Von Regine Schlesinger
Wichtigstes Ziel des Hochwasserschutzes ist es, die bebauten Flächen links und rechts der Weißeritz besser zu schützen. Regenrückhaltebecken, wie sie zum Beispiel auf Schmiedeberger Territorium vorgesehen sind, schlägt das Konzept der Landestalsperrenverwaltung für Dippoldiswalde nicht vor.
Hier konzentrieren sich die Maßnahmen im wesentlichen auf die Schaffung von Überflutungs- und so genannten Geschieberückhalteflächen, zum Beispiel durch das Absenken von Gelände. „Damit verlangsamt sich die Strömung des Flusses und Treibgut wird zurückgehalten“, erklärt Wolfgang Fuchs vom Dippoldiswalder Bauamt.
Außerdem sollen das Flussbett stellenweise aufgeweitet, Böschungen verstärkt und Wälle aufgeschüttet werden, um Gebäude gegen Überschwemmungen zu schützen.
Das Konzept hat auch die zahlreichen Brücken über die Weißeritz im Blick. Die meisten verfügen über ein zu geringes Durchlassvermögen, wären bei einem erneuten Hochwasser rasch wieder zugeschwemmt und müssen deshalb baulich verändert werden.
Das trifft auch für die Brücke in der Kellerkurve in Obercarsdorf zu. Hier kam es während der Flut zu einem enormen Rückstau. Die nach der Kellerkurve flussabwärts zerstörten Böschungen sollen auf einer Länge von 145 Metern so stabil wieder aufgebaut werden, dass sie erosionsgeschützt sind. Damit das Gelände der Straßenmeisterei mit der Lagerstätte fürs Streusalz nicht wieder überschwemmt werden kann, sieht das Konzept vor, einen Wall aufzuschütten und zugleich das Gelände so abzusenken, dass die Bebauung auf der linken Seite geschützt wird.
Brücken benötigen größere Durchlässe
Weiter den Fluss hinunter wartet das ehemalige Filteretta-Gebäude auf seinen Abbruch. Der Standort soll Überflutungsfläche werden. Dafür muss das Gelände bis hin zur Teufelsinsel in Ulberndorf abgesenkt werden. Auch die Aschehalde, Überbleibsel des früheren Hydraulik-Betriebes, soll abgetragen werden. Für das oberhalb der ehemaligen Filteretta gelegene Wohnhaus muss eine Brücke neu gebaut werden. „Der Weg darüber soll öffentlich gewidmet werden und den Zugang zum Schwarzbachtal ermöglichen“, ergänzt Wolfgang Fuchs.
Was für die Straßen- und Eisenbahnbrücken in der Kellerkurve gilt, trifft auch für die am Ortsausgang von Ulberndorf zu. Sie braucht einen größeren Durchlass.
Schlimm erwischte das Hochwasser Grundstücke am Weg an der Eichleite in Ulberndorf. Auch hier sieht das Konzept daher einen Wall vor und stabil befestigte Böschungen. Das unbebaute Gelände der Eichleite bis hin zum Steinbruch ist als Geschiebefläche ausgewiesen, auf der die Weißeritz beim Hochwasser Geröll und Treibgut ablagern kann.
Weitere solche Flächen sind im Bereich der Loh- und der Mendenmühle geplant, damit die Bebauung auf der linken Seite mehr Schutz erhält. „In diesem Bereich müssen mehrere Maßnahmen ineinandergreifen: der Rückbau des alten Wehres, die Verbreiterung des Flussgerinnes und der Bau von Stützmauern“, zählt der Bauamtsmitarbeiter auf. Außerdem hat die Stadt in ihrer Stellungnahme zum Konzept vorgeschlagen, den Mühlgraben wieder zu öffnen, der im Bereich des Katastrophenschutzamtes verrohrt ist.
Problematisch aus Sicht des Hochwasserschutzes ist auch die Brücke, die als einzige Zufahrt zum so genannten Alten Hammer unterhalb der Altenberger Straße führt. „Die müsste eigentlich komplett weg und eine neue Zufahrt geschaffen werden“, sagt Fuchs. Für die neue Brücke auf der Altenberger Straße kam das Hochwasser zu spät. Auch sie stellt im Falle eines Falles eine Engstelle dar. „Nach heutiger Bewertung würde man die anders bauen“, ist sich Wolfgang Fuchs sicher.
Gelände wird an mehreren Stellen abgesenkt
Wer die Bilder der Flut noch vor Augen hat, weiß, dass die Unterstadt im Bereich der Bahnhofstraße am stärksten gefährdet ist. Das Konzept schlägt vor, dem Fluss hier mehr Raum zu geben und die Brücke durchlassfähiger zu gestalten. Diese Maßnahmen erfordern allerdings das Einverständnis aller Grundstückseigentümer, da sie Land hergeben müssten.
Zum Schutz der Gebäude in der Weißeritzstraße soll die Ufermauer stabil aufgebaut und außerdem das Gelände der ehemaligen OHG abgesenkt werden, damit sich das Wasser wie vor der Bebauung in der einstigen Flussaue ausbreiten kann.
Das nächste Hindernis stellt die zu kleine Brücke an der Jahnturnhalle dar, die mit einem größeren Querschnitt neu gebaut werden müsste. Mit dem Absenken des Geländes der Gartenanlage Am Steigerturm und dem Ausbau der Eisenbahnbrücke verringert sich an dieser Stelle die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Die Gartenanlage muss allerdings dem Hochwasserschutz weichen.
Mit dem Ausbau der Brücke verbunden ist das Anheben des Bahndammes, der damit den Gärten in der Birkenleite einen besseren Schutz bietet. Für den rechten Uferbereich an der ehemaligen Ingenieurschule ist der Bau eines Walls vorgesehen. „Alles, was darunter folgt, wie das Gelände des ehemaligen Behälterbaus oder der Sportplatz, wird auch künftig von einem so starken Hochwasser wie im August überflutet“, erklärt Wolfgang Fuchs.
Dem umfangreichen Konzept der Landestalsperrenverwaltung, das zugleich die erste ingenieurtechnische Hochwasser-Betrachtung an den Gewässern 1. Ordnung darstellt, müssen sich nun konkrete Planungen anschließen.
Ob, wann und in welchem Umfang die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, lässt sich heute noch nicht sagen. Das ist mit Sicherheit eine Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte.
Das Hochwasserschutzkonzept für Dippoldiswalde kann zu den Sprechzeiten des Dippoldiswalder Rathauses im Bauamt eingesehen werden.