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Mindestens eine Tonne tote Fische in der Röder

Blankes Entsetzen beim Anglerverein Röderaue: Über Nacht starben im Flussabschnitt zwischen Großraschütz und der Skassaer Neumühle alle Fische. Die Ursache für den Massenexitus ist indes völlig unklar.

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Von Annett Liebe

„Das ist ein Totalschaden!“ Siegfried Richter, Gewässerwart des Anglervereins Röderaue, steht am Fluss neben dem Wehr der Skassaer Neumühle. Es ist kurz nach zehn Uhr morgens, aber hier ist bereits alles zu spät. Hunderte tote Fische säumen das Ufer, hängen in der Wehranlage, liegen im Mühlgraben. Wohin Siegfried Richter auch schaut, überall glitzert es. „Der Fluss ist tot. Nur zwei Karpfen habe ich noch retten können.“

Morgens gegen sieben war es, als der Skassaer Neumüller die Katastrophe bemerkte. „Massen von toten Fischen kamen an, wurden durch das Wehr und unsere Wasserkraftanlage gespült“, erzählt er. Darunter waren auch solch kapitale Exemplare wie achtzig Zentimeter lange Hechte und dicke, große Karpfen. Außerdem hätte das Wasser übel gerochen. „Da war deutlich ein grauer Schmutzfilm auf der Oberfläche zu sehen.“

Der ist auch noch vorhanden, hat sich im Uferbereich festgesetzt und fließt nun langsam weiter. Siegfried Richter schöpft mit dem Eimer eine Probe ab. Neben ihm liegen kleine und große Tiere, darunter zehn Jahre alte Bleie, aber auch ganz junge Fische – die Brut dieses Jahres. Es hat alle Sorten erwischt: sowohl die Oberwasserfische, als auch die am Grund lebenden Tiere. „Die Durchmischung war total.“ Auf rund eine Tonne tote Fische schätzt Siegfried Richter den Schaden.

Inzwischen sind die Kriminalpolizei und eine Mitarbeiterin der Unteren Wasserbehörde eingetroffen. Viel machen können die Beamten nicht mehr, nur den Tatbestand und die Fakten aufnehmen sowie Proben sichern. Woher die Verunreinigung kommt, ob sie mutwillig war, ein technisches Versagen oder höhere Gewalt auf Grund des starken Gewitters – die Ursache ist unklar. „Der Regen kann so ein Fischsterben nicht ausgelöst haben“, ist sich der Gewässerwart aber schon einmal sicher. Er tippt auf eine Einleitung.

Suche nach der Ursache dürfte schwierig werden

Aber woher kommt der Dreck und vor allem, welche Substanzen gelangten ins Wasser? Fakt ist, dass der Schmutz irgendwo zwischen Großraschütz und Skassa in die Röder gelangt ist. „Ich war heute morgen gleich in Großraschütz beim Zusammenfluss von Röder und Flutgraben. Da war das Wasser sauber“, erläutert Siegfried Richter. Am weiteren Flussverlauf liegen das Großenhainer Berufsbildungs- und Technologiezentrum, die Stema, die Märkte, die Kläranlage und – mit etwas größerem Abstand zur Röder – die Schweinemast Skassa.

Elisabeth Lorenz, Geschäftsführerin der Kläranlage, kann ausschließen, dass ihre Einrichtung irgend etwas mit dem Umweltskandal zu tun hat. „Bei uns ist alles in Ordnung.“ Auch im Berufs- und Technologiezentrum schließt man aus, für den Massenexitus verantwortlich zu sein.

Zwar hat die Einrichtung noch eine eigene Kläranlage, deren gereinigtes Wasser in die Röder fließt. „Aber die wird überwacht, und außerdem ist die Anlage derzeit kaum belastet“, sagt Joachim Häupel, Leiter des Service-Centers. Ein technisches Versagen kann er sich nicht vorstellen. „Das hätte der verantwortliche Mitarbeiter merken müssen.“ Die Stema wieder ist an das öffentliche Abwassersystem angeschlossen und leitet keinerlei Stoffe in die Röder ein. „Aber ich gehe der Sache trotzdem einmal nach“, so Geschäftsführer Ekkehard Neumann. Blieben noch die Märkte an der Riesaer Straße und die Schweinemast Skassa. In beiden Einrichtungen war niemand zu erreichen.

Helfen wird es den Fischen ohnehin nicht mehr. Und ob der Verursacher überhaupt gefunden wird, bezweifelt Gewässerwart Richter. „Das wird ausgehen wie das Hornberger Schießen, und der Anglerverband wird für die Kosten aufkommen müssen“, meint er pessimistisch. Für dieses Jahr hat sich der Angelsport zwischen Großraschütz und Skassa erledigt. Wie es Richtung Wildenhain aussieht, wird sich zeigen. „Ich hoffe, dass durch das Wehr genug Sauerstoff ins Wasser gelangt ist, und die Fische überlebt haben.“