Meißen bereitet sich auf Carsharing vor

Es ist ein warmer, aber verregneter Tag, als Torsten Bähr nach Meißen kommt. Als Regionalleiter von teilAuto besichtigt er Meißen. Dabei vertritt er ein Carsharing-Unternehmen. Dessen Konzept ist einfach: teilAuto bietet Autos, die mehrere Menschen gemeinsam nutzen. Das Unternehmen setzt sich für nachhaltige Mobilität ein. Mittlerweile gibt es 20 Städte, die das Angebot nutzen. Jetzt soll ein Standort nach Meißen kommen.
Bähr wird von zwei Meißnern empfangen: Heiko Schulze, Vorsitzender der Fraktion Bürger für Meißen, und Frank Buchholz, ehemaliger Vorsitzender der Bürgerinitiative. Sie haben sich vorgenommen, gemeinsam mit Bähr die Stadt links- und rechtselbisch abzulaufen, um einen geeigneten Standort für teilAuto zu finden. Für Meißen sind momentan zwei Stellplätze im Gespräch. Wie viele Autos dort stehen werden, ist noch unklar.
Besonders für Innenstädter eine Chance
Dafür hatte Buchholz schon ein paar Ideen. So komme der Park-and-Ride-Parkplatz am Bahnhof infrage. Die Vorteile sind hier: Es gebe ein gutes Verkehrsangebot mit dem öffentlichen Personennahverkehr. Zudem sei die Hochschule Meißen nicht weit, so Buchholz. Die dortigen Studierenden wären doch die ideale Zielgruppe für das Carsharing-Angebot. Bähr gibt jedoch zu bedenken, dass die Studierenden erst nach dem Studium eine wirkliche Zielgruppe seien. Wenn sie sich kein eigenes Auto anschaffen wollen.
Auch denkbar ist der Hof der Verkehrsgesellschaft in Meißen, der sich unmittelbar neben dem Bahnhof befindet. Hier müsste jedoch die Eigentümerfrage geklärt werden, so Buchholz. Allerdings soll der Bahnhofsvorplatz in den nächsten Jahren umgestaltet werden, ergänzt Schulze. Deshalb wäre der Hof erst mal ungünstig, da keiner weiß, wann die Bauarbeiten beginnen.
Wichtig ist, dass der Standort nah am Nutzer ist. „Er muss gut erreichbar, 24 Stunden täglich zugänglich, möglichst hell und barrierefrei sein“, so Bähr. Zudem sollte er als Carsharing-Standort erkenntlich sein, zum Beispiel über eine Beschilderung oder Markierung. Der Park-and-Ride-Parkplatz am Bahnhof wäre somit ideal, zumindest auf der linkselbischen Seite, meinen die Beteiligten. In der Altstadt wird es etwas kniffliger.
Neben dem Parkdeck der Arkaden sowie einem Parkplatz in der Poststraße auf dem Hof des ehemaligen Postgebäudes steche ein weiterer Parkplatz mitten in der Altstadt heraus. Besonders Bähr begeisterte sich dafür. Und zwar der öffentliche Parkplatz am Kleinmarkt neben der Roten Schule. „Wenn die teilAuto-Station im Zentrum ist, wäre das für die Innenstädter ein Anreiz, auf das eigene Auto zu verzichten.“
Immer mehr Carsharing-Angebote in Kleinstädten
Wie der Bundesverband Carsharing Anfang des Jahres mitteilte, ist Carsharing nicht nur in Großstädten wie Dresden beliebt. Mittlerweile gibt es Carsharing-Fahrzeuge in 46,8 Prozent aller Orte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Meißen liegt also im Trend. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 200 Carsharing-Anbieter, laut Verband. Das Unternehmen teilAuto aus Leipzig ist damit einer von vielen. Sein Angebot nutzen mittlerweile 42.500 Privat- und Geschäftskunden und kommen größtenteils aus Sachsen.
Für teilAuto ist Meißen deshalb interessant, da der Nutzerkreis überschaubar bleibt und so keine ausschließlich anonyme Dienstleistung wird. Problematisch sei jedoch die Gewährleistung des Angebots und der betriebswirtschaftliche Erfolg, so Bähr. „Denn die absolute Anzahl von Personen, die in einer kleineren Stadt Carsharing nutzen, ist geringer als in einer Großstadt. Womit wiederum die Schwierigkeit entsteht, neue Zielgruppen zu erreichen.“ Nur zum Vergleich: In Dresden nutzten im vergangenen Jahr etwa 11.000 Menschen teilAuto, in Radebeul waren es knapp 200, laut Bähr.
Besonders in Kleinstädten wie Meißen könne teilAuto deshalb kein eigenens Personal einsetzen, meint der Regionalleiter. „Wir agieren bislang so, dass wir eine formelle oder informelle Ortsgruppe aufbauen, in der neben Privatpersonen auch Vereine oder Unternehmen mitwirken können.“ Erst ab 20 bis 25 Fahrzeugen erziele ein teilAuto-Standort Fahrterlöse, sodass sich eigenes Personal lohne.
Zunächst müsse also ein Standort mit der Stadtverwaltung gefunden werden, und vor Ort müssen Ehrenamtliche diesen betreuen. Sie warten die Fahrzeuge und nehmen neue Mitglieder auf. „Wenn sich dafür ein Verein hier vor Ort findet, haben die teilAuto-Nutzer eine persönliche Anlaufstelle“, so Bähr. Wann aber das erste "teilAuto" in Meißen rollt, bleibt abzuwarten.