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Mit Liebe gegen Zombies

Der Zittauer Theaterjugendclub spielt „Walking Z“ – ein relativ kurzes und schnelles Stück. Aber mit guten Darstellern. Eine Rezension.

Von Jan Lange
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Ein Zombie greift Zoe an.
Ein Zombie greift Zoe an. © Theater/Artjom Belan

Einsamkeit schmeckt nach Gerste, Hopfen und Malz. Zu dieser Erkenntnis kommt Zoes Vater, der nach dem Tod von Zoes Mutter an der Flasche hängt. Aber nicht nur der Vater, auch Zoe ist einsam. Die 16-Jährige wird von den Mitstreitern im Theaterjugendclub, vor allem von Zacharias, der sich selbst Zac nennt, gemobbt. Sie sei wie ein Buch von Dostojewski - dick, schwer und keiner will dich anfassen -, rufen ihr die anderen Schüler zu. Zoes Darstellerin Luisa Jäger ist dabei überhaupt nicht mollig. Das sie dennoch mit der Hauptrolle in dem neuen Theaterjugendstück "Walking Z" betraut wurde, liegt vielleicht auch daran, dass sie bereits im Vorjahr in "Oleanna" die Hauptrolle gespielt hatte. Diese Erfahrung spürt der Zuschauer in ihrer Spielweise.

Die Figur des Zac wird von Karl-Georg Rößler dargestellt. Er ist relativ neu im Zittauer Theaterjugendclub. Im vorigen Jahr hat er Schauspielintendantin Dorotty Szalma nach einer Premiere angesprochen, dass er gern in der Jugendtruppe mitmachen wolle. Aber erst in der nächsten Spielzeit, antwortete ihm die Theaterchefin, wie sie am Sonnabend auf der Premierenfeier von "Walking Z" verriet. Karl-Georg ließ aber nicht locker, schickte ihr zehn Nachrichten aufs Handy und rief sie fünf Mal an. Heute ist Dorotty Szalma froh, dass der Jugendliche so hartnäckig war. Mit seiner Darstellung des Zac habe er die Theaterchefin begeistert. Und nicht nur sie. Das Publikum - die Studiobühne ist bis auf den letzten Platz besetzt gewesen - spendet minutenlangen Applaus.

Dass er das erste Mal, und das gleich in einer Hauptrolle, auf der Theaterbühne steht, ist Karl-Georg Rößler kaum anzumerken. Es ist eine Menge Text, die er und Luisa Jäger sich merken müssen. Den müssen sie auch noch relativ schnell sprechen. "Walking Z" ist insgesamt ein sehr schnelles Stück, immer wieder wechseln sich Szenen mit Zoe und Szenen mit Zac ab, bis beide schließlich wieder aufeinandertreffen und sich gemeinsam gegen die zahlreichen Zombies in Zittau erwehren müssen. Denn alle, denen die beiden begegnen, haben sich in Untote verwandelt - angefangen von Zoes Vater über den Tankwart und die Polizisten bis hin zur Schulkameradin aus der Parallelklasse. Nur Zoe und Zac sind noch "normal". Wobei die Beiden durchaus auch ihre Eigenheiten haben. Zoe trägt beispielsweise gern einen Einhorn-Jumpsuit, einen einteiligen Overall in Pink, der an der Kapuze ein Einhorn hat. Das junge Mädchen liebt außerdem den Film "Dirty Dancing", den sie gut 100 Mal mit ihrer Mutter und nun auch allein angesehen hat. Sie träumt davon, so zu tanzen, wie in dem Kultfilm. Das ist natürlich nichts für Zac. Der macht sich über die 16-Jährige lustig angesichts ihrer Vorlieben. Um die Zombie-Apokalypse zu überleben, müssen sie sich aber wohl oder übel zusammentun. Und aus der Hassliebe wird am Ende richtige Liebe. Zac gesteht Zoe, dass er sie liebt. Diese drei Worte sind es auch, die die Zombies weichen lassen.

Das Ende kommt bereits nach gut einer Stunde. Ein kurzes Stück also. Dafür ein schnelles. Da muss der Zuschauer teilweise ganz genau hinhören, um jeden Satz zu verstehen. Die Textvorlage von Daniel Ratthei, die er extra für das Zittauer Theater geschrieben hat, ist nur 30 Seiten lang gewesen, erklärt Regisseur Stephan Bestier. Bei den Proben habe sich gezeigt, dass das Stück nur eine Stunde lang wird. "Warum sollen wir es in die Länge ziehen", meint Bestier. Für den ehemaligen Zittauer Schauspieler ist es in dieser Spielzeit bereits die dritte Regiearbeit am Gerhart-Hauptmann-Theater. Bei seiner vorletzten Arbeit, dem Weihnachtsmärchen "Die Schneekönigin", ist das Zittauer Theater fast immer ausverkauft gewesen. Zumindest auf die Premiere von "Walking Z" traf das auch zu. Die weiteren Vorstellungen sind aber auch schon teilweise gut verkauft. Für die Schauspielchefin bietet das neue Jugendstück das, was Theater ausmacht: eine frische Umsetzung mit vielen Lachern. Dem kann man sich nur anschließen.

Weitere Vorstellungen: 31. März und 5. April, jeweils 19.30 Uhr, sowie 23. Mai, 18 Uhr.

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