Von Julia Polony
Der Schock stand Bürgermeister Andreas Bölke (parteilos) ins Gesicht geschrieben, als verkündet wurde, dass die Stadt Gröditz 406 000 Euro an den Eigenbetrieb Abwasser (EAG) zu zahlen hat. Die Summe ist das Ergebnis von Verrrechnungen zwischen der Stadt und dem Eigenbetrieb.
Ein Gutachten sollte die Aufteilung der Investitionskosten bei der Neuerschließung des Industriegebiets West klären. Doch weitere Forderungen aus anderen Baumaßnahmen wurden von den Ausschuss-Mitgliedern gegen gerechnet. Am Ende stand Gröditz, laut ihrer Rechnung, mit dem Minusbetrag von 406 000 Euro da.
Zweifel am Ergebnis
CDU-Stadtrat Winfried Fiedler stand aus den Zuschauerreihen auf und stellte das Ergebnis in Frage. Als Begründung für seine Zweifel zauberte er ein internes Schreiben aus dem Hut und überraschte damit die Ausschuss-Mitglieder. Es entbrannte eine heiße Diskussion, bei der sich unter anderem auch Volkmar Döhnert (Freie Wählervereinigung) zu Wort meldete: „Es ist eine Frechheit, hier eine hausinterne Liste vorzulegen, von der wir keine Kenntnis haben.“
Nach eineinhalb Stunden voller Zahlenspiele, Beschuldigungen und Klärungsversuchen waren die Ausschuss-Mitglieder, trotz des 2 500 Euro teuren Gutachtens, am gleichen Punkt wie Monate zuvor (siehe Info-Kasten).
Die Sitzung glich einem Trauerspiel: Sowohl ein Beschluss als auch die Endabrechnung der Erschließung des ehemaligen Zellstoffwerkes scheinen in immer weitere Ferne zu rücken.
Finanzielles Drama für Gröditz
Bürgermeister Andreas Bölke brach schließlich die Debatte um Punkt 3 der Tagesordnung genervt ab, weil keine Einigung in Sicht war.
Verärgert schlug er vor, das Thema zu vertagen: „Trotz größter Bemühungen, die Probleme zwischen der Stadt und dem Eigenbetrieb Abwasser zu klären, ist es uns nicht gelungen. Durch Herrn Fiedler sind neue Erkenntnisse aufgetaucht, die neuen Handlungsbedarf erfordern.“ Und endlich waren sich die Ausschuss-Mitglieder mal einig. Sie stimmten der Vertagung zu.
Der bittere Nachgeschmack des Gutachtens bleibt. Die Stadt steht nun mit 406 000 beim Eigenbetrieb in der Kreide: „Das Ergebnis der Prüfung ist für Gröditz ein finanzielles Drama. Bölke: „Die Summe reißt ein riesiges Loch in die Haushaltskasse“.