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Mit Herz, Verstand und Humor

Schöpstal. Jung und Alt kommen in der Gemeinde gut miteinander aus. Bei den Seniorentreffs geben die Jüngeren auch gern mal eine lustige Einlage.

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Von Anja Hecking

Eine geheime Kasse muss die Gemeinde Schöpstal irgendwo versteckt haben. Weder Mühe noch Kosten wurden gescheut, um zum Weinfest der Senioren Stars der Volksmusik und Schlagersterne in den Kunnersdorfer „Gerichtskretscham“ zu locken. Für den Hubschrauberanflug der griechischen Sängerin Nana Mouskouri wurde sogar kurzzeitig der Kirchplatz geräumt...

Die „Weißen Rosen von Athen“ hätten die Senioren aus dem Schöpstal am liebsten umgehend an die Frauen weitergegeben, die gleich am Eingang des Saals Platz genommen hatten. Seit vielen Jahren sind sie das Herz der Seniorenbetreuung. „Sie machen das wunderbar und geben sich große Mühe“, sagt eine Kunnersdorferin.

Gelegenheit zum Plaudern

„Für unser Alter sind diese Veranstaltungen mit die einzige Gelegenheit, um uns über die Dinge zu unterhalten, die uns auch berühren“, fügt ihre Tischnachbarin hinzu. Ein Herr aus Ebersbach liebt besonders die Tanzrunden. „Darauf freue ich mich immer sehr, denn ich tanze doch so gern.“ Dass die Seniorenbetreuerinnen aus allen drei Ortsteilen recht lange gesund bleiben, Ideen und Kraft haben, um gemeinsame Treffs wie das Weinfest zu organisieren, wünscht sich eine Girbigsdorferin. „Die Veranstaltungen sind abwechslungsreich, und ich fiebere ihnen schon immer entgegen, wenn ich die Ankündigungen in unserem Dorfblatt gelesen habe.“ Doch mit solchen Überraschungsgästen wie Florian Silbereisen, Heino, den Jacob Sisters, den Wildecker Herzbuben oder Mireille Mathieu hatten die etwa 70 Rentner aus der Gemeinde am späten Donnerstagnachmittag wohl doch nicht gerechnet. Dahinter steckte ein eingeschworenes Grüppchen, das im Schöpstal berühmt und berüchtigt ist für seine spontanen Auftritte. Die sechs Erzieherinnen von der Girbigsdorfer Kindertagesstätte hatten die musikalische Show für das Herbstfest der Kita einstudiert. Was heißt einstudiert, da gibt es eine Idee. Es wird festgelegt, wer welche Rolle übernimmt. Dann kümmert sich jeder um die passende Garderobe, und ohne Proben geht es los. Der Spaß daran ist den Frauen anzumerken. Und so sind sie kurzerhand darauf gekommen, ihr Programm auch vor den Senioren zu zeigen. Improvisiert wird dabei immer. Ein Schlips fehlt am Donnerstagnachmittag. Der wird kurzerhand Bürgermeister Bernd Kalkbrenner abgeknöpft.

Mit Herz und Verstand

„So läuft das bei uns immer“, sagt Erzieherin Karin Pohl, die die Ansprechpartnerin für die Senioren in Girbigsdorf ist. Für jeden Ortsteil gibt es ein bekanntes Gesicht: Sylvia Vieweg in Kunnersdorf und Änne Walter in Ebersbach. Insgesamt sind es 20 Helferinnen in der gesamten Gemeinde. „Ein Teil von ihnen macht das schon seit 25 Jahren, neben Familie und Beruf“, sagt Karin Pohl.

Dass sich Jung und Alt im Schöpstal helfen, wie in einer großen Familie, ist für die meisten Beteiligten selbstverständlich so. Die neue Grundschule in Ebersbach haben sich alle drei Seniorengruppen angesehen. „Dort können wir jetzt auch den neuen Speiseraum nutzen“, freut sich Karin Pohl.

Großes Interesse haben die Rentner an all dem, was in der Gemeinde passiert. Sie laden sich regelmäßig den Bürgermeister ein. Der muss dann Rede und Antwort stehen. Die Jugendklubs sehen sie sich an. Für die Kinder wird gestrickt und genäht. Und über die Ständchen der Mädchen und Jungen aus den drei Kitas und dem Hort freuen sich die Senioren sehr. Eine geheime Kasse brauchen sie dafür nicht, aber Herz und Verstand.