SZ + Dippoldiswalde
Merken

Millionen für Lauenstein

Im Lauensteiner Vorschloss hat die umfangreiche Sanierung begonnen. Doch nicht alles kann auf Vordermann gebracht werden.

Von Maik Brückner
 4 Min.
Teilen
Folgen
Bürgermeister Thomas Kirsten, Architektin Claudia Straube und Kay Hardelt vom Schlossförderverein (v.li.) stehen im Stuckraum, der gesichert wird.
Bürgermeister Thomas Kirsten, Architektin Claudia Straube und Kay Hardelt vom Schlossförderverein (v.li.) stehen im Stuckraum, der gesichert wird. © Egbert Kamprath

Ein Blick an die Decke sagt alles. Hier hat sich jemand etwas sehr Schönes geschaffen. So eine prachtvolle Stuckdecke gibt es selten, sagt Claudia Straube. Der Raum stammt aus der Renaissance-Zeit. Wozu er genutzt wurde, ist eine der vielen offenen Fragen. Klar ist aber, dass es höchste Zeit ist, dass hier etwas passieren muss. Denn im Stuck gibt es Risse. An manchen Stellen muss die Decke abgestützt werden.

Ein Dachschaden hatte böse Folgen für das Schweizerhaus.
Ein Dachschaden hatte böse Folgen für das Schweizerhaus. © Egbert Kamprath

„Wir werden den Raum jetzt sichern“, sagt die Architektin, die bei der Pirnaer Architekturgemeinschaft Milde+Möser arbeitet. Im Auftrag der Stadt Altenberg koordiniert sie die Sanierung des Lauensteiner Vorschlosses, zu dem auch das Torhaus mit dem Stuckraum gehört. Nachdem dieses Vorhaben lange geplant wurde, sind nun die Bauarbeiter seit gut fünf Wochen vor Ort. Mehrere marode Decken wurden inzwischen ausgebaut, auch einige Zwischenwände stehen nicht mehr. Der frühere Flugsaal der Falknerei ist kaum wieder zu erkennen. Hier türmt sich Bauschutt. Auch in den anderen Gebäuden wird entkernt.

So sieht es im ehemaligen Flugsaal der Falknerei aus.
So sieht es im ehemaligen Flugsaal der Falknerei aus. © Egbert Kamprath


Allerdings wird nicht an allen acht Gebäuden im Vorschloss gearbeitet. Claudia Straube und die Bauarbeiter befassen sich nur mit vier der acht Gebäude. Dazu gehört neben dem Torhaus auch das Schweizerhaus. Denn nur für diese Gebäude erhielt die Stadt Altenberg eine Zuwendung vom Bund. Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) ist trotzdem zufrieden. Denn diese Förderung sei außergewöhnlich, sagt er beim Vor-Ort-Termin. Zum einen kommt so ein Zuschuss normalerweise vom Land. Zum anderen fällt dieser sehr hoch aus. Altenberg könne 3,46 Millionen Euro investieren und ist mit einem Eigenanteil von nur zehn Prozent dabei.

Das sei viel Geld, sagt Kirsten. Doch das werde auch gebraucht, um diesen Teil des Vorschlosses zu retten. Jahrelang wurde hier nur das Nötigste gemacht, räumt der Rathauschef ein. Grund seien die vielen Aufgaben, die seine Stadt zu bewältigen hat und zählt auf: Feuerwehr, Kindergarten, Schulen. Da bleibe wenig Geld übrig, um ein stattliches Schloss wie das Lauensteiner samt Vorschloss zu erhalten.

Kirsten verhehlt nicht, dass er es besser gefunden hätte, wenn der Freistaat das Ensemble übernommen hätte – so wie in anderen Kommunen. So gehören zum Beispiel Schloss Weesenstein und der Barockgarten Großsedlitz nicht den dortigen Kommunen, sondern zum Freistaat. Der hätte andere Möglichkeiten, die Anlagen zu sanieren und instandzuhalten. Deshalb sei es ein Segen gewesen, dass Altenberg den Zuschlag für Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ bekommen habe. Das war im März 2016. Dass der Baustart so lange auf sich warten ließ, liege an den Vorgaben des Bundes, mit denen Altenberg noch nicht so vertraut ist. Nun aber konnten die Arbeiten für jedermann sichtbar beginnen.

Nicht alles ist zu retten

Derzeit wird nur im Inneren gearbeitet. Erst in den nächsten Tagen wird die wohl größte Veränderung an dem Gebäudekomplex zu sehen sein. Die Stadt wird das Obergeschoss des Schweizerhauses abtragen lassen. Dieser Teil des Hauses ist nicht mehr zu retten, sagt Frau Straube. Jahrelang regnete es hier durchs Dach. Als ihr Büro die Räume 2013 zum ersten Mal inspizierte, war die Holzkonstruktion schon stark angegriffen. Die Schäden haben sich inzwischen „deutlich verschlimmert“, sagt sie. Deshalb wird diese nach Abstimmung mit dem Denkmalschutz durch einen Neubau ersetzt. Die anderen Gebäudeteile bleiben in ihrer jetzigen Form erhalten.

Größere Veränderungen werden im Inneren vorgenommen. Ursprünglich war hier die Schaffung mehrerer Wohnungen vorgesehen, in denen Asylbewerber einziehen sollten, die ein Bleiberecht erhalten haben. Doch von diesen Plänen hat sich Altenberg aufgrund der neusten Entwicklungen verabschiedet. In den Gebäuden werden mehrere große Räume entstehen, um deren Bewirtschaftung sich künftig das Osterzgebirgsmuseum kümmern wird, sagt Bürgermeister Kirsten. Auch der Falkner könne die Räume nutzen, allerdings nicht dauerhaft wie vor der Sanierung.

Die größte Herausforderung bei der Sanierung ist der Zeitplan. Die Arbeiten an den Gebäuden müssen bis Ende 2018 abgeschlossen sein. „Das ist zu schaffen, es ist aber sehr ehrgeizig“, sagt Frau Straube. Das schätzt auch Kirsten so ein. Auch er weiß, dass es schwierig wird. Das hält ihn aber nicht ab, bereits an die nächsten Aufgaben zu denken. Auch für die vier anderen Häuser des Wirtschaftshofes muss eine Lösung her. Und der Stuckraum sollte in naher Zukunft in seiner Pracht zu erleben sein.