Zu „Beim Nahverkehr ändern sich nicht nur die Fahrpreise“, 5.3., Seite 7, oder „Wie die Neukircher ihren Bahnhof retten können“, 26.2., S.14:
Der Zvon sieht es als angemessen an, den Haltepunkt Putzkau und noch einige weitere Stationen zu schließen, da sie sich aus Kostengründen nicht mehr rentieren. Kleinere Bahnhöfe werden abgehangen, das Nachsehen hat der Fahrgast.
Die Behauptung, der Bahnhaltepunkt in Putzkau läge abseits, ist nicht haltbar. Das Gegenteil ist der Fall, und es ist auch mit Sicherheit kein Grund für die geringen Fahrgastzahlen im Ort. Lediglich gefühlt mag er weit draußen liegen. Große Teile des Dorfes sind nicht mehr als einen Kilometer vom Bahnhof entfernt und in etwa einer Viertelstunde zu Fuß zu erreichen, wie beispielsweise Grundschule, Rittergut oder Kindergarten. Die Fahrzeit von 50 Minuten in die Dresdner Innenstadt ist mit dem Auto tagsüber auch nicht zu unterbieten.
Als Vergleich kann ich Stationen wie Kleinröhrsdorf an der Kamenzer Eisenbahnlinie oder Langenwolmsdorf-Mitte nahe Neustadt nennen. Sie haben eine ähnliche Randlage und sind nicht größer als Putzkau. Dort gibt es offensichtlich mehr Fahrgäste und das kann ich mit Sicherheit sagen, weil ich selbst Lokführer bin. Auch in Bärenstein im Erzgebirge mit nicht mal 1000 Einwohnern steigen merkbar mehr Reisende ein als in Putzkau. Die Bahnstrecke durch das Müglitztal ist der beste Beweis dafür, dass man auch in jüngster Zeit durch ein einheitliches Tarif- und Taktsystem viele Reisende gewinnen kann.
Ein weiterer Grund für das Ausbleiben von Fahrgästen in Putzkau sind die verschiedenen Tarife zwischen Zvon und VVO. Durch die Verbundgrenze ist der Preis von Einzel- und Monatskarten von dem einen in den anderen Gültigkeitsbereich viel zu hoch. Für eine vergleichbare Entfernung im VVO kostet der Fahrschein nur 5,60 Euro, während von Putzkau in unsere Landeshauptstadt 9,40 Euro fällig werden.
Der Erhalt der gesamten Bahnverbindung Bischofswerda-Zittau wird sich dauerhaft nur lohnen, wenn der Verkehrsverbund die starre Regionalbahn-Regionalexpress-Struktur aufgibt und einen einheitlichen Stundentakt einführt. Auf lange Sicht werden sonst nur noch die größeren Bahnhöfe, wie Neukirch, Wilthen, Ebersbach usw. angefahren, und das wäre völlig unsinnig. Ob ich zehn Minuten mehr oder weniger mit dem Zug nach Dresden brauche, ist völlig egal. Die Wartezeiten für den Fahrgast, wenn Züge selten fahren, fallen viel mehr ins Gewicht. Alle zwei Stunden ein Zughalt in Putzkau je Richtung ist für den Pendler keine Alternative zum Auto.
Die Probleme sind spürbar, aber nicht unüberwindbar. Es kann nicht das Ziel des Verkehrsverbundes sein, die ländliche, wertvolle und intakte Infrastruktur des öffentlichen Personennahverkehrs zu zerstören, schließlich erwartet der Bürger eben diese zu erhalten. Das Motto des Zvon lautet doch „Wir bewegen die Region“. Und damit sind sicherlich nicht die eigenen vier Räder gemeint. Martin Wolf, Putzkau