Ein Schieler, also Gemisch von Rot- und Weißwein, direkt vom Burgberg soll in wenigen Jahren die Weinkarten der Meißner Restaurants bereichern. Die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt hat jetzt ihr Vorhaben vorgestellt, eine Brachfläche von insgesamt 1000 Quadratmetern unterhalb der Albrechtsburg in einen Weinberg zu verwandeln. Eine Millionen Euro, ein Großteil aus Fördermitteln der Europäischen Union, fließen in das Vorhaben.
Rund 700 Rebstöcke der Sorten Johanniter und Regent sollen auf dem extrem steilen Hang gepflanzt werden. Als Partner sei die Landesstiftung mit dem Radebeuler Weingut Schloss Hoflößnitz im Gespräch, sagt Regina Walz, die bei der Landesstiftung für das Projekt verantwortlich ist.
Bio-Siegel für Meißner Wein
Die Radebeuler sind das einzige Weingut im Meißner Raum, das seine Weine mit dem sechseckigen grünen Biosiegel vertreiben darf. Neben edlen Tropfen von den Lößnitzhängen, solle auch der neue Albrechtsburg-Wein als Öko-Produkt verkauft werden, so Regina Walz.
Bis es soweit ist, muss der Hang auf der Südseite der Burg zunächst mit schwerer Technik in Terrassen-Form gebracht werden.
„Wir kämpfen hier gegen 45 Grad Steigung. Auf einer so steilen Fläche haben wir noch nie gearbeitet“, sagt Eberhard Mörbe, Chef der Mörbe & Co. GmbH Grünanlagenbau aus der Lausitz. Mörbe und seine Kollegen mussten sich deshalb etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Neben der Seeg-Zentrale Schlossberg 9 haben sie mit riesigen Eisenträgern eine Rampe in den Berg gebaut. Das Stahlskelett soll in den nächsten Tagen mit speziellen Eisenplatten verkleidet werden. „Über diese Rampe wird dann unser neuer Dumper die rund 7000 Tonnen Bruchsteine in den Berg fahren, die wir dort zu Trockenmauern aufschichten“, erläutert Mörbe den Plan.
Nachforschungen in den sächsischen Archiven hatten zuvor ergeben, dass der bereits in Teilen befestigte Hang ursprünglich den Meißner Tuchmachern zum Bleichen ihrer Stoffe diente. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Teile auch als Obstgarten und Weinberg genutzt.
Afraner sollen helfen
Das historische Mauerwerk muss Baumeister Mörbe zufolge allerdings komplett abgetragen werden. Nur wenn die neuen Trockenmauern direkt auf dem anliegenden Felsen gebaut würden, könne für deren Standsicherheit garantiert werden, sagt der Lausitzer Spezialist. Da die Bruchsteine für die teils drei Meter hohen Mauern eine besondere Dichte aufweisen müssten, habe man sich für Granit aus Mittweida entschieden. Der eigentlich ortstypische rote Granit aus Meißen erfülle die Vorgaben nicht.
Neben der Partnerschaft mit den Radebeuler Winzern arbeitet die Landesstiftung zudem weiter an einer Kooperation mit dem Meißner Landesgymnasium St. Afra. Die Schüler der Hochbegabten-Schule sollen als Mitarbeiter für den Weinberg gewonnen werden. In einem ersten Schritt sei geplant, mit den Schülern Lehrtafeln zu gestalten.
Mit ihrer Hilfe solle der Weinberg auch eine Funktion als Werbefläche für die sächsische Weinkultur erfüllen, so Regina Walz von der Landesstiftung Natur und Umwelt. Es wäre der dritte Schauweinberg in Meißen neben dem Schauweinberg am Steinberg und der derzeit im Bau befindlichen Anlage der Winzergenossenschaft am Bennoweg. Unklar bleibt, ob die Afraner dafür die bislang von ihnen bewirtschaftete Fläche am Rosengründchen aufgeben müssten.
Peter Anderson