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Mehr Gewalt von links

Autonome sind besonders in Leipzig aktiv – und bei ihren Gegnern nicht zimperlich.

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© dpa

Von Thilo Alexe

Berlin/Leipzig. Die Aktionen gelten in der Öffentlichkeit häufig als Tabuthema, vor allem deshalb, weil die rechtsextreme NPD sie zu instrumentalisieren versucht. Doch die Zahl der Straftaten mit linksextremistischem Hintergrund ist im vergangenen Jahr im Freistaat gewachsen. Sachsens Verfassungsschutz nennt 582 (2012: 396). Annähernd verdoppelt hat sich die Zahl der Gewalttaten auf 162.

Rund 750 Linksextremisten leben in dem Bundesland, etwa die Hälfte gehört der autonomen Szene an. Die ist vor allem in Leipzig aktiv, wie der sächsische Verfassungsschützer Volker Scholz bei der gestrigen Fachkonferenz zum Thema „Hass als politisches Programm“ in Berlin sagte. Und im Umgang mit dem politischen Gegner nicht zimperlich. „Die Gewalt ist mehrheitlich von links gegen rechts ausgerichtet“, stellte Scholz mit Blick auf Leipzig fest. Die Täter seien von der Richtigkeit der Attacken überzeugt.

Allein für das vergangene Vierteljahr registriert das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz rund ein Dutzend Angriffe auf Leipziger NPD-Stadtratskandidaten. Dabei nähmen die Täter in Kauf, dass – wie etwa bei einem Brandanschlag – nicht nur die direkt Angegriffenen, sondern auch deren Familien und Nachbarn geschädigt werden.

Die Autonomen handeln meist gezielt und gut vorbereitet. „Die Gewalt entsteht nicht situativ, sondern ist fester Bestandteil“, sagte Scholz. Offensichtlich spähen die Linksextremisten ihre Gegner aus. Anfang September flogen just zu dem Zeitpunkt von einem Dach aus Flaschen und Steine auf mutmaßliche Neonazis, als sie einen Szenetreff verließen.

Ebenfalls im vergangenen September hatte ein Trupp von etwa zehn Autonomen einen Bauarbeiter attackiert, der Scholz zufolge als Rechtsextremist gilt. Der Mann habe Zuflucht in einem Fahrzeug gesucht. Allerdings seien durch eine eingeschlagene Scheibe unter anderem eine Schaufel und eine Hacke hinterhergeschleudert worden.

Hochburg der Autonomen ist das Szeneviertel Connewitz. Knapp die Hälfte der 78 Gewalttaten in Leipzig mit linkem Hintergrund wurde nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer dort begangen. Unter anderem errichteten Autonome eine Barrikade gegen die Polizei.