Von Annett Preuß
Mehr Kühe geben mehr Milch. Sie brauchen aber mehr Platz. Die Agrargenossenschaft Nieder Seifersdorf eG will beides und dafür Fördermittel einsetzen, die der Freistaat Sachsen bis 2013 für Investitionen in die Tierproduktion in Aussicht stellt. Vorstandsmitglied Hans-Günter Schleuder hat dem Waldhufener Gemeinderat das Projekt für die Zukunft des Unternehmens vorgestellt – und Zustimmung geerntet. Hut ab, sagt Roland Jäkel, selbst Unternehmer und Chef des hiesigen Wirtschaftsfördervereins.
Stallneubau: Statt 410 Milchkühe künftig 580
Der Betrieb möchte die Rinderhaltung erweitern. Zurzeit stehen in den Ställen in Diehsa und Nieder Seifersdorf insgesamt 780 Tiere. Steigen soll die Zahl der Milchkühe: von jetzt 410 auf dann 580. Während am Standort Diehsa mit der Jungtieraufzucht alles bleibt wie gehabt, ist in Nieder Seifersdorf der Neubau eines Stalls für 339 Tiere geplant. Abreißen lassen will die Genossenschaft stattdessen einen Kuhstall aus dem Jahr 1967 sowie das alte Melk- und Heizhaus. Der zweite Stall mit 100 Plätzen bleibt für die Kälber stehen. Umgebaut werden sollen die beiden noch vorhandenen größeren Ställe, Baujahr 1971 und 1975: Die Tiere können sich in den sogenannten Laufstellen frei bewegen, erklärt Schleuder. Damit das klappt, wird die Zahl der Plätze dabei auf etwa 241 reduziert. 388 sind es bisher.
Melkanlage: Mehr Plätze
durch neue Technik
Wo an 365 Tagen im Jahr mehr Tiere gemolken werden müssen – und das bis zu drei Mal täglich – ist moderne Melktechnik unerlässlich. Das bestehende Melkhaus wird erweitert. Bisher können bis zu 24 Tiere gleichzeitig gemolken werden. Der Melkstand wird durch einen neuen mit 32 Plätzen ersetzt.
Biogas: Der Gülleanteil liegt
zwischen 75 und 80 Prozent
Im Trend liegen die Seifersdorfer auch mit der dritten Säule ihres Modernisierungskonzepts: Wo Gülle entsteht, soll sie ohne weite Wege veredelt werden. Das spart Transportkosten und mindert vor Ort Gerüche, weil alle Anlagen abgedeckt sind und das dafür verantwortliche Ammoniak reduziert wird. Die Pläne für eine Biogasanlage gehen davon aus, dass der Gülleanteil an den Einsatzstoffen zwischen 70 und 80 Prozent liegt, erklärt Hans-Günter Schleuder. Das hänge von der Leistungsgröße des Blockheizkraftwerkes (BHKW) ab. Weitere Einsatzstoffe sind Mist, Futterreste, Silagen sowie, bei Anfall, auch Silosickersaft. Noch nicht entschieden sei, ob mit dem Biogas statt zwei kleiner BHKW’s a‘ 265 Kilowattstunden (KW) nur eines oder ein großes mit 500 KW Leistung betrieben wird. Schleuder: „Eine größere Leistungskapazität ist wahrscheinlich die wirtschaftlichere Variante.“ Wärme ist ein Nebenprodukt der Biogasverstromung. Sie wird zum Anwärmen des Fermenters benötigt, ist aber auch zur Beheizung von Melkstand und Sozialräumen geplant. Die Planung sieht auch den Einbau eines Belüftungsbodens in einem Bergeraum vor.
Futterlager: Neues Silo
schafft mehr Kapazität
Mehr Vieh frisst auch mehr, und auch eine Biogasanlage benötigt „Futter“. Deshalb will die Genossenschaft zusätzliche Kapazität zur Lagerung schaffen. In unmittelbarer Nähe der Milchviehanlage ist ein neues befahrbares Silo für 8190 Kubikmeter vorgesehen.
Zeitrahmen: Er hängt auch
von der Genehmigung ab
Bevor ein Zeitplan gestrickt werden kann, muss das Projekt ein umfangreiches Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) durchlaufen. Das passiert zurzeit gerade. Heike Hübner ist die Bauverantwortliche der Gemeinde und erklärt, was darunter zu verstehen ist. „Dabei wird geprüft, welche Auswirkungen das Vorhaben auf die Umgebung hat.“ Ob zum Beispiel beim Silo ausreichend Abstand zur Wohnbebauung gewährleistet ist. Zwischen 70 und 100 Meter sind es im konkreten Fall. Sie ist optimistisch, dass nichts Negatives zu erwarten ist. „Im Gegenteil: Der Zustand der Anlage wird besser.“
Finanzierung: Zuschüsse zwischen 30 und 50 Prozent
Ohne Geld kein Bau. „Erst nach Vorliegen aller Genehmigungen inklusive der baurechtlichen können wir die weiteren Schritte angehen“, sagt Hans-Günter Schleuder. Also die Sicherung der Finanzierung und den Förderantrag. Was und wann gebaut wird, hängt maßgeblich von dessen Bewilligung ab. Hans-Günter Schleuder hat deshalb auch keine Zahl parat. Bis 2013 läuft das aktuelle Programm, das aus Geldern des Europäischen Landwirtschaftsfonds (Eler) und Landesmitteln gespeist wird. „Die Zuschüsse liegen zwischen 30 Prozent für mobile Technik und beachtlichen 50 Prozent für Baumaßnahmen für die Tierproduktion im benachteiligten Gebiet“, sagt er.
Dass sei die Chance, die der Betrieb nutzen wolle. Von 49 Leuten in der Genossenschaft sind 30 in Futterproduktion und Milchwirtschaft in Lohn und Brot. Roland Jäkel: „Das ist Zukunft für das Dorf.“ Daran müsste man jene erinnern, die an der Fleischtheke im Supermarkt stehen, bei jedem Geruch aber auf die Barrikaden gehen.