Von Madeleine Siegl-Mickisch
Dieses Studium war echt die beste Lösung“, blickt Hajnalka Jahn zufrieden auf ihre vor drei Jahren getroffene Entscheidung zurück. Damals lebte sie noch in Ungarn und hatte dort gerade ihr deutsch-ungarisches Abitur abgelegt, als eine Delegation aus der Oberlausitz die Ausbildung an der Staatlichen Studienakademie Bautzen vorstellte.
Und da es schon als Kind ihr Traum gewesen war, einmal nach Deutschland zu gehen und da zu studieren anstatt wie ihre Eltern in der Landwirtschaft zu arbeiten, fiel die Entscheidung für ein Bankwirtschaftsstudium in Bautzen nicht allzu schwer.
Eltern mit deutschen Wurzeln
Der Wunsch kam nicht von ungefähr, schließlich kannte sie das Land bereits durch Besuche bei Verwandten, denn ihre Familie hat deutsche Wurzeln. „Mein Opa hat immer deutsch mit mir gesprochen“, erzählt die junge Frau. Ab der ersten Klasse lernte sie auch in der Schule die Sprache ihrer Vorfahren. Mit Heimweh umzugehen, hatte sie bereits während der vier Jahre am Gymnasium in Baja gelernt, das etwa 70 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt ist. Nur am Wochenende konnte sie nach Hause fahren.
In Bautzen fand sie recht schnell neue Freunde. „Man merkt eben, dass hier Ostdeutschland ist. Im Westen denkt mancher noch, in Ungarn haben wir nur Feldwege und Kutschen“, ist ihre Erfahrung. Um Kontakte zu knüpfen, stürzte sie sich nicht nur in ihr Studium, sondern engagierte sich als Seminargruppensprecherin, im Börsenverein oder bei Sportveranstaltungen und half mit ihrer Muttersprache, wenn irgendwo im Landkreis ungarische Gruppen zu Gast sind.
Dass sie mit 21 Jahren ihr Diplom in der Tasche und auch schon einige Berufserfahrungen hat, darauf ist Hajnalka Jahn mächtig stolz. Und sehr froh darüber, dass sie bei der Kreissparkasse Bautzen, wo sie auch während der Praxisphasen des Studiums gearbeitet hat, jetzt einen Vertrag als Trainee bekam. Im Finanzcenter betreut sie Kommunen und Firmenkunden.
Gute Chancen für Karriere
Anders als die beiden Kommilitoninnen, die sich ebenso wie sie für ein Studium in Bautzen entschieden hatten, möchte sie trotz Familie und Freunden in der Heimat vorerst nicht zurück nach Ungarn. „Meine berufliche Karriere steht jetzt im Vordergrund, und dafür sehe ich in Deutschland die besten Chancen.“ Von ihren Erfahrungen wird sie auch jungen Landsleuten erzählen, wenn nächste Woche Gymnasiasten aus Ungarn Bautzens Studienakademie besuchen.