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Mit Gullideckel in die Tanke

Wieder wurde bei Hentzschels in Zschauitz in die Tankstelle eingebrochen. Diesmal auf die harte Tour.

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Von Birgit Ulbricht

Falls es dieselben Täter waren, dann hatten sie diesmal keine Lust auf einen eleganten Coup. Denn zu sehen, dass sich jemand durch einen etwa zehn Zentimeter breiten Spalt zwischen Heizkörper und Wandverkleidung durchgequetscht, das hatte sogar die Kriminalpolizei beim letzten Einbruch in die Tankstelle Zschauitz sprachlos gemacht. Das war am 12. Mai.

Alkohol konsequent stehenlassen

In der Nacht zum Mittwoch kamen wieder Einbrecher: Diesmal machten sie sich weder die Mühe eines besonderen Planes, noch schreckte sie der Alarm ab. Sie griffen sich das etwa 30 Kilo schwere Regenabflussgitter vor der Tanke und schmissen es kurzerhand durch die Tür. Sie stürmten hinein, rafften zusammen, was im Regal an Tabak und Zigaretten greifbar war – rissen die Werbung dabei noch um und stürmten wieder heraus. Nicht eine einzige Flasche Alkohol nahmen sie mit. Beim Wegrennen verloren sie noch einige Dinge, die die Polizei nur wenige Minuten später fand.

Der Fluchtweg führte geradewegs zu Fuß ins Maisfeld in Richtung Gewerbegebiet Eichenallee. Dort verloren auch die eingesetzten Spürhunde die Fährte. Dass die Täter da abgelegen in ein Auto umstiegen – Tilo Hoschopf, Leiter Kriminaldienst im Polizeirevier Großenhain, vermutet es. Dass es nicht nur ein Täter war, ist schon anhand der Masse der in der Kürze mitgenommenen Packungen zu vermuten. Denn es war ein regelrechter Blitzüberfall: Um 2.22 Uhr wurde der Einbruch beim Sicherheitsdienst DWSI gemeldet. Um 2.30 Uhr waren die Sicherheitsleute vor Ort. Acht Minuten, die für einen Sachschaden von mindestens 9000  Euro und einen Warenschaden um die 7 000 Euro ausreichten.

Bei der Großenhainer Polizei ist man genervt. Die Spurenlage ist dürftig, der Fall aufsehenerregend. Mit Hochdruck wird ermittelt, denn der neuerliche spektakuläre Bruch wird allmählich eine Imagefrage. Für Gert Hentzschel geht es aber um mehr. Denn wie die Versicherung reagiert, bleibt abzuwarten. Noch aus dem letzten Einbruch stehen Zahlungen aus. Außerdem wird jedes Mal die Selbstbeteiligung fällig. „Mal sehen, wie lange das noch gut geht“, sagt Gert Hentzschel.

Schon mit dem letzten Coup am 12. Mai hatte es Hentzschel unfreiwillig in Sachsens Nachrichten geschafft und Zschauitz gleich mit. Niemand konnte sich vorstellen, wie sich jemand durch einen lediglich zehn Zentimeter breiten Spalt quetscht. Die Täter hatten offenbar mit einem Brecheisen die Kunststoffverkleidung aus dem unteren Schaufenstersegment herausgehebelt und standen damit unmittelbar vor einem Heizkörper. Der wurde auch beschädigt, ob nun beim Herumhebeln oder Hochdrücken. Viel Platz war da jedenfalls nicht, denn vor dem Heizkörper stand wiederum ein Regal. Wie auch immer, irgendwie kam der Täter jedenfalls herein. Der nächste Clou: Der äußerst disziplinierte Dieb räumte sämtliche unteren Regalfächer aus, nahm noch Zigarettenstangen aus unteren Schubladen mit.

Mit dem Auto durch die Tür

Doch er griff beim Einbruch Anfang Mai nicht nach oben und blieb damit außerhalb des Blickwinkels der Kamera und damit der Alarmanlage. Weder Schnaps noch Tabak oder Schokolade verleiteten den Täter dazu, aus seiner Deckung hinterm Tresen hervor zu kommen. Dennoch betrug der Wert der geklauten Zigaretten zwischen 6000 und 8000 Euro, so Tankstellen-Inhaber Gert Hentzschel. Kam noch der Sachschaden hinzu, und damit war der Zschauitzer schnell bei einer Summe von 10 000 Euro. So einen Schaden hatten ihm Einbrecher schon einmal gemacht – damals fuhren die Knackis allerdings brachial mit einem gestohlenen Auto durch die geschlossene Schiebetür, sackten fix ein, was sie greifen konnten, und machten sich aus dem Staub. Der Sachschaden war damals enorm. Das war am 6. November 2004. Bei den anderen Einbrüchen muss Gert Hentzschel schon überlegen. Immerhin ist in seine beiden Tankstellen in Zschauitz und Großraschütz seit Weihnachten bereits sechsmal eingebrochen worden. Ob Waschautomat oder Gasflaschen, Staubsauger oder Büro – es gibt offenbar nichts, was Diebe nicht anzieht.