SZ +
Merken

Millionenträume für Görlitz

Lotterie. Was würden Politiker und Funktionäre mit den 35 Millionen Euro aus dem Jackpot für ihre Stadt tun?

Teilen
Folgen

Von Frank Seibel

Ich geh’ mal davon aus, dass ich gewinne – wenn mich schon die Zeitung anruft“, scherzt der Vorsitzende der Linkspartei in Görlitz, Mirko Schultze. Und er hat auch schon eine Idee, was er mit dem vielen Geld machen würde. „Ich würde die 35 Millionen in eine Stiftung packen, sodass niemand dran kann.“ Von der jährlichen Rendite würde er vor allem Projekte im Jugend- und Sozialbereich finanzieren, sagt Schultze. „Auf jeden Fall würde ich meinen Lottogewinn nicht in etwas in Stein Gemeißeltes investieren.“

„Die letzten Zahlen hätte ich fast richtig getippt“, sagt Rolf Weidle. Der Vorsitzende der größten Stadtratsfraktion spielt ausnahmsweise mit dem Gedanken, diesmal die Kreuze auf einem richtigen Tippschein zu machen, nicht nur gedanklich in seinem Hinterkopf. Und wenn er den Jackpot knacken würde, würde er das Geld über mehrere Jahre in die neue Wirtschaftsförderung stecken. Fünf mal zwei Millionen Euro für Wirtschaftsförderung und Marketing. „Wir werden viel Geld dafür brauchen. Davon wird der Erfolg abhängen“, sagt Weidle. 15 Millionen würde er sofort zum Abbau der städtischen Schulden einsetzen und 9,5 Millionen für die Modernisierung von Stadthalle und Synagoge. „Und eine halbe Million wäre fürs Helenenbad dabei, damit die armen Kinder der Stadt im Sommer schwimmen können.“

„Einen Eins-A-Wirtschaftsförderer“ würde SPD-Chef Peter Wirth sofort engagieren. „Der soll unsere Standort-Vorteile optimal vermarkten.“ Bei den Investitionen sieht er die Modernisierung der Elektroanlagen im Museum Neißstraße ganz weit oben. „Wir müssen unsere Schätze dort sichern.“ Eine kleine Summe könnte bereits das Frauenhaus retten – und dann bliebe noch eine Menge übrig für die öko-gerechte Sanierung von Schulen.

Der Sechser im Lotto, das wäre für CDU-Sprecher Walter Oeckl der Status „Universitätsstadt“ für Görlitz. Gewiss, das ließe sich mit einem Lottogewinn kaum meistern. „Aber das ist mein größter Traum für diese Stadt.“ An seiner Heimatstadt Bamberg hat Oeckl erfahren, wie belebend eine „richtige“ Universität wäre. Und das Renommee sei nun einmal größer als bei einer Fachhochschule. Christian Wiesner ist kein Politiker, aber der Präsident des Stadtsportbundes. Ein runderneuertes, ausgebautes Stadion der Freundschaft – das wäre sein größter Wunsch. Fußball und Leichtathletik hätten dann bessere Bedingungen. „Aber ich würde das Geld für alle wichtigen Lebensbereiche ausgeben, nicht nur für den Sport.“