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Meißen erobert die Charts

Die Stadt hat ein neues Lied: „Mädchen aus Meißen“ von Peter Braukmann liegt im Radio vor den internationalen Stars.

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Von Bernhard Teichfischer

Janet Jackson auf Platz 17, Rod Stewart immerhin auf Platz zehn, Conchita Wurst sichert sich den achten Platz. So sieht die derzeitige Hitliste von Radio Berlin aus. Soweit nichts Neues. Doch dann die Überraschung: Platz drei wird von der Volksmusik-Band Schöneweile belegt, mit ihrem Lied „Mädchen aus Meißen“. Das beschauliche Meißen in den Charts, weit vor den Stars der Musikindustrie!

Hinter der Überraschung steckt der Musiker und Wahl-Meißner Peter Braukmann. Mit seiner Band Schöneweile spielte er das Stück letztes Jahr ein. Ein Lied über ein Meißner Mädchen, das jeder begehrt. Die „Maid aus dem Sachsenland“ scheint unerreichbar, bis das Weinfest kommt. Da putzt sich der Bewerber fein heraus, zeigt sein bestes Benehmen, ganz ohne Suff und Zigaretten. Und es klappt.

In der Chart-Show Hey Music im Radiosender Berlin 88.8 ist das Lied nun schlagartig an dritter Stelle der Hitliste aufgetaucht. „Wir waren selbst vollkommen verdattert“, sagt der Komponist. Zwar hatten er und seine Bandkollegen kräftig darum geworben, vor allem in sozialen Netzwerken wie Facebook. Gerechnet hatten sie aber doch mit einer Platzierung im zweistelligen Bereich. „Selbstverständlich“, so Peter Braukmann, „streben wir nach Höherem, nämlich Platz eins.“

Damit „Mädchen aus Meißen“ es bis an die Spitze schafft, und der Stadtname die Charts im Glücksfall noch die vollen acht Wochen schmücken kann, müssen die Fans auf der Internetpräsenz der Radiosendung abstimmen. Jürgen Jürgens, Moderator und Musikchef beim Sender, war verblüfft vom Engagement der Schöneweile-Wähler. In einer E-Mail an Peter Braukmann gratulierte er zum Erfolg. Auch Wolf Urban, ehemaliger Vizepräsident von Sony Music in London, beglückwünschte den Charteinstieg.

Für „Mädchen aus Meißen“ griff Peter Braukmann auf die irische Ballade „Star of County Down“ zurück. Das Lied erklang schon seit Längerem bei seinen Solo-Auftritten. „Wir überlegten dann lange, ob wir es mit Schöneweile auch bei dieser Version belassen sollten“, sagt der 58-Jährige. „Schlussendlich waren wir uns einig, dass es die beste Variante wäre, die Geschichte in Meißen stattfinden zu lassen.“

Es dürfte damit der erste Hit mit diesem Stadtnamen im Titel sein, der jemals in den Charts war. Und das bei einer der ältesten noch gesendeten internationalen Hitparaden des Landes. Seit 1967 ist Hey Music ein fester Bestandteil der deutschen Radiolandschaft. Bei „Mädchen aus Meißen“ handelt es sich dabei nicht um eine teure Aufnahme, die in einem der hochtechnisierten Studios großer Musikverlage entstand. Dahinter steckt eine ganz bodenständige Produktion, die in einem Wohnzimmer eingespielt und von Peter Braukmanns kleinem Verlag Rillenschlange verlegt wurde. Bisher auch nur digital, erhältlich zum Beispiel bei Amazon.

Das könnte sich nun aber ändern. „Falls wir länger in den Charts bleiben und größere Produzenten uns vermarkten wollen, könnten wir innerhalb von 14 Tagen ein ganzes Album im Kasten haben“, lässt der Musiker und Verleger wissen. „Ein bisschen“, so der Liedermacher, „hoffe ich damit auch mal wieder ein positives Meißen-Bild in die Medienwelt zu bekommen.“

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