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Mit dem Eisenschwein ans Schwarze Meer

Reportagen über Reisen mit dem Motorrad bis nach China oder die Pan Americana entlang sind heute nichts Seltenes mehr. Erst recht nicht Motorradreisen nach Russland. Doch was die zwei Coswiger Erik Miersch und Rico Leuschke diesen Sommer unternahmen, hat schon Seltenheitswert.

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Reportagen über Reisen mit dem Motorrad bis nach China oder die Pan Americana entlang sind heute nichts Seltenes mehr. Erst recht nicht Motorradreisen nach Russland. Doch was die zwei Coswiger Erik Miersch und Rico Leuschke diesen Sommer unternahmen, hat schon Seltenheitswert.

Robuste Maschinen

Sie fuhren von Coswig bis ans Schwarze Meer und dann über Serbien zurück auf alten DDR-Motorrädern. Dabei handelte sich um Maschinen des Typs MZ ES 250, die aufgrund ihres klobiges Aussehens und der üppigen Verarbeitung den Beinamen „Eisenschwein“ bekamen. Viele kennen diese Maschinen noch von der Fahrschule. Auch die NVA hatte dieses robuste Motorrad im Einsatz. Eleganz kann man diesen Maschinen nicht nachsagen. Doch die beiden Coswiger finden sie toll. „Meine habe ich von einer Oma, die sie nach dem Tod ihres Mannes verkauft hat“, erzählt Rico Leuschke. Die Maschinen wurden in den Siebzigern gebaut. Ihr großer Vorteil: Man kann an ihnen nach Herzenslust herumschrauben. Und das tun die Jungs in jeder freien Minute.

Auch beruflich basteln die beiden 22-Jährigen gern. Erik Miersch studiert Mechatronik in Mittweida. Sein Freund Rico hat Mechatroniker gelernt und will im Herbst Maschinenbau studieren.

Vor ihrer großen Reise haben sie die Maschinen komplett auseinander genommen. „Man muss jede Schraube mal in der Hand gehalten haben, damit auch alles klappt“, sagt Rico Leuschke. Die Motoren wurden überholt und getestet. Schläuche, Kleinmaterial und Ersatzteile wurden dann in der hinten angebauten Metallkiste verstaut. „Was man mit hat, geht nicht kaputt“, gibt Erik Miersch eine Bikerweisheit wieder. Und doch hatten die MZ-Fahrer mit Pannen zu kämpfen, mussten einmal sogar den Vergaser einer Maschine wechseln. Aber sonst haben sich die Motorräder als unverwüstlich erwiesen. Schnell fahren geht damit nicht, schon wegen des Gepäcks. „Mehr als Tempo 100 ist nicht drin“, so Rico Leuschke. Aber das habe gereicht. Schließlich war man ja im Urlaub. So an die 300 bis 400 Kilometer haben sie dann täglich geschrubbt.

Dabei ging es ihnen nicht nur um das Fahren mit ihren alten Kisten. Sie wollten auch was vom Land sehen. Offizielle Zeltplätze haben sie gemieden. „Wir haben uns lieber wild irgendwo in der Natur ein Lager gesucht“, erzählt Erik Miersch. Ihr Vorteil: Sie waren immer schnell wieder weg, ehe jemand Fragen stellen konnte. In Osteuropa hätten sie sich immer ein bisschen danach gerichtet, wo Angler sind. Von denen zelten auch viele einfach mal über Nacht an ihrem Fluss oder See. Da fielen die Jungs aus Deutschland mit ihren doch etwas angeschlagenen Maschinen nicht weiter auf. Nur die Grenzer hätten manchmal gestutzt beim Durchsehen der Papiere. Selbst in Osteuropa werden inzwischen westliche Motorräder gefahren.

Rund um die Ostsee

„Auch die Straßen sind oft besser, als man hier denkt“, sagt Erik Miersch. Es geht eben nichts über die eigene Anschauung. An den Tankstellen hätten sich dann regelmäßig Gespräche mit Einheimischen entsponnen. Viele kannten noch die Motorräder aus Zschopau. Das nötige Zweitaktöl für das Spritgemisch haben sie vor Ort gekauft.

Etappenweise arbeiteten sie sich dann über Ungarn und Bulgarien ans Schwarze Meer vor. Dort machten sie eine Woche Urlaub, ehe es dann über Rumänien und Serbien zurück nach Deutschland ging. Im Osten hat es ihnen so gut gefallen, dass schon die Idee für die nächste Tour reift. „Einmal rund um die Ostsee, das wäre doch was“, sagt Eric Leuschke. Bis dahin hat sein Freund Erik auch den Seitenwagen für seine Maschine fertig.

Torsten Oelsner