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Mit dem Rolls Royce zum Friseur

Else Knies lebt seit Juni 2006 im Hohnsteiner Pflegeheim. Sie wird im Februar 101.

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Von Heike Sabel

Mit 100 Jahren geben sich immer weniger zufrieden. Wer einmal die Hürde genommen hat, bekommt Lust an der dreistelligen Altersangabe. Am vergangenen Sonnabend wurde in Polenz Margarete Zatorski 104, Anfang Dezember Arno Roch in Dobra 101 und im Februar reihen sich Else Knies und Rudolf Hille als 101-Jährige in den Klub ein. Den meisten geht es blendend.

Dazu gehört auch, dass Else Knies manchmal ein bisschen eigensinnig ist, wie ein Pfleger augenzwinkernd berichtet. Aber wer selbst von den viel Jüngeren ist das nicht. Mit 101 darf man das, sagen die Methusalems selbstbewusst und betonen, dass sie was für ihr Alter tun. Else Knies schmeißt ihren Rolls-Royce an und fährt zur Sportstunde. Dort ist sie nach wie vor die Erste und macht den „jungen Hüpfern“ noch was vor. Der Rolls Royce ist ihr Rollator, der kleine Wagen, der ihr beim Gehen hilft.

Der Sport und der Humor sind Else Knies Rezepte, die auch ihrem Gedächtnis gut tun. So weiß sie, wie aus der Pistole geschossen, den Tag ihres Einzuges in das Hohnsteiner Heim. Das war erst im Juni 2006. Ein gutes halbes Jahr später feierte sie hier ihren 100. Geburtstag. Wie andere erinnert sie sich an viele schöne Stunden in ihrem Leben, an Begebenheiten aus Zeiten, die die meisten nur aus dem Geschichtsbuch kennen. Zeiten, als statt Benzin Pferde die Kutschen antrieben. Unter eine solche Pferdekutsche rollerte der Ball. Doch der Kutscher hat ihn mit der Peitsche wieder hervorgezogen.

Die Sportstunde fällt übrigens nur aus, wenn der Friseurtermin nicht anders möglich ist. Nach dem sieht sie mindestens 20 Jahre jünger aus, sagen die Pflegerinnen und wundern sich, wie sie das wohl macht. Aber das ist eben das Geheimnis der über 100-Jährigen, die so gar nichts Oma- und Opahaftes an sich haben.