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Mit der Leiter durch den Busch

Helmsdorf. Im Oktober geht es los. Dann kümmert sich Roland Füssel wieder um die Vogel-Nistkästen im Raum Neustadt.

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Von Ute Himmer

Die Leiter steht schon griffbereit. Mit ihr marschiert Roland Füssel in den nächsten Tagen wieder durch den Busch. „Anders kann ich die Nistkästen nicht erreichen“, erklärt er das doch etwas ungewöhnliche Gepäck für seinen Waldrundgang. Der 56-jährige Helmsdorfer betreut etwa 60 Nistkästen im Raum Neustadt. „Die Promenade, die Götzingerhöhe und der Mittelweg sind mein Revier“, sagt der gelernte Maschinenbauingenieur.

Vorbereitung fürs Frühjahr

„Die Nistkästen werden für das Frühjahr vorbereitet“, fügt er hinzu. Und da gibt es jede Menge zu tun. Die Domizile der kleinen gefiederten Gesellen müssen gesäubert und wenn nötig auch repariert werden. Außerdem gilt es noch, eine Belegungsstatistik anzufertigen. „Ob die Vogelwohnung benutzt wurde oder nicht, ist am Nestbau zu erkennen. Wer hier seine Jungen aufgezogen hat, darüber geben die Eier Auskunft, die liegen geblieben sind, sagt Füssel.

Der Statistik-Schreibkram ist für ihn nicht so prickelnd, gibt er zu. Aber dadurch kann er nachweisen, dass Meisen, Kleiber und Trauerschnäpper, das sind hauptsächlich die Mieter, immer mehr die angebotenen Nistquartiere nutzen. Und da hat der Helmsdorfer ein gutes Ergebnis ermittelt. „Eine Auslastung von 94 Prozent ist doch schon etwas“, sagt Roland Füssel und freut sich. Denn das ist gewissermaßen der Lohn für seine ehrenamtliche Arbeit. Andere Nistkastenbetreuer haben dieses Resultat nicht aufzuweisen. Das weiß Füssel aus dem Erfahrungsaustausch mit anderen Vogelfreunden.

Seit 1991 ist er immer im Herbst auf Nistkasten-Tour. „Im Frühjahr gibt es dann noch einen Kontrollrundgang“, so Füssel. Ergeben hatte sich diese Tätigkeit bei einer Umschulung zur Fachkraft für Naturschutz und Landschaftspflege, wo er mit einigen Neustädter Natur- und Heimatfreunden zusammengekommen ist. „Da wurde ich gefragt, ob ich das nicht machen könnte“, erzählt Füssel. „Ich habe nicht lange überlegt und zugesagt.“ Für ihn, der sich schon seit seiner Jugend mit der Natur verbunden fühlt, gab es keine andere Antwort.

Gern Ansprechpartner

Mittlerweile ist Füssel auch beruflich mit dem Naturschutz verbunden. Er hat einen Vertrieb von Naturschutzprodukten für Land- und Forstwirtschaft, Obstanlagen, Haus, Hof und Garten. Bei der Beratung von Kunden ist es auch schon vorgekommen, dass Naturschutzmensch Füssel – gar nicht geschäftstüchtig – diesem oder jenem empfohlen hat, den Nistkasten selbst zu bauen. Auf die Frage, warum er das macht, sagt er: „Ich freue mich, dass sich die Leute für den Naturschutz interessieren. Leider zeigen kaum Jugendliche Interesse dafür.“ In seiner Familie wird Naturschutz groß geschrieben. Auch die Enkel begeistert er dafür. Und gemeinsam mit Opa wird beispielsweise das Insektenhotel, das Füssel gebaut und im Garten aufgestellt hat, betrachtet oder auch der Teich mit seinen Bewohnern. Stolz ist der Helmsdorfer, dass sich bei ihm Eidechsen angesiedelt haben, die jetzt Junge bekamen. Auch in der Nachbarschaft ist Füssel Ansprechpartner. So hat neulich eine Frau angerufen, dass sie eine seltene Spinne entdeckt hat. „Es war eine Zebraspinne, die dieses Jahr in größeren Mengen bei uns zu finden ist“, erklärt Füssel. Im Frühjahr hat ihm jemand einen jungen Grünspecht gebracht, der den Orientierungssinn verloren hatte. „Den konnte ich nicht behalten. Der musste zum Tierarzt“, sagt Füssel.