Meißen will auf die Kandidatenliste

Meißen. Das Porzellan soll weiter für Meißens Berühmtheit in aller Welt sorgen. Diesem Anspruch will die Stadt auch über einen Platz auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco gerecht werden. Im nächsten Jahr soll Meißen auf der Liste sächsischer Bewerber für einen solchen Titel stehen. Die Arbeit an der Bewerbung sei gut vorangekommen, erklärte Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) jetzt gegenüber dem MDR.
Am Beginn dieses Jahres hatte der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit beschlossen, einen erneuten Anlauf zu wagen, nachdem eine solche Bewerbung vor acht Jahren gescheitert war. Anders als 2012 arbeitet die Stadt nun eng mit der Porzellan-Manufaktur zusammen, um das Porzellan, seine Produktion und die Wechselwirkungen zwischen Stadt und Manufaktur als Alleinstellungsmerkmale für Meißen herauszustellen. Für den Erfolg der Bewerbung kommt es darauf an, den einzigartigen Stellenwert Meißens im Wettbewerb zu vergleichbaren Welterbestätten herauszuarbeiten.
„Es geht darum, einen roten Faden zu finden“, beschreibt der OB gegenüber der SZ, wie die Bewerbung gegenwärtig erarbeitet wird. Gemeinsam mit vielen Fachleuten entsteht ein Papier, in dem nicht allgemein vom Porzellan die Rede ist – vielmehr steht das erste europäische Porzellan, mit dem sich der Name Meissen verbindet, im Mittelpunkt. Davon ausgehend sollen die Entwicklung von Arbeitsprozessen und Technologien eine Rolle spielen, aber auch wie das Meissener Porzellan, seine Herstellung und Verwendung in verschiedenen Epochen und in der Zukunft das Leben in Meißen beeinflussen.
Ein halbes Jahr nach der Entscheidung der Stadträte zeigt sich der OB zuversichtlich: Man sei im Zeitplan. Gemeinsam mit Vertretern der Manufaktur, der Meissen Porzellan Stiftung sowie der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, zu der die Albrechtsburg gehört, treffe man sich regelmäßig zum Austausch. Anfang nächsten Jahres soll Meißens Bewerbung für die sächsische Kandidatenliste für den Welterbe-Titel fertig sein. Im September werde er dem Stadtrat einen Bericht zum Stand der Bewerbung vorlegen, zitiert der MDR Olaf Raschke.
Weltweit gibt es über 1.000 Welterbestätten, 46 davon in Deutschland. Im vorigen Jahr erhielt die Montanregion Erzgebirge den Titel „Unesco-Welterbe. Außerdem zählt der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau zu den sächsischen Welterbestätten. Für das Dresdner Elbtal war dieser Titel von der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Jahr 2009 wegen des Streits um den Bau der Waldschlösschenbrücke aberkannt worden.
Gutes Verhältnis zur Manufaktur
Gegenüber der SZ lobt Oberbürgermeister Raschke die gute Zusammenarbeit mit der Unternehmensleitung der Manufaktur, insbesondere Geschäftsführer Tillmann Blaschke. Dies zeige sich nicht erst jetzt beim Erarbeiten der Bewerbung um den Welterbe-Titel.
Im Jahr 2014 hatte Olaf Raschke seinen Sitz im Aufsichtsrat der Manufaktur niedergelegt, um gegen die Geschäftspolitik des damaligen Manufaktur-Chef Christian Kurtzke zu protestieren. Heute stünde er für einen Sitz im Kontrollgremium wieder zur Verfügung, erklärt der Meißner OB. Die Entscheidung darüber treffe aber nicht er. (SZ/da)
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