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Meissens Neue

Mit Sandra Jäschke bekommt die Manufaktur wieder ein Gesicht nach außen. Die neue Sprecherin hat ein rasantes Hobby.

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© hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Es sind turbulente Zeiten für die Porzellanmanufaktur – Führungswechsel, Geldnöte, Kurzarbeit – und Sandra Jäschke benutzt ausgerechnet dieses Wort, um ihren neuen Job zu beschreiben: ruhiger.

Seit Anfang Juli ist die 40-Jährige die neue Pressesprecherin der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meissen. Zuvor hat sie fünf Jahre lang in der sächsischen Staatskanzlei gearbeitet, als Abteilungsleiterin und stellvertretende Regierungssprecherin. Fünf Jahre lang wusste sie nicht, was der Tag ihr bringen würde: wieder Fragen zum allgegenwärtigen Thema Asyl oder gar eine Krisensituation wie ein Hochwasser? Und dann die große Fülle an Terminen, die alle vorbereitet werden wollten. „Das ist schon ein ganz anderer Kalender als hier“, sagt sie und nimmt einen Schluck vom Milchkaffee, der im Meissen-Café natürlich stilecht in einer Tasse mit gekreuzten Schwertern serviert wird.

Nach dem Regierungswechsel wurde Sandra Jäschke der Posten als neue Manufaktur-Sprecherin angeboten. Ein Schritt, der ihr nicht schwer fiel. Als Staatsbetrieb kannte sie die Manufaktur bereits gut, auf ihren Reisen ins Ausland war immer ein Mitbringsel aus echtem Meissener dabei. „Damit lösen Sie immer Begeisterung aus“, schwärmt sie.

Überhaupt ist die 40-Jährige schon viel in der Welt herumgekommen: ein Jahr Studium im englischen Liverpool, Rundreise durch Kalifornien, später Arbeit im amerikanischen Colorado, noch später Reisen mit dem sächsischen Ministerpräsidenten unter anderem nach Japan.

Doch ihre Wurzeln hat Sandra Jäschke im sächsischen Mittweida, wo sie 1975 geboren wurde. Abitur machte sie 18 Jahre später mit der Traumnote 1,0 in Frankenberg. In Dresden studierte sie internationale Betriebswirtschaftslehre, nach dem Diplom folgte die Traumkarriere in PR und Marketing: Arbeit als Projektassistentin bei der Personalberatung Kienbaum, dann Wechsel zur städtischen Wohnungsbaugesellschaft, danach zu einem IT-Unternehmen mit Zweitsitz in den USA. Als sich die Hochphase der „New Economy“ dem Ende zuneigte, wurde Sandra Jäschke vom sächsischen Arbeitgeberverband angesprochen, ob sie die Pressearbeit übernehmen möchte. Im April 2003 wurde sie dort Sprecherin und erlebte ihre Feuertaufe: Die IG Metall wollte die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland einführen und scheiterte nach langem Streik. Die Karriere von Sandra Jäschke ging jedoch weiter steil nach oben: Sieben Jahre blieb sie bei der Vereinigung der sächsischen Wirtschaft und Sachsenmetall, war am Ende sogar Mitglied der Geschäftsleitung. Dann der Wechsel in die Staatskanzlei und nun zu Meissen.

Dort ist der Dienstbeginn von Sandra Jäschke auch ein Zeichen dafür, dass die Geschäftsführung der Manufaktur – im Moment ist das nur Tillmann Blaschke – die Kommunikation wieder näher an das Unternehmen anbinden möchte. Bisher verantwortete ein Kommunikationsbüro in Berlin die Pressearbeit. Und Sandra Jäschke schlägt gleich Töne an, die manchem runtergehen dürften wie Öl: „Das Porzellan muss bei allem, was wir tun, im Mittelpunkt stehen.“ Mit dem weißen Gold werden noch immer 90 Prozent des Umsatzes erzielt. Doch Sandra Jäschke weiß auch, dass man mit Porzellan allein nicht die jüngeren Generationen erreicht. Die hohe Handwerkskunst des Porzellanbemalens lasse sich auch auf Taschen oder Schmuck übertragen, sagt die Sprecherin und schafft so einen Kompromiss zwischen den zerstrittenen Lagern, die entweder nur auf Tässchen oder nur auf Täschchen setzen.

Eine Aufgabe, die neben dem Aufbau der gesamten Pressearbeit auf Sandra Jäschke zukommen wird: die neue Gegend kennenlernen. Die Sprecherin wohnt seit 2006 alleine in Dresden-Striesen, Mann oder Kinder hat sie nicht. Dafür ein rasantes Hobby: Rennradfahren. „Wenn ich den Kopf frei brauche, fahre ich Rennrad“, erzählt sie. Von Dresden nach Meißen und hoch Richtung Klipphausen, durchs Hochland und dann wieder zurück nach Dresden. „Eine ganz tolle Strecke“, verspricht sie. „Das ist fast mein Arbeitswege, aber es wäre morgens doch etwas anstrengend, mit dem Rad nach Meißen zu fahren.“

Mit Leidenschaft hat die frühere Marathonläuferin gerade die Tour de France verfolgt, geschaut, welche Strecken sie vielleicht selbst einmal fahren kann. „Rennradfahren ist so eine Sache“, erklärt sie. „Entweder Sie lieben es oder gar nicht.“ Ganz ähnlich ist es mit dem Porzellan.