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Mehr kleine Rückhaltebecken

Heinz Fischer aus Klingenberg schreibt zum Leserbrief „Theater um die Talsperre Malter“ von Peter Mende am 26. April:

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So sehr wie ich die Sorgen der Bürger verstehe, muss aber sachlich darauf geantwortet werden. Der Ablass der Talsperren auf eigene Faust ist nicht möglich, dafür gibt es genaue Vorschriften, wie viel Stauraum als Hochwasserstauraum bleibt (ca. zehn Prozent der Staumenge). Bei einem Ablass von ca. 20 Kubikmetern pro Sekunde dauert eine vollständige Leerung ein bis zwei Wochen je nach Größe der Talsperren (8 bis 12 Mio cbm). Bei einem Zulauf von ca. 150 cbm am Abend des Montag, 12. August 2002, gab es nur eine Wasserabgabe über den Überlauf. Die Kraft der abgeflossenen Wassermengen kann man an der Kaskade der Klingenberger Talsperre noch heute sehen. Der Regen fiel nicht in Wolkenbrüchen, sondern als Dauerregen von unterschiedlicher Intensität. In 40 Stunden waren das im Raum von 400 m Höhenlage ca. 300 mm Regen. Da ich in Colmnitz im zwei-Stunden-Takt gemessen habe, kann ich das genau einschätzen. Außerdem messe ich seit reichlich 50 Jahren täglich.

Ob das Augusthochwasser 2002 die Jahrhundertflut war, kann man erst im Jahre 2100 sagen. Die Talsperren haben den Zeitraum bis zum Überlauf je nach Füllung und Fassungsvermögen bis in die Nachtstunden hinausgezögert. Die Orte an Bächen ohne Talsperre hatten bereits ab Mittag das Hochwasser in den Häusern, da dachten in Tharandt, Freital und Dresden nur wenige an eine mögliche Katastrophe. Leider fielen einige Nachrichtenübermittlungen vollständig aus. Hier war auch Sorglosigkeit gegenüber den Naturgewalten zu beobachten.

Eine 30-jährige Periode in den Hochwässern des Erzgebirges ist rein zufällig (1897, 1927, 1957). Die Ursachen der Hochwasserkatastrophen in den letzten Jahrhunderten waren nicht nur Regen, sondern zur Hälfte Eisgang, Schneeschmelze und örtliche Wasserhosen und Wolkenbrüche. Eine Wetterlage wie im Vorjahr – Tiefdruckgebiet aus Norditalien auf einer sogenannten V b-Zugstraße nach Norden – ist nicht die Regel. In den Jahren 1927 und 1958 hatten wir starke Gewitter mit Starkniederschlägen.

Eine Minderung der Hochwasserschäden kann durch mehr kleine Rückhaltebecken an den Zuflüssen im Oberlauf der Weißeritz erreicht werden. Die Wälder entlang der Bäche und Flüsse mit ihrem typischen Baumbestand brauchen das Hochwasser mit dem Schwemmboden für das Wachstum. Sowohl die Wasserwirtschaft als auch die Tourismusbranche sollten mit den örtlichen Räten die richtigen Lösungen finden. Verzichten sollte man meines Erachtens aber auf Gutachter, die noch kein Jahrzehnt selbst gemessen haben und das Hochwasser nur aus dem Fernsehen kennen gelernt haben.