. Ein Drittel mehr Guss als bisher kann die Gießerei künftig herstellen. Geschäftsführer Andreas Mannschatz sagte: „Wir haben dieses Jahr bis Mai schon soviel produziert wie 1997 im ganzen Jahr.“ An vielen Punkten wurde dafür der Produktionsablauf modernisiert. Jetzt herrscht noch ein Engpass beim Flüssigeisen. Die bestehenden Öfen können nicht so viel Metall schmelzen wie Formanlage, Putzerei und Schleiferei verarbeiten können. Diese Engstelle löst sich mit dem neuen Ofen auf; den die Firma Juncker lieferte. „Das ist der Marktführer“, sagte Mannschatz.
Stromkosten sparen
Der neue Ofen dient aber nicht ausschließlich der Leistungssteigerung, sondern auch dem günstigeren Einsatz von Energie. Er soll dann auf volle Last fahren, wenn die anderen Schmelzöfen gerade wenig Strom ziehen. „Das ist Teil unseres Energiemanagements“, erklärt der technische Leiter, Peter Eißrich. Wenn die Gießerei gleichmäßig Energie bezieht, bekommt sie günstigere Preise. Die haben sich seit 2 000 verdoppelt. Da lohnt es sich, auf die Kosten zu achten.
Mit der Erweiterung passt sich die Gießerei der Nachfrage an. „Es ist schwierig für uns, alle Wünsche von Kunden zu befriedigen. Davon konnten wir vor einigen Jahren nur träumen. Damals haben wir Klinken geputzt, um an Aufträge zu kommen,“ stellte Mannschatz die Situation dar. 25 Millionen Euro Umsatz will der Betrieb dieses Jahr machen. Beim Rundgang fällt der Blick auf Teile, die für verschiedenste Branchen bestimmt sind. Deutlich sichtbar ist der Name des Traktorenherstellers Fendt auf einem Gussmodell. „Das ist für einen Schiffsdiesel“, zeigt Mannschatz auf eine Form daneben. In der Putzerei liegen schwere Räder, bestimmt für einen Schweizer Zahnradhersteller, der sie in die USA weiter liefert. Dort werden sie in Textilmaschinen eingebaut.
Dietrich Haselwander, der ehemalige Geschäftsführer, erinnerte an den schwierigen Weg bis zur Privatisierung des Unternehmens. „15 Mal haben wir abgelehnt, weil unsere Vorstellungen nicht zu denen der Investoren passten. Bedeutende Tempergießereien haben bei uns angefragt. Die Firmen gibt es heute alle nicht mehr.“ Dann drohte schon das Aus, bis sich im Mai 1996 doch ein Partner fand. Mit der heutigen Dihag handelte Haselwander den Privatisierungsvertrag aus. „Der wird als einer der besten in den neuen Bundesländern bezeichnet“, wie er sagte.