Von Maik Brückner
Genau 30 Autos, sechs Kleintransporter, drei Schwerlaster und ein Bus mussten gestern Vormittag in Kipsdorf einen kurzen Halt einlegen. Ihre Fahrer und Insassen wurden von der Bundes- und Landespolizei sowie vom Zoll kontrolliert. „Auf diese gemeinsam Kontrolle haben wir uns heute morgen verständigt“, sagt Ralf Beiersdorfer, Chef der Bundespolizeiinspektion Zinnwald.
Seine Mitarbeiter sind seit dem 21. Dezember wie angekündigt nun öfters im Landesinneren unterwegs, um den Wegfall der Grenzkontrollen zu kompensieren.
Kammstraße ist Schwerpunkt
Am Tag rücken die Beamten aus Zinnwald zusammen mit ihren Kollegen von der Landespolizei acht- bis zehnmal aus. Besonders häufig stehen sie an der B170, der Kammstraße zwischen Neuhermsdorf und Frauenstein und der Müglitztalstraße. Auch die Züge der Müglitztalbahn werden häufiger „bestreift“, erklärt Beiersdorfer.
Genaue Zahlen, wie sich der Wegfall der Grenzkontrollen ausgewirkt hat, darf Beiersdorfer noch nicht herausgeben. Er räumt aber ein, dass seine Kollegen in den ersten Tagen nach dem 21. Dezember mehr Menschen als sonst aufgegriffen haben, die illegal einreisen wollten. Sie stammten aus Vietnam, Syrien und anderen Ländern. Einen Schwerpunkt konnten die Bundespolizisten nicht ausmachen. Das sei schon in den Jahren zuvor so gewesen, sagt Bundespolizeisprecher Torsten Henkel. Erfreulich sei, so Beiersdorfer, dass die Zahl der Versuche, illegal einzureisen, in den letzten Tagen wieder rückläufig sei. Der Inspektionsleiter führt das auf die Taktik seiner Kollegen zurück, die an mehreren verschiedenen Stellen kontrollieren.
Das erschwere potenziellen Straftätern das Handeln und gibt den Bürgern Sicherheit. Bei der gestrigen Kontrolle in Kipsdorf jedenfalls regte sich kein Unmut über den zusätzlichen Halt. „Das ist okay“, sagt die Altenbergerin Anja Knorr, die nach Dipps fuhr. Ob die Kontrolle ausreichend sei, könne sie aber nicht sagen. „Angst wegen der offenen Grenze habe ich nicht.“
Auch Frank Gietzelt aus Kipsdorf, der auf der Fahrt nach Schmiedeberg rausgewunken wurde, nahm die Pause gelassen. „Was sein muss, muss sein“, sagt der Berufskraftfahrer. Für ihn wie für Frau Knorr war es die erste Kontrolle in diesem Jahr. Polizeisprecher Henkel hat schon anderes gehört. So habe sich ein Mann bei ihm beschwert, der siebenmal angehalten wurde. Er werde froh sein, wenn sein Auto in eine Kontrolle gerate, bei der nicht er, sondern ein Autodieb hinterm Lenkrad sitze, gab Henkel zurück. Der Mann zeigte sich einsichtig.
Doch nicht nur Pässe und Fahrzeugpapiere werden bei den gemeinsamen Kontrollen in Augenschein genommen. Das wurde Richard Kovalcik aus der Slowakei zum Verhängnis. Der junge Mann war gestern auf dem Weg zum Bruder, der an der Ostsee wohnt. Er hatte bereits 700 Kilometer hinter sich und wurde in Kipsdorf das erste Mal gestoppt. Den Polizisten fiel auf, dass er ein Radarwarngerät bei sich hatte. „Das ist verboten“, sagt Polizeikommissar Jonny Kummer. Das Gerät wurde eingezogen. Gegen den Slowaken wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet.
Auch andere Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung haben die Polizisten festgestellt. So fuhren zwei Autos mit Nebelscheinwerfern, bei einem Laster war der Tüv abgelaufen. Um diese Fälle kümmerten sich die Landespolizisten. Dem Zoll und den Bundespolizisten ging in ihrem Verantwortungsbereich aber niemand ins Netz.