Mit der Leihbücherei begann das Geschäft

Großröhrsdorf. Patrick Zöllner hat eine schwere Entscheidung getroffen: Er schließt sein Schreibwarengeschäft in Großröhrsdorf auf der Radeberger Straße.
Das Sterben der kleinen Läden hat nun auch das Traditionsgeschäft Zöllner im Rödertal erreicht. „Durch die Veränderung des Konsums fehlen immer mehr kleineren Geschäften die Kunden und Umsätze. In den Großmärkten und Discountern nimmt das Angebot zu“, erklärt der Händler. Dinge, die es früher nur im Fachhandel gegeben habe, werden von den Handelsriesen ins Angebot übernommen. Und im Internet sei alles bequem bestellbar, was vor allem die jüngere Generation zunehmend nutze. Die inhabergeführten kleineren Läden kämpfen gegen Windmühlen. Das Schreibwarengeschäft Zöllner zieht daraus die Konsequenz: Zum 31. März schließt das traditionsreiche Geschäft in der Großröhrsdorfer Innenstadt.
Inhaber Patrick Zöllner fällt diese Entscheidung nicht leicht. Seit 1934 betreibt seine Familie diesen Laden. Von den Großeltern Rudolf und Irmgard Zöllner als Leihbücherei gegründet, wurde das Sortiment stetig erweitert. Mit dem Verkauf von Büchern, Glückwunschkarten, Bürobedarf und Schreibwaren wurde auch die Ladenfläche vergrößert. Wolfgang und Maria Zöllner führten und entwickelten das Geschäft weiter, zu DDR-Zeiten als HO-Kommissionshandel. Später kamen noch Zeitschriften zum Sortiment hinzu, die vor allem in den Zeiten der politischen Wende stark nachgefragt waren.
Auch so manchem Lottospieler wurde hier zu seinem Gewinn verholfen. 2010 übergab Wolfgang Zöllner das Geschäft an seinen Sohn Patrick. Dieser ist gelernter Bürokaufmann und konnte auf einige Jahre Erfahrung im Handel zurückgreifen. Das Sortiment wurde der Nachfrage weiter angepasst. So gab es jetzt zusätzlich auch Fanartikel von Dynamo Dresden, Lego-Sets und Tabakwaren im Angebot. Dienstleistungen wie der Verkauf von Eintrittskarten und Paketservices über Hermes wurden angeboten, um dem Umsatzrückgang der anderen Warenbereiche entgegenzuwirken.
„Die ganze Familie Zöllner dankt den treuen Kunden für ihren Einkauf, nette Gespräche und viele schöne Momente“, so Patrick Zöllner, „Leider ist die gesamte Entwicklung für die Zukunft nicht positiv zu beurteilen“, schätzt der 43-Jährige ein, „ Internet und Großmärkte bekommen immer mehr Zulauf, zulasten der kleinen Läden in den Innenstädten.“ Sechs Tage die Woche stand der 43-Jährige im Geschäft. Ohne die Unterstützung seiner Eltern wäre es gar nicht gegangen, berichtet er. Sie halfen bei Krankheit, Urlaub und auch bei der Betreuung des Enkelkindes. In den letzten neun Jahren war das Geschäft nur an einem Samstag geschlossen. Bald sei es für immer zu. Ab dem 4. März beginne der Ausverkauf des Warenbestandes. Hunderte Stifte, Hefte, Ordner und Glückwunschkarten seien noch auf Lager. Auch verspricht der Händler so manches Schnäppchen bei Schulbedarf, Lego-Sets oder Dynamo-Fanartikeln. „Alles muss raus. Es gibt keinen Nachfolger für das Geschäft. Wir geben in den nächsten Tagen 20 bis 70 Prozent Rabatt“, so Zöllner. Patrick Zöllner hat bereits einen neuen Wirkungsbereich gefunden, dem er mit Freude entgegenblickt. Der werde aber nicht mehr im Handel sein. Das Geschäft bleibe vorerst leer, es gebe noch keine Pläne. Die Eltern – bis zum Schluss im Geschäft aktiv – werden dann versuchen, so Patrick Zöllner, ihre verdiente Rente zu genießen. (SZ)