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Mit Leidenschaft und Tiefsinn

Beifallstosen beendete am Mittwoch die Veranstaltung „Musik am Nachmittag“ der Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation. Seit April 1998 touren zweimal im Jahr junge Künstler...

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Von Crista Vogel

Beifallstosen beendete am Mittwoch die Veranstaltung „Musik am Nachmittag“ der Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation. Seit April 1998 touren zweimal im Jahr junge Künstler im Kreis Bautzen und beglücken diesmal mit „Faszination und Träume“ die ältere Generation im Landratsamt und in der Blauen Kugel Cunewalde.

40 Konzerte umfasst die jetzige Reihe zwischen St. Marienstern und Aachen. Aus Bayern, Polen, Tschechien und Sachsen kommen die sieben jungen Leute. Ihr Manager Hartmut Zimmermann schätzt den guten Geist des Ensembles und bringt sich strahlenden Trompetentones im Bicinium-Choral-Entree ein. Kurzweilig und in hoher Qualität läuft das Programm, beginnt mit Wohlfühlmelos Haydn’scher Prägung, einem stimmungsvollen Terzett und dem farbenreichen Divertimento-Satz für Oboe, Violine und Cello. „Träume“ aus Richard Wagners Wesendonk-Liedern berühren mit Ausdruckstiefe und feinsinnigen Nuancen.

Der Tenor Dieter Wagner setzt in Liedern von Richard Strauss leidenschaftliche Akzente. Erstmalig erklingen Oboe und Englisch Horn, zunächst in kunstreich schillernden Metamorphosen von Benjamin Britten für Oboe solo. Später sind es sinnlich tonmalerische Stücke ländlicher Stimmung von Eugéne Bozza im samtweichen Englisch Horn-Sound, gespielt mit Geiger Maciej Labecki. Er besticht mit virtuosesten Valeurs in einem Bach-Adagio und erhält mit Cellistin Wiebke Roterberg in Triosätzen von Schostakowitsch Superapplaus.

Die Cellistin zaubert in tänzerischen Suitensätzen barocken Sologlanz des Thomaskantors. Mittendrin pflegen die Künstler und ihr Meister das gemeinsame Singen mit den Gästen – und von A bis Z ist René Speer das Ass am Flügel.

Seine durchgeistigten Solostücke aus Prokofjews „Flüchtige Visionen“ präsentieren den brillanten Solisten, der ebenso zuverlässiger Begleitpartner ist. Sopranistin Eva Maria Schramm feiert den Jubilar Mozart mit einer anspruchsvollen Opernarie aus „Zaide“, berührt mit Koloraturen und liebenswertem Ausdruck. Frau Fluth und Frau Reich, „Die lustigen Weiber von Windsor“, heimsen Ovationen für amüsante Spielfreude und Koloraturengelächter um die missglückten Liebesbriefe Sir Fallstaffs ein.

Ob streitbares Räuber-Terzett aus der Oper „Zampa“ oder Webers „Freischütz“-Terzett, sie sind Klangsinn und Darstellungskunst vom Feinsten. Als im Finale Dieter Wagner zu süßen Träumen in die Spreegondeln einlädt, schweben die Künstler samt Publikum in Walzerseligkeit der Straußschen „Nacht in Venedig“. Da löst die Musik alle Knoten in der Seele und ein Besucher meint: „War das ein wunderschönes Nachmittagsgeschenk.“