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Meißen erwacht

Einblick. Schon vor Sonnenaufgang gibt es viel zu tun für die Frühaufsteher der Stadt.

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Von Madlen Kazmierczak

6.00 Uhr

Das Blinken der Straßenkehrmaschine durchbricht die Dämmerung. Gemächlich ruckelt das Fahrzeug durch die engen Gassen der Meißner Altstadt. Zwei Männer in orange leuchtenden Westen springen von dem Gefährt. Mit zügigen Bewegungen kehren sie die Fußwege. Aufgestiegen, die Fahrt geht weiter.

6.30 Uhr

Wenige Menschen gehen mit gesenkten Köpfen den Bürgersteig entlang. Der Duft von frisch gebackenen Brötchen breitet sich über dem Marktplatz aus. Eine Verkäuferin aus Ziegers Backstube lädt die Ware aus. Pfannkuchen, Plundertaschen und Spritzringe werden einsortiert, die Geräte angeschaltet, die Tische abgewischt. „In einer halben Stunde öffne ich. Vorher gibt’s noch einen Kaffee, damit man in die Gänge kommt“, sagt sie und nimmt einen Schluck von dem schwarzen Muntermacher. Nebenan in der Fleischerei Richter kommt ebenfalls die Lieferung an. Wurstgerüche vermischen sich mit den Düften aus der Backstube zu einem ungewöhnlichem Aroma. Hinter der Theke belegt Steffi Schubert Brötchen. „Die Bauarbeiter sind immer die ersten, die zum Frühstück kommen“, sagt sie. Bereits seit zwei Stunden laufen die Vorbereitungen. Beim Verlassen der Tür bimmelt ein Glöckchen. Das Glockengeläut der Frauenkirche stimmt in das Morgenkonzert ein.

Am Bahnhof ist von dem gemütlichem Erwachen der Stadt nichts zu spüren. Buslawinen rollen über den Platz. An den Haltestellen stehen die Fahrgäste dicht gedrängt. In der Backstube Lazarek herrscht reger Betrieb. Diana Lazarek und ihr Mann sind seid drei Uhr wach, denn um Sechs wird geöffnet. „In der Schulzeit verkaufen wir meist noch früher, da stehen die ersten Kunden halb Sechs vor der Tür“, erzählt die Bäckerin.

7.oo Uhr

Die Straßen füllen sich langsam. Das letzte Grau der Dämmerung wird vom Tageslicht vertrieben. Am Markt stehen bereits einige Stände. Jeden Tag beginnt die Blumenverkäuferin halb Sieben mit dem Aufbau. Die Pflanzen kauft sie gemeinsam mit ihrem Chef auf dem Großmarkt in Dresden. „Wenn die Stadt noch schläft“, merkt sie schmunzelnd an. Am Verkaufszelt neben ihr sortiert eine Frau Eier in Pappschachteln. „Früher waren die Bedingungen wesentlich besser“, beschwert sie sich. „Wir haben keinen Strom mehr zur Verfügung. Im Herbst sitzen wir früh im Dunkeln.“ Ihre Kollegin vom Obst- und Gemüsestand Gründler verkauft seit 40 Jahren die eigene Ernte auf dem Markt. „Das zeitige Aufstehen macht mir nichts mehr aus“, erzählt sie. Die ersten Stammkunden lassen sich blicken. Aber der Hauptverkehr kommt erst, wenn die Geschäfte öffnen, so die Händlerin.

7.30 Uhr

Geschäftiges Treiben herrscht auch am Neumarkt. Muttis bringen ihre Kleinen in den Kindergarten, Ladenbesitzer kehren Gehwege und sausen saugend über Teppichböden. An der Kreissparkasse entleert eine Angestellte den Briefkasten. Ein Herr sprintet in Richtung EC-Automat an ihr vorbei. „Hab’s eilig“, ruft er ihr zu, als er ihr überraschtes Gesicht bemerkt. Schräg gegenüber trifft sich vor einem Kiosk ein Säuberungstrupp. Die Einsatzleiterin weist sie in die Tourenpläne ein. Auch hier ist „Kaffee“ das Zauberwort des Morgens.

8.00 Uhr

Aus der Elbstraße taucht die Kehrmaschine auf. Blink, blink, blink ... Die Stadt ist herausgeputzt für den anbrechenden Tag.