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Mit der Walze durch das Kiesbett

Kemnitz. Das große Traktorentreffen ruft die Fans auf den Plan. Am Ende gibt es gleich vier neue Weltmeister.

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Von Gabriel Wandt

Es ist das Alte, das mich fasziniert“, schwärmt Richard Ley. Er setzt seine Videokamera für einen Moment ab. „Und die Arbeit, die noch mit diesen Maschinen verrichtet wird“, erzählt er weiter. Ley ist nur einer von zahlreichen Technikbegeisterten, die am Wochenende nach Kemnitz zum mittlerweile 6. Traktorentreffen kamen.

Während Ley seine Videokamera wieder einschaltet, bremst Marcel Krone seinen Traktor Marke Eigenbau ab. Der 16-Jährige kommt von der Schaurunde zurück und versucht nun, auf schlammigem Boden rückwärts in seinen Standplatz einzufahren. Doch die Räder drehen durch, ohne fremde Hilfe ist die enge Kurve hinein in die Lücke nicht zu schaffen. Dann steht der Traktor, der rund zwanzig Jahre älter ist als sein Fahrer. Marcel Krone hat „schon als kleiner Junge zum Steinelesen auf dem Traktor gelegen“, wie er erzählt, „und seitdem macht mir das Spaß.“

Da ist es keine Frage, dass der Kemnitzer nach einem berufsvorbereitenden Jahr Landwirt werden will. Den Trecker hat sein Opa gekauft. Die 16-PS-Maschine wird regelmäßig zum Heuwenden eingesetzt. Damit hat Marcel Krones Gefährt alle Kriterien erfüllt, die Wolfgang Eichler aufzählt. Denn für die Kemnitzer Treckerfreunde geht es nicht nur darum, die alten Maschinen wieder aufzubauen: „Es sollen Originalzustand und Funktionalität wiederhergestellt werden“, beschreibt Eichler. Als Programmchef des Treffens ist er selbst völlig vom Traktorfieber befallen. „Bei diesen Klängen“, erzählt er und lacht begeistert, „werden alte Männer zu kleinen Jungs.“ Tatsächlich sind es vor allem Männer, die Regengüssen fachsimpelnd und fotografierend über die Wiese spazieren. Immer wieder bleiben sie stehen und tauschen sich über die Besonderheiten der verschiedenen Modelle aus.

Auch ein alter Lanz 15-30 ist beliebtes Fotomotiv. Er steht in der ersten Reihe der mehr als 200 Maschinen, die nach Kemnitz gekommen sind. Mit 77 Jahren ist er der älteste Traktor auf dem Platz. Markus und Emanuel Wenzel aus Hirschfelde haben ihn im vergangenen Jahres restauriert. „Bis fast auf die letzte Schraube haben wir ihn auseinandergebaut“, erinnert sich Landwirt Emanuel Wenzel.

Aus Berlin und Leipzig haben sie sich Tipps geholt, und jetzt fehlen dem Oldtimer nur noch Elektrik und Kotflügel. „Ein alter Lanz. Das wäre die Krönung“, hat Markus Wenzel beim Traktorentreffen vor einem Jahr noch gedacht. Jetzt genießt er es, seinen Traktor neben all den anderen stehen zu sehen.

Am Sonnabendnachmittag wurde dann die Weltmeisterschaft im „Steinwalze ziehen“ ausgerichtet. Dabei wurden die Traktoren in vier Leistungsklassen eingeteilt und mussten eine drei Tonnen schwere Steinwalze durchs Kiesbett ziehen.