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Mehr Spielraum für die Schule selbst

Das sächsische Schulgesetz ist in der Diskussion. Erst die Initiative für ein Volksbegehren „Zukunft braucht Schule“, dann die CDU-Gegeninitiative mit einem neuen Gesetzentwurf und Anfang des Monats ein...

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Von Heike Jehnichen

Das sächsische Schulgesetz ist in der Diskussion. Erst die Initiative für ein Volksbegehren „Zukunft braucht Schule“, dann die CDU-Gegeninitiative mit einem neuen Gesetzentwurf und Anfang des Monats ein Schulreformkonzept, vorgelegt von der sächsischen SPD. Genug Stoff, um über das Thema Schule in Sachsen und in ganz Deutschland zu diskutieren. Der SPD-Ortsverein Radeberger Land hatte dazu am Mittwoch nach Ottendorf-Okrilla eingeladen. Positiv: Die Schulleiter der Ottendorfer Schulen, Elternvertreter sowie einige Bürger waren der Einladung gefolgt. Alle Interessengruppen saßen somit am Tisch.

Gerade aufgrund der Vielschichtigkeit der Teilnehmer kamen die verschiedenen Meinungen zu einer Schulreform auf den Tisch. Einig war man sich nur in einem Punkt: Es muss etwas passieren, und das nicht nur wegen den Ergebnissen der Pisa-Studie. Landtagsabgeordneter Peter Adler machte klar, dass die Vorschläge im Volksbegehren – Veränderung der Klassenstärke, Mittelschule auch einzügig und Gymnasium zweizügig sowie jahrgangsübergreifender Unterricht – nur ein Reparaturbetrieb für die Schule sei. „Es sind äußere Bedingungen für den Schulbetrieb, keine Vorschläge zu inhaltlichen Fragen“, so Peter Adler. Aber schon an diesem Punkt gingen die Meinungen auseinander. Eine Bürgerin berichtete von ihren Erfahrungen aus den USA, wo ihr Sohn einige Zeit in die Schule gegangen ist. „Dort gab es jahrgangsübergreifenden Unterricht auf freiwilliger Basis, und der wurde von den Eltern gut angenommen. Es kommt auf die Inhalte an, der Unterricht muss die ändern“, so die Mutti. Eine Lehrerin, die seit 43 Jahren im Schuldienst ist, hat Erfahrungen mit dem jahrgangsübergreifenden Unterricht, und weiß, dass dies möglich ist. Probleme mit der Einzügigkeit von Mittelschulen sieht Lothar Walther, Leiter der Ottendorfer Schule. „Der Fachlehrereinsatz ist nicht eindeutig zu regeln, kein Lehrer weiß mehr, wo er hingehört“.

Dietrich Mauerhoff bringt das Anliegen der Initiative auf einen Punkt. „Es geht nicht darum, wieder alles mit Gesetzen festzuschreiben, sondern neue Möglichkeiten zu eröffnen, die nicht gegen das Gesetz verstoßen. Wir wollen keine starre Gesetzgebung.“ In diesem Zusammenhang müsste den Schulen und den Schulträgern mehr Handlungsspielraum eingeräumt werden. So denkt auch Lothar Walter, der sich für die Schulleiter und den Schulträger mehr Freiheiten und Kompetenzen wünscht. „So können wir selbst entscheiden, wie stark die Klassen sind, auch nach den Bedürfnissen für Real- oder Hauptschule. Das wäre toll.“

Diskussionsbedarf gibt es auch zur in Deutschland zeitig praktizierten Auswahl fürs Gymnasium. Fast alle Anwesenden waren der Auffassung, dass dies nach der vierten Klasse zu früh sei. Auch der Punkt soll in der neuen Konzeption zur Sprache kommen, verspricht Peter Adler. Er ist jedenfalls froh, über jede Meinung und jeden Vorschlag, der an ihn herangetragen wird. „Ich bin auch ein Lernender.“