Beim regionalen Wirtschaftstag in Neustadt geht es heute Nachmittag unter anderem um die Beziehungen zwischen Sachsen und Tschechien. Die Sächsische Zeitung sprach mit Milan Dufek, Tschechiens Generalkonsul in Dresden.
Viele Deutsche befürchten Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, wenn Tschechien 2004 in die EU kommt …
Diese Frage wurde im vergangenen Jahr heftig diskutiert, sowohl in Deutschland als auch in Österreich und Tschechien selbst. Es wurde sogar eine Studie erstellt, deren Fazit lautet: Nur etwa 12 000 Tschechen haben Interesse daran, in Deutschland zu arbeiten. Meine Landsleute sind nicht mobil genug.
Erhoffen Sie sich neue Arbeitsplätze insbesondere für die nordböhmische Region?
Die Antwort auf die Frage, was das Ziel der EU-Erweiterung sei, müsste lauten: politische Stabilität und wirtschaftliche Prosperität. In diesem Sinne soll der Beitritt mittelfristig neue Jobs bringen.
Was könnte für die deutsche Grenzregion herausspringen?
Zollbarrieren werden abgeschafft, die Abfertigung an der Grenze wird schneller. Das belebt den Handel. Somit bekommt die ganze Region wirtschaftliche Impulse.
Wer unterstützt Gewerbeansiedlungen besser? Deutschland oder Tschechien?
Ich möchte nur über die tschechischen Bedingungen sprechen. Wobei die Anreize, die dies- und jenseits der Grenze geboten werden, so unterschiedlich nicht sind. Bei uns arbeitet die Agentur Czech-Invest sehr erfolgreich. Im vergangenen Jahr erreichte die Summe der ausländischen Direktinvestitionen neun Milliarden Euro. Dabei nehmen Deutschland und Japan eine Spitzenstellung ein. Allein aus Sachsen sind 120 Firmen in Tschechien vertreten. Umgekehrter sind es 20.
Dabei sind Beispiele für wirtschaftliche Kooperation im Grenzraum rar.
Die Rolle des Staates liegt in der Marktwirtschaft darin, gute Rahmenbedingungen zu schaffen. In diesem Sinne wird heute in Dresden die Wiederbelebung des Sächsisch-Tschechischen Wirtschaftsforums bekannt gegeben. Im Herbst soll in Brünn ein Treffen für kleine und mittelständische Firmen stattfinden. Insbesondere auf dieser Ebene sollen die Beziehungen gestärkt werden, schließlich haben die Konzerne auch ohne fremde Hilfe den Weg über die Grenze gefunden.
Geredet wird gelegentlich von einer touristischen Achse Dresden-Prag-Budapest. Wie könnte diese in Schwung gebracht werden?
Das ist eher eine Verkehrsverbindung, die auch sehr wichtig ist. Wir interessieren uns nicht minder für die Entwicklung unserer Regionen. Beispielhaft dafür ist eine Ausstellung über Sachsen in Karlsbad. Von dieser Schau geht ein Signal aus, weil sie hilft, Vertrauen zu schaffen.
Gespräch: Domokos Szabó/Foto: SZ/Marion Gröning. Der regionale Wirtschaftstag beginnt heute um 13 Uhr in der Neustadthalle.