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Mit 88 wollen sie die „Steinerne“ feiern

Ebersbach. Heute feiern Gertrud und HeinzEngelmann mit ihrerFamilie das seltene Fest der Eisernen Hochzeit.

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Von Holger Gutte

Heinz Engelmann wird seine Frau Gertrud heute ganz besonders drücken. 65 Jahre sind die beiden Ebersbacher verheiratet. Wie sie sich kennen lernten, daran können sich die beiden 85-Jährigen noch gut erinnern. Als ihre Liebe begann, waren sie beide 17 Jahre alt. „Ich bin in meiner Jugend ein begeisterter Kinogänger gewesen. Keinen Film habe ich ausgelassen“, erinnert sich Heinz Engelmann. Eines Tages fasste er sich ein Herz und sprach die gleichaltrige Gertrud an. Sie nahm seine Einladung zum Kino an. Es war ein Film mit Johannes Heesters.

„Ein Jahr lang sind wir nur Händchen haltend durch Ebersbach gegangen“, sagt er. Dreimal in der Woche ging’s zum Tanz in die Felsenmühle. Jeden Abend hat er sie abgeholt oder wie so oft verabredet, an den zwei Birken ganz in der Nähe auf sie gewartet. Ihre zwei Birken stehen heute noch, freuen sich die beiden. Mit 20 haben sie am 23. März 1940 geheiratet. Im Jahr zuvor ist ihre Tochter Brigitte zur Welt gekommen. Engelmanns haben sie nach einer Schauspielerin genannt. Brigitte Horney hat Heinz immer gern im Kino gesehen.

Schon zwei Monate nach der Hochzeit brach eine schwere Zeit für das junge Paar an. Heinz Engelmann wird nach Gröditz dienstverpflichtet. Ein halbes Jahr später kommt er noch mal für vier Wochen nach Hause. „Ich hatte damals schon zu meiner Frau gesagt: Pass auf, es wird nicht lange dauern und dann holen sie mich.“ Im Januar 1941 wird Heinz Engelmann eingezogen. Er muss an die Ostfront – vier lange Jahre. „Ich gehörte zu einer vorgeschobenen Beobachtergruppe und war immer ganz vorn.“

Am 28. Juni 1944 wird er von einer Partisaneneinheit gefangen genommen. Heinz Engelmann ist sich sicher, dass er die ersten Tage nach der Festnahme nur überlebte, weil er ein Foto von seiner Frau und seiner kleinen Tochter einstecken hatte. „Da war ein russischer Offizier, der sehr kinderfreundlich war. Der sorgte dafür, dass ich leben durfte“, erzählt Heinz Engelmann. So kam er in ein Gefangenenlager im Ural.

Am 28. Juni 1948, auf den Tag genau nach vier Jahren Gefangenschaft, kommt er nach Hause. „Er war nur noch Haut und Knochen“, sagt seine Frau Gertrud. „Wir haben praktisch gesehen 1948 ein zweites Mal geheiratet.“ Denn während des Krieges erhielt Heinz Engelmann nur zweimal Urlaub. Obwohl ihm der Arzt davon abriet, fängt er später in seinem Lehrbetrieb in Neugersdorf wieder als Former und Eisengießer an. Gertrud Engelmann kümmerte sich um die Tochter, den Haushalt und geht nebenbei arbeiten. Anfang der 50er Jahre sind sie ins Elternhaus in der Spreedorfer Straße gezogen, wo sie heute noch wohnen.

„Ich hatte ein Leben lang einen guten Finanzkaufmann und gute Frau an meiner Seite. Sonst hätten wir es zu nichts gebracht“, lobt Heinz Engelmann seine Gertrud. Sie hielt über all die Jahre das Geld zusammen. Und bescheiden wie sie ist, hält sie sich auch beim Gespräch zurück. Dabei ist sie diejenige, die ihrem Mann täglich das Neueste aus der SZ vorliest, weil seine Augen nicht mehr so scharf sind. Auch im Garten werkelt die 85-Jährige noch etwas. Dankenswerterweise hilft bei Engelmanns der Nachbar kräftig mit. Aber jetzt wird erst einmal gefeiert. Heute im engsten Kreis und am Sonnabend dann groß mit der Verwandtschaft. Und Heinz Engelmann denkt dabei schon zweieinhalb Jahre weiter – dann ist steinerne Hochzeit.