Von Gunnar Saft
Dresden. Wahrgenommen wird er häufig nur als eine Erkrankung bei älteren Menschen, doch von einem Hörschaden betroffen sind mittlerweile auch immer mehr Kinder und Jugendliche.
Das Ausmaß von Hörproblemen bei der jüngeren Generation wurde im Freistaat Sachsen in den vergangenen fünf Jahren flächendeckend untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass von den Schülern der sechsten Klassen aktuell bereits 3,1 Prozent über ein vermindertes Hörvermögen verfügen. Bei den ebenfalls untersuchten Schülern der Klassenstufe zwei lag der Anteil der betroffenen Kinder sogar deutlich höher – nämlich bei inzwischen 4,9 Prozent. Dieses Ergebnis gab jetzt die sächsische Gesundheits- und Sozialministerin Christine Clauß (CDU) in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage bekannt.
Bemerkenswert bei der Langzeituntersuchung ist, dass die Zahl der sächsischen Kinder mit Hörschäden fast jedes Jahr unmittelbar angestiegen ist. So lagen sämtliche Werte aus 2008 noch deutlich unter den vorläufigen Spitzenwerten von 2012. Experten rechnen damit, dass der negative Trend vorerst anhält. Zu den wichtigsten Ursachen für diese Entwicklung gehören aus ihrer Sicht neben angeborenen Erkrankungen und Entzündungen der Hörorgane im Kleinkindalter vor allem das häufige Hören von zu lauter Musik. Die heute weit verbreiteten mobilen Abspielgeräte und Handys, bei denen Musik per Kopfhörer konsumiert wird, seien mittlerweile die wichtigste Lärmquelle im Freizeitbereich der Kinder und Jugendlichen. Die oft dauerhafte Beschallung würde das Risiko von Gesundheitsschäden erhöhen, heißt es. Dazu kämen Musikveranstaltungen wie Konzerte oder Discos, bei denen hohe Schallbelastungen eine Gefahr für das Hörvermögen Heranwachsender darstellen.
Ministerin Clauß warnt angesichts der Untersuchungsergebnisse eindringlich vor den gesundheitlichen Risiken und fordert besonders Eltern zum Handeln auf: „Schützen Sie Ihre Kinder, unsere Jugendlichen und sich selbst vor Lärm!“ Lärm führe besonders bei Kindern nicht nur zu Gehörschäden, sondern auch zu Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähigkeit oder zu Stressreaktionen, sagte sie der SZ. „Deshalb ist es so wichtig, Hörschäden zu vermeiden bzw. frühzeitig zu erkennen.“
So sollten Eltern unbedingt alle Kinder-Vorsorgeuntersuchungen sowie die Untersuchungen des Kinder- und jugendärztlichen Dienstes nutzen, bei denen stets die Hörfähigkeit überprüft wird. Außerdem werde in Sachsen das Neugeborenenscreening als Vorsorgeleistung der gesetzlichen Krankenversicherung unmittelbar nach der Geburt durchgeführt – allerdings nur, wenn die Eltern das auch wünschen.