Von Iris Hellmann
Mit übrig gebliebenen Ostereierfarben hat alles angefangen. Vor vier Jahren etwa entstanden so die ersten Malereien von Bernhard Stoschek und seiner Frau Ursula. Und beide hatten damit ein neues Hobby entdeckt. „Es hat einen leidenschaftlichen Charakter“, erzählt Bernhard Stoschek. „Wie eine angenehme Form von Sucht. Beim Malen kann es passieren, dass man Zeit und Raum vergisst.“ Als Autodidakt hat sich der 53-Jährige nach und nach in verschiedene Techniken eingelesen und vieles einfach ausprobiert. Mehr als 70 Bilder sind seitdem entstanden. Einige Werke sind in einer benachbarten Physiotherapiepraxis zu sehen.
Im Kunstverein engagiert
Die Kunst und die hiesigen Künstler liegen dem gebürtigen Bayern am Herzen. „Da ist so ein großes Potenzial da“, ist er überzeugt. Daher engagiert sich Bernhard Stoschek im Oberlausitzer Kunstverein und für das Projekt „Kunst offen in Sachsen“. Die Organisatoren wollen einen Verein ins Leben rufen, der sich derzeit in der Gründungsphase befindet. Bernhard Stoschek hat das Amt des Schatzmeisters übernommen. „Im vergangenen Jahr hatten wir Sponsoren für die Veranstaltung. Diesmal müssen wir alles aus eigenen Mitteln finanzieren“, sagt Stoschek. Bereits zum zweiten Mal findet nun am Pfingstwochenende diese Aktion statt. Etwa 100 Künstler in ganz Sachsen – rund 30 mehr als im vergangenen Jahr – öffnen ihre Ateliers und lassen sich von Neugierigen über die Schulter schauen. Bei Bernhard Stoschek und seiner Frau dürfen sich die Besucher am Pfingstsonntag und -montag auch selbst künstlerisch versuchen. „Wir haben Malpappen vorbereitet, da können die Leute gern mal ausprobieren“, verrät Ursula Stoschek.
Im Erdgeschoss ihres Hauses an der Bischofswerdaer Straße in Bretnig haben die Stoscheks ihr Atelier eingerichtet. Eine große Staffelei steht mitten im Raum, darauf eine gerade entstandene Wüstenlandschaft. An den Wänden hängen großformatige Landschaftsbilder, aber auch Stillleben oder Tierzeichnungen.
Manche der Bilder von Bernhard Stoschek haben surrealistische Züge und erinnern an Salvador Dali. Mal dominiert ein freundliches Gelb, mal ein helles Blau. Manchmal, wenn er sich über etwas geärgert hat, werden die Farben auch kräftiger. „Die therapeutische Wirkung darf man nicht vernachlässigen“, schmunzelt er. Je nach Stimmung wird auch passende Musik zum Malen gewählt. Mal ist Vivaldi, mal sind die Toten Hosen angesagt. „Manchmal stört mich Musik aber auch“, sagt Bernhard Stoschek. Während er eher abends nach einem Bürotag beim Malen entspannt, setzt sich seine Frau Ursula am liebsten frühmorgens an die Staffelei.
Die meisten Bilder entstehen mit Ölfarben, aber auch Pastellkreide oder Holzschnitt-Technik probieren die Stoscheks gern aus. Anregungen für Motive holen sie sich dabei übrigens auch aus der Sächsischen Zeitung. „Wir schneiden besonders schöne Fotos aus und nehmen sie als Vorlage“, erzählt Ursula Stoschek. Auch Kunstausstellungen wie die Galerie der Neuen Meister in Dresden und Workshops inspirieren das Ehepaar. Beispielsweise war der impressionistische Stil von Claude Monet das Einstiegsvorbild von Bernhard Stoschek. Allerdings, betont er, gehe es immer darum, etwas eigenes entstehen zu lassen.
Einfach nur abmalen, das ist nichts für ihn. Fertig bespannte Leinwände übrigens auch nicht. Bernhard Stoschek kauft lieber die Leisten selbst, bespannt die Rahmen und sucht die passenden Grundierungen. „Schon allein das auszuprobieren, macht viel Spaß.“