Von Romy Kühr
Seit die diesjährige SZ-Gartenolympiade eingeläutet wurde, entwickeln die Kleingärtner im Landkreis unglaubliche Fantasie. Da erhalten die kurios geformten Launen der Natur oft ein ganz neues Gesicht. Melanie Brandel aus Eibau zum Beispiel hat in der Möhre, die sie vergangene Woche in ihrem Schrebergarten am Trebewegerntete, sogar zwei verborgene Motive entdeckt. „Einmal sieht sie aus wie eine Teekanne“, findet die 20-Jährige. „Es könnte aber auch ein Männchen sein.“ Im Schrebergarten baut die junge Eibauerin die Möhren hauptsächlich als Futter für ihre Kaninchen an. „Die Hasen bekommen das Kraut. Die Möhren isst meistens meine kleine Nichte.“
Während die Mohrrübe aus Eibau verschiedene Interpretationen ihrer Form zulässt, besteht beim Kaktus von Gisela und Helmut Hanske kein Zweifel. Dabei hatten sie mit dem „Herz am Stiel“ (großes Foto) gar nicht gerechnet. „Meine Frau dachte, da wächst eine neue Blüte“, erzählt Helmut Hanske. „Aber ich habe immer gesagt: Da kommt noch was anderes.“ Der passionierte Hobbygärtner, der gleichzeitig Vorsitzender des Territorialverbandes der Kleingärtner Löbau-Zittau ist, behielt recht. Aber nicht nur kurios geformte Gartenfrüchte wachsen in den Kleingärten der Landkreisbewohner. Es gibt auch zahlreiche Früchte, die die herkömmlichen Maße von Obst und Gemüse bei Weitem übersteigen. So erntete der Löbauer Peter Schlegel, der seit über 30 Jahren gemeinsam mit seiner Frau einen Garten in der Anlage „Am Humboldtweg“ gepachtet hat, diese Woche einen riesigen Zucchini. 53 Zentimeter misst das gute Stück, 4 190 Gramm bringt das Gemüse auf die Waage. Während Familie Schlegel sonst gern Zucchini isst, werden sie diesen wahrscheinlich nicht mehr verspeisen. „Auf jeden Fall müsste man ihn schälen“, sagt Peter Schlegel. „Die Schale ist bei dieser Größe so hart, dass sie nicht genießbar ist. Aber wir werden wahrscheinlich nur die Körner herausnehmen, als Samen für nächstes Jahr.“
Acht Familien werden satt
Der Kohlrabi aus dem Garten von Siegfried Pioch in der Löbauer Kleingartenanlage „Flösselaue“ ist mit seinem Gewicht von fast drei Kilo zwar schon ein beachtlicher Brocken, aber bei Weitem nicht das größte Exemplar, das der Kleingärtner in seinem Garten geerntet hat. „Schon vor der Wende hatte ich mal einen, der wog elf Kilo“, erinnert sich der Hobbygärtner. „Den habe ich mit einem Beil zerteilen müssen.“ Acht Familien wurden damals von Piochs Riesenkohlrabi satt. Dabei wächst in seinem Garten alles natürlich, betont der Hobbygärtner. „Nur alle zwei Jahre gebe ich mal etwas Dünger auf den Boden. Sonst gibt es keine Zusätze. Wir Gärtner sind schließlich Naturfreunde“, sagt Siegfried Pioch.
Seltene Blütenpracht
Doch nicht nur Nutzpflanzen, sondern auch Exotisches gedeiht in den Kleingärten im Landkreis. Matthias Csoti züchtet in seinem Schrebergarten in der Anlage „An der Hohle“ in Löbau Yuccapflanzen. Sieben Stück blühten diesen Sommer in seinem Kleingarten. „Die größte war 2,44 Meter hoch“, erzählt Matthias Csoti. Das bei uns eher seltene Gewächs bedarf intensiver Pflege. „Es dauert drei Jahre bis so eine Pflanze blüht“, berichtet Csoti. Dieses Jahr war es in seinem Garten wieder so weit. Die sieben Pflanzen erstrahlten in voller Blütenpracht, mit weißen glockenförmigen Blüten.