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Meisterleistung im Zwinger

Die Gerüste am Kronentor sind gefallen. Für weitere Bauarbeiten braucht das Land viel Geld. Sollen Eintrittsgelder die Mittel erwirtschaften?

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© epd/Matthias Rietschel

Peter Hilbert

Vorsichtig streicht Andreas Bönisch mit seiner schmalen Lanzette über die Skulptur, verfüllt eine kleine, ausgebrochene Stelle mit Spezialmörtel. Stück für Stück verhilft der Steinmetz in der Zwingerbauhütte so der „Allegorie der Freigiebigkeit“ mit ihrem Korb voller Geldstücke wieder zu alter Schönheit. Immerhin stammt dieses Original von 1715 aus der Entstehungszeit des Zwingers. In wenigen Wochen soll sie wieder im oberen Durchgang des Kronentors stehen. Dort startete Finanzminister Georg Unland (CDU) gestern eine Tour durch die weltberühmte Barockanlage. Immerhin ist der erste Bauabschnitt am Kronentor als markantem Wahrzeichen des Zwingers geschafft. Unland und Verantwortliche des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) erläuterten, wie es weitergehen wird.

Eine ruhige Hand braucht Andreas Bönisch. Der Steinmetz restauriert in der Zwingerbauhütte die Skulptur „Allegorie der Freigiebigkeit“.
Eine ruhige Hand braucht Andreas Bönisch. Der Steinmetz restauriert in der Zwingerbauhütte die Skulptur „Allegorie der Freigiebigkeit“. © André Wirsig

Der Auftakt: Die Kuppel des Kronentors erstrahlt wieder

Seit der Wiedervereinigung hat der Freistaat rund 58,4 Millionen Euro für den Zwinger investiert. „Da gibt es aber jedes Jahr etwas zu tun. Bei so einem historischen Bauwerk werden wir damit nie fertig werden“, sagte der Minister. Eintritt wie im Schloss Pillnitz soll von den Tausenden Besuchern vorerst dennoch nicht verlangt werden, versicherte Unland auf SZ-Nachfrage. „Bisher ist nichts geplant. Es gibt auch keine derartigen Überlegungen.“

Das Kronentor war letztmals zwischen 1985 und 1990 saniert worden. Deshalb war eine Restaurierung wieder nötig. Die Arbeiten hatten im Oktober 2012 am Turmhelm und der Attika, dem Kranzgesims direkt darunter, begonnen. Restauriert wurden 22 Attikaskulpturen, Ornamente und Sandsteinteile. Die Handwerker haben außerdem Regenfallrohre und den Blitzschutz in Ordnung gebracht sowie die Vergoldung der Schmuckzier am Turmhelm repariert und Klempnerarbeiten ausgeführt. Allerdings blieben die Gerüste vier Monate länger stehen als geplant. Denn es gab einige Überraschungen, erläutert Zwingerbaumeister Karl Schöppner. Denn die tieferliegende Architektur bis zur Terrasse der Langgalerien hatte mehr Schäden als erwartet. Also wurde die Gelegenheit gleich genutzt, um unter anderem Sandsteine zu restaurieren und die Decke im oberen Durchgang zu sanieren. Dieser erste Abschnitt kostete rund 275.000 Euro.

Der Plan: 2016 soll das Kronentor komplett restauriert sein

Die Sanierung des Kronentors geht weiter. Im April kommenden Jahres sollen die Arbeiten im unteren Teil des Bauwerks beginnen, nennt der Zwingerbaumeister den nächsten Schritt. Dabei sollen bis Oktober auch hier Fassaden und Figuren restauriert und Risse saniert werden. Außerdem ist geplant, die Stuckelemente im oberen Durchgang wieder in Ordnung zu bringen.

2015 kommt das Innere im Erdgeschoss an die Reihe. Dabei sollen Sandsteine restauriert, historische Farbfassungen untersucht und die Gewölbe gestrichen werden. Vorgesehen ist, die Arbeiten bis 2016 zu beenden. Insgesamt hat der SIB rund 650.000 Euro für das Kronentor geplant. Die landeseigene Zwingerbauhütte führt fast alle Sandsteinarbeiten selbst aus. Sonst müsste der Freistaat weitere 300.000 Euro zahlen.

Das Großprojekt: Jetzt wird der Südteil der maroden Sempergalerie saniert

Erhebliche Schäden gibt es auch an der Sempergalerie. Das Dach ist undicht, Wände sind nass und von Schimmel befallen. Insgesamt sollen rund 47 Millionen Euro für die Sanierung investiert werden, erklärt der zuständige Dresdner SIB-Niederlassungschef Ludwig Coulin. Erste Arbeiten am Südflügel, in dem früher die Rüstkammer war, haben begonnen. So am Rohbau der Fluchttreppen. Bis Mitte 2015 soll dieser Gebäudeteil saniert sein. Danach kommt der Westflügel an die Reihe.

Die Handwerker: Restauratoren sorgen für langes Skulpturenleben

Einen entscheidenden Anteil an der hohen Qualität der Sandsteinarbeiten hat die Zwingerbauhütte, betont SIB-Niederlassungschef Coulin. Dort sind zehn Steinmetze und Restauratoren aktiv. „Das ist unser Steinlabor der Zukunft“, sagte er. „Wir haben bei der Restaurierung Wege gefunden, um die Lebensdauer der Skulpturen zu verlängern.“ Im Zwinger gibt es davon immerhin 698, etwa 30 sind Originale aus der Bauzeit. Beispielsweise werden mit speziellen Methoden Salze aus den Figuren entfernt. Nach der Restaurierung werden die Oberflächen mit einer Siliconharz-Lasur behandelt. So sind sie zwar luftdurchlässig, aber vor Wind und Wetter geschützt. Dadurch erhöht sich die Haltbarkeit der Skulpturen von ungefähr 80 auf bis zu 130 Jahre.