Von C. Raatz und P. Anderson
Die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH wirbt jetzt mit einem neuen Logo. Das Unternehmen hat „Porzellan“ gestrichen und tritt nur noch als Manufaktur Meissen auf.
„Wir wollen das Handwerkliche und Traditionelle stärker in den Vordergrund rücken“, erklärte Geschäftsführer Christian Kurtzke. Damit stelle sich das Meissener Porzellan in eine Reihe mit Luxusmarken wie der Gläsernen VW- oder der Maybach-Manufaktur. Auch weltweit werde künftig nur noch mit diesem Begriff geworben. „Im Ausland haben die Kunden positiv auf die Veränderung reagiert“, so Kurtzke. Der frühere Unternehmensberater setzt mit dem neuen Logo seinen Kurs fort, Meissen als weltweit führende deutsche Luxusmarke zu etablieren. Die Manufaktur soll zu diesem Zweck breiter aufgestellt werden.
So fertigt Meissen neben Zifferblättern für Glashütter Uhren jetzt auch Wandplatten für die Vorzeige-Geschäfte der Uhrenmanufaktur Lange & Söhne in Tokio. In den kommenden Monaten will das Unternehmen Schmuck mit Meissener Porzellan als tragendem Element präsentieren. Im Mittelpunkt soll der sogenannte „Meissen Mystery“ stehen – ein Schmuckstück aus Porzellan und Edelstein, das gestern in Mailand zum ersten Mal vorgestellt wurde.
Als verbindendes Element für die zunehmend breiter gestreuten Aktivitäten scheint der Sammelbegriff Manufaktur Meissen geeigneter als die umständliche und lange Version Porzellan-Manufaktur Meissen. Im neuen Logo wurde gleichzeitig der bislang geschwungene Schriftzug Meissen auf eine klassische Großbuchstabenform umgestellt und der Vermerk „seit 1710“ angefügt. Die jetzt verwendete Schrift wurde bereits 1722 entwickelt und ist damit fast so alt wie die Manufaktur selbst, die im nächsten Jahr ihr 300-jähriges Jubiläum feiert. Die alte Marke habe dagegen einfach nur an die 70er Jahre mit dem „Charme einer Butterfahrt“ erinnert, wie Kurtzke sagt. Zur Zeit werden sämtliche Prospekte und Broschüren neu gestaltet, auch Hinweisschilder sollen nach und nach ersetzt werden.
Marketing-Experten sehen neben den Chancen der Meissener Marken-Kosmetik auch Risiken: „Das Ändern eines Logos ist prinzipiell ein riskantes Verfahren“, sagt Stefan Müller, Professor für Marketing an der TU Dresden. Wenn eine Marke über lange Zeit etabliert wurde, müsse es gute Gründe geben, dem Unternehmen ein neues Logo zu verpassen. Der Freistaat, in dessen Besitz die Manufaktur ist, hält sich völlig heraus. Das Logo sei Sache der Geschäftspolitik.