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„Wohnen in Meißen hat Zukunft“ 

Makler Maik Lehmann regt an, weniger zu meckern und mehr selbst anzupacken. Das bringt aus seiner Sicht die Stadt voran.

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Bauen in Meißen lohnt sich wieder. Im Juni vergangenen Jahres wurden die Mehrfamilienhäuser der Wohnungsgesellschaft Seeg am Kalkberg fertig. Mieter zu finden, war kein Problem.
Bauen in Meißen lohnt sich wieder. Im Juni vergangenen Jahres wurden die Mehrfamilienhäuser der Wohnungsgesellschaft Seeg am Kalkberg fertig. Mieter zu finden, war kein Problem. © Claudia Hübschmann

Herr Lehmann, Sie holen als Immobilien-Makler und Projektentwickler einen Zirkus nach Meißen. Wieso das?

Der Anstoß ging vom Zirkus aus. Die Betreiber suchten eine geeignete Fläche in Meißen und waren bei dieser Gelegenheit über das Werbebanner auf die Gewerbebrache an der Fabrikstraße aufmerksam geworden, die wir vermarkten. Dort wird das Gastspiel jetzt aller Voraussicht nach in der Osterwoche stattfinden.

Wie beurteilen Sie die Chancen für diese Fläche?

Das Grundstück wird in Meißen dringend gebraucht. Es gibt immer wieder Anfragen und etlichen Firmen musste bereits abgesagt werden. Diese siedeln sich zum Teil nun außerhalb Meißens an.

Weshalb?

Bezahlbare Gewerbeflächen sind mittlerweile rar geworden. Hinzu gesellt sich die gute Verkehrsanbindung in eigentliche alle Richtungen. Sie kommen schnell auf die Elbtalstraße, also die künftige S 84, auf die B 6 und auf die A 4. Weiterhin in beide Richtungen auf die B 101, oder über Niederau in Richtung Moritzburg und A 13.

Wieso konnte die Fläche bislang nicht erschlossen werden?

Hauptbremse ist immer die Veränderungssperre wegen eines möglichen Weiterbaus der Staatsstraße 84 von Kötitz her gewesen, also der Verbindung zwischen B 6 und B 101. Meines Wissens nach sind dafür aber verschiedene Trassen im Gespräch. Ob und wann die S 84 einmal das Gewerbegebiet tangieren wird, lässt sich derzeit nicht genau sagen. Wir sprechend uns deshalb dafür aus, die Immobilie so sensibel zu erschließen, dass alle Optionen offen bleiben, sich aber trotzdem bereits Firmen ansiedeln können. Im Interesse einer positiven Weiterentwicklung von Meißen können wir aus meiner Sicht nicht warten, bis die S 84 irgendwann mal fertig ist.

Von Gewerbeflächen abgesehen scheint vor allem der Markt mit Wohnbauflächen in Meißen derzeit zu boomen. Ist dieser Eindruck zutreffend?

Ja. Uns als Lehmann-Immobilien wird von vielen Seiten zugesprochen, diesen Trend vor vier Jahren mit dem Wohnpark an der Alten Ziegelei mit angestoßen zu haben. Da gab es einige Zweifel, ob das funktioniert. Doch wir konnten zeigen, dass Meißen als Wohnstandort sehr wohl eine Zukunft hat.

Allerdings mit Preisen, die inzwischen zumeist deutlich jenseits der 100 Euro pro Quadratmeter Wohnbaufläche liegen.

Das müssen die Kunden mittlerweile selbst in Großenhain bereits zahlen. Es bringt die Städte jedoch aus meiner Sicht durchaus voran. Die richtige Mischung ist doch wichtig. In Meißen gibt es nach wie vor preiswerten Wohnraum. Die Seeg zum Beispiel hat den gesunden Mix und wird allen Nachfragen gerecht. Was soll falsch daran sein, diesen Bereich mit Bauherren zu ergänzen, die gern im eigenen Heim oder einer Eigentumswohnung leben möchten?

Das heißt, Sie sehen für Meißen gute Perspektiven, bald über die Grenze von 30 000 Einwohnern zu springen?

Die Stadt ist sehr gut an Dresden angebunden. Sie besitzt Charme und, wenn der Denkmalschutz mit ins Boot geholt wird, lässt sich sicherlich auch im Zentrum noch vieles machen und der eine oder andere Schandfleck beseitigen.

Der Stadtverwaltung wird in dieser Hinsicht mitunter vorgeworfen, sich nicht ausreichend um sogenannte Schrott-Immobilien zu kümmern.

Ganz generell bin ich dafür, dass weniger an anderen herumgemeckert, sondern mehr selbst getan wird, um die Stadt und die Region voranzubringen. Nehmen Sie zum Beispiel die Zeile mit Gründerzeithäusern gegenüber der Porzellan-Manufaktur. Die befindet sich nun einmal in Privatbesitz und gehört nicht der Stadt Meißen. Die Mittel und Wege, hier eine positive Entwicklung zu erzwingen, sind vergleichsweise begrenzt.

Ähnlich kontrovers wird über den Einzelhandel diskutiert. Rechnen Sie mit einem weiteren Ladensterben?

Gerade in den letzten Monaten hat es in diesem Segment doch eine interessante Entwicklung gegeben. Hinzugekommen sind der Barbershop auf der Fleischergasse, der Sushi-Laden auf der Burgstraße und die Bar Handwerk auf der Elbstraße. Hier sind neue Angebote entstanden, welche die Altstadt bunter und vielfältiger gemacht haben. Es wird in Zukunft mehr auf das Erlebnis, auf die Beratung, auf die zusätzliche Dienstleistung ankommen. Insofern möchte ich eher von einem Wandel sprechen. Die Aktion „Startschuss“ – welche vom Wirtschaftsförderer Martin Schuster und dem Stadtmarketingchef Christian Friedel ins Leben gerufen wurde, und an der unter anderem auch wir beteiligt sind – wird in den nächsten Wochen und Monaten weiteren bislang leerstehenden Läden neues Leben einhauchen. Gemeckert ist schnell. Ich schätze alle gemeinsamen Aktionen, die etwas voranbringen können. Sehen Sie sich weiterhin zum Beispiel die Neugasse und die Rote Schule an. Unser Stadtbild wird nach und nach schöner. Auch Projekte wie das „Elbschlösschenquartier“ auf der rechtselbischen Seite finde ich einfach fantastisch und gut für die Stadt.

Gehen Sie dabei mit gutem Beispiel voran?

Wir versuchen, uns auf verschiedenen Ebenen einzubringen. Anfangs war vom Zirkus die Rede. Aber wir können genauso gut das Weinfest betrachten. Es ist doch in unserem eigenen Interesse, dass der Hahnemannsplatz, auf dem ja neben mittlerweile viele Gewerbetreibenden und neben der Volksbank auch wir unseren Sitz haben, in dieser Zeit kein toter Winkel bleibt und das musikalische Angebot mit dem Charakter der Straße harmoniert. Deshalb haben wir die Organisation selbst in die Hand genommen und entwickeln das Programm mit der Unterstützung vieler Partner jedes Jahr weiter.

Was erwarten Sie als Unternehmer vom Wahlkampf und dem nächsten Stadtrat?

Die Umgangsformen haben in den letzten Jahren stark gelitten. Wir müssen zu einer respektvollen Form der Kommunikation zurückfinden. Jeder sollte seine Einzelinteressen oder die Interessen seiner Fraktion zurückstecken und nach Kompromissen suchen, um gemeinsam etwas für Meißen zu erreichen.

Das Gespräch führte Peter Anderson.

Vor gut drei Jahren noch Baustelle: Rund um die Alte Ziegelei in Meißen haben der Makler und Projektentwickler Maik Lehmann sowie seine Kollegen einen regelrechten Bauboom ausgelöst.
Vor gut drei Jahren noch Baustelle: Rund um die Alte Ziegelei in Meißen haben der Makler und Projektentwickler Maik Lehmann sowie seine Kollegen einen regelrechten Bauboom ausgelöst. © Claudia Hübschmann