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Millionen Fische für den Geierswalder See

Ein länderübergreifende Arge hat sich erfolgreich um das Fischereirecht für dieses Grenz-Gewässer bemüht – und schaut auf das Seenland in Gänze.

Von Ralf Grunert
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Keine 30 Sekunden dauerte am Donnerstag die Rutschpartie von 190 Kilogramm Satzaal im Wert von knapp 9.000 Euro in den Geierswalder See.
Keine 30 Sekunden dauerte am Donnerstag die Rutschpartie von 190 Kilogramm Satzaal im Wert von knapp 9.000 Euro in den Geierswalder See. © Foto: Ralf Grunert

Geierswalde. Ungeduldig warten viele Angler in der Region auf die Freigabe des Geierswalder Sees für ihr Hobby. Im Sommer sei damit zu rechnen, hat in dieser Woche der Bergbausanierer LMBV als See-Eigentümer verkündet (TAGEBLATT berichtete). „Wir werden uns Anfang Juni zusammensetzen und entscheiden, wann wir den See freigeben“, sagt Jens Felix, der Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsischer Angler. Wenn er von „wir“ spricht, meint er die Arbeitsgemeinschaft (Arge) zur Förderung, Erhaltung und Pflege des Fischbestandes und der Gewässer im „Lausitzer Seenland“. Diese hat sich erfolgreich um die Fischereipacht für den Geierswalder See beworben.

Der Sachsen-Anteil überwiegt

Der Arge gehören neben dem Landesverband Sächsischer Angler auch der Landesanglerverband Brandenburg, der Landesfischereiverband Brandenburg/Berlin, der Sächsische Landesfischereiverband und der Anglerverband „Elbflorenz“ Dresden als Vertreter für den ostsächsischen Bereich an. Ebenfalls involviert sind die anliegenden Ortsvereine Elsterheide, Lauta und Hosena, wie jüngst in der Sitzung des Elsterheider Gemeinderates gesagt wurde. Nachdem das Fischereirecht für den Geierswalder See von der LMBV ausgeschrieben worden war, wurde die Arge Mitte letzten Jahres gebildet, „Weil wir mit den Brandenburger Kollegen sehr gut zusammenarbeiten“, wie Jens Felix betont. Und weil der Geierswalder See eine Besonderheit aufweist, denn durch den See verläuft die Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg. Von der knapp 600 Hektar großen Pachtfläche befinden sich etwa zehn Prozent im Land Brandenburg.

„Hier stößt der Föderalismus an Grenzen“, erklärt Jens Felix, denn das Fischereirecht ist Landessache. Im konkreten Fall gibt es zwischen Sachsen und Brandenburg zum Beispiel Unterschiede bei Schonzeiten und Mindestmaßen von Fischen. Befürchtungen, dass ein Staatsvertrag zwischen beiden Ländern nötig sein würde, um das Fischereirecht zu regeln, was wahrscheinlich Jahre gedauert hätte, sind aus der Welt. „Eher scheint der Mond im Viereck“, formuliert es Jens Felix salopp. Es werde wohl darauf hinauslaufen, so seine Einschätzung, dass die sächsischen Regelungen für den gesamten Geierswalder See gelten.

Plötze, Zander, Hecht und Co.

Fisch gibt es jedenfalls reichlich im Gewässer. Zwölf Fischarten hatten schon vor über fünf Jahren den Weg in den See gefunden, angefangen bei Friedfischen wie Plötze, Schleie und Rotfeder bis hin zu Raubfischen wie Barsch und Zander. Das hat eine Fischbestandserkundung durch das Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow ergeben, weiß Reiner Zschiesche vom Anglerverein Elsterheide. Vereinzelt, so der Tätzschwitzer, wurden in Ufernähe auch schon große Karpfen gesichtet, ebenso wie Hechte jenseits der Ein-Meter-Marke.

„Elbflorenz“ mit Erstbesatz

Am Donnerstag kamen 190 Kilo Satzaale hinzu. In etwa acht Jahren werden sie fangreif sein, sagt Peter Kluß, zuständig für Gewässerwirtschaft beim Anglerverband „Elbflorenz“ Dresden. Aal wächst nun mal sehr langsam. Schneller wird es bei den Schleien gehen, die vor rund zwei Wochen eingesetzt wurden. Insgesamt waren es 400 Kilogramm. Und zuvor schon hatte es im März zwei Besatzmaßnahmen mit Kleiner und Großer Maräne gegeben – in Summe waren es rund zwei Millionen Exemplare.

Der sich weiter entwickelnde Fischbestand im Geierswalder See ist aber nicht nur für das Angeln vom Ufer oder Boot aus gedacht. Vielmehr soll auch die Berufsfischerei zum Zuge kommen. Insbesondere für diese erfolgte der erwähnte Besatz mit der Kleinen und der Großen Maräne.

Die länderübergreifende Arge wurde übrigens nicht nur für die Nutzung des Geierswalder Sees für das Angeln und die Fischerei gebildet, lässt Jens Felix wissen. „Wir betrachten das Lausitzer Seenland in Gänze.“ Das gelte für Besatzmaßnahmen mit Fischen ebenso wie für eine wissenschaftliche Begleitung der Aktivitäten. Zu gegebener Zeit wird sich der Fokus der Arge daher auf den Partwitzer See richten. Auch für diesen See soll in naher Zukunft das Fischereirecht ausgeschrieben werden. Laut LMBV-Mitteilung in dieser Woche dürfte das aber nicht vor 2022 geschehen.

Für diejenigen, die sich wundern, dass sich im Geierswalder See schon ein ansehnlicher Fischbestand entwickelt hat, ohne dass es bis vor kurzem überhaupt Besatzmaßnahmen gab, hat Reiner Zschiesche, der früher mal Bürgermeister von Tätzschwitz und zuletzt Bauamtsleiter der Gemeinde Elsterheide war, eine einfache Erklärung parat. Die ersten Fische sind auch nicht vom Senftenberger See durch den Koschener Kanal in den Geierswalder See gelangt, sondern lange vor dessen 2013 erfolgter Fertigstellung aus der Schwarzen Elster. Über ein Verteilerbauwerk bei Kleinkoschen wurde bei Hochwasser ein Teil der Elster-Wassermassen in den Geierswalder See eingeleitet – und mit diesem die ersten Fische, die mit zunehmender Besserung der Wasserqualität immer größere Teile des Sees für sich erobert haben.

Momentan darf im Geierswalder See noch nicht geangelt werden. Wer das dennoch tut, dem droht eine Anzeige wegen Fischwilderei. „Es wird kontrolliert und hart abgestraft“, so die Warnung vergangene Woche im Elsterheider Gemeinderat.